12. August 2024, 20:36 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Kein langes Warten bis der Nagellack getrocknet ist, kein Abblättern mehr – dafür über zwei Wochen lang perfekt lackierte Fingernägel: Als ich vor einem Jahr das erste Mal Shellac ausprobiert habe, war sofort klar, dass ich nie wieder etwas anderes an meine Nägel lassen würde. Aber da hatte ich die Rechnung ohne meine Nägel gemacht – die rebellierten plötzlich und lösten sich fast auf. Ein Erfahrungsbericht.
Es gibt Frauen, die sich richtig gut selbst die Nägel lackieren können. Und dann gibt es mich. Meine Talentfreiheit sorgte dafür, dass ich jahrelang ohne lackierte Nägel durchs Leben ging – auch wenn ich farbig-manikürte Hände bei anderen immer neidvoll bewunderte. Vor zwei Jahren beschloss ich dann, auf professionelle Hilfe zurückzugreifen, seitdem gehe ich ins Nagelstudio. Heißt: mindestens alle zehn Tage. Denn schnell stellte ich fest, dass normaler Lack nur dellenfrei bleibt, wenn man die Hände mit Verlassen des Nagelstudios einfach nicht mehr benutzt. Doch dann hörte ich von Shellac.
Übersicht
Shellac – (m)ein Teufelskreis
Auch der zeitliche Aufwand nervte: erst Maniküre, dann der Unterlack, gefolgt von zwei Schichten Farblack, kurze Pause zum Trocknen, dann erneut Überlack und dann mindestens 30 Minuten warten, bis die Schichten trocken sind. Über eine Stunde dauerte solch ein Termin. Während andere dabei entspannten, konnte ich es kaum erwarten, endlich gehen zu dürfen. Meine Ungeduld resultierte regelmäßig in Kratzern und Dellen, nur Minuten, nachdem ich das Studio verlassen hatte. Die Lösung: Shellac. Der Gel-Lack hält lange, ist sofort trocken und der Termin im Studio dauert nur rund 30 Minuten. Endlich lackierte Nägel ohne ewiges Warten – ich sah mich im Maniküre-Himmel angekommen. Doch dann ging’s los.
Der Gel-basierte Lack lässt sich, im Gegensatz zu herkömmlichen Lacken, fast wie eine Folie abziehen. Dieses „Abknibbeln“ macht manchmal sogar richtig Spaß. Doch ist der Nagel nicht mehr vom Shellac „geschützt“, bemerkt man, wie weich er geworden ist. Mit dem freigelegten Nagel etwas abkratzen? Keine Chance. Das war nach etwa drei Monaten, also fünf Shellac-Runden der Fall. Ab dann wurde es mit jedem Mal schlimmer. Meine freigelegten Nägel rissen mir ständig ein: Reißverschluss hochziehen – Riss. Wasserkiste anheben – Riss. An der Tür hängen bleiben – Riss. Das war lästig, wurde von mir aber einfach mit einem neuen Termin im Studio geregelt. Dort wurde der angegriffene Nagel wieder geklebt, zurechtgefeilt und versiegelt. Ein Teufelskreis.
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Rissige Nägel und späte Einsicht
Ich gebe ehrlich zu: Ich war so verliebt in meine Shellac-Nägel, dass ich die Schuld für meine schlechte Nagelqualität in meinem Lebensstil statt in der Prozedur an sich gesucht habe. Ich stellte meine Ernährung um und kaufte mir ein Biotin-Präparat, dass angeblich Haare und Nägel stärken soll. Überraschung: Es brachte nicht wirklich was. Erst nach einem halben Jahr kam der Moment der Einsicht. Nach einem Zusammenstoß mit einem Türrahmen brach ein Stück meines Daumennagels einfach ab. Der Riss ging so tief, dass sogar die Haut unter dem Nagel ein kleines Stück freigelegt wurde. Schmerzhaft, unschön und an Überlackieren war nicht mehr zu denken. Ich musste eine Shellac-Zwangspause einlegen.
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Vier Wochen dauerte es, bis der lädierte Nagel wieder nachgewachsen war. Vier Wochen, in denen sich auch meine restlichen Nägel merklich veränderten: aus brüchigen, ständig splitternden Nägeln wurden wieder gesunde, harte Nagelplatten. Alles nur, weil ich meinen Händen Ruhe vom luftundurchlässigen Shellac und dem aggressiven Nagellackentferner mit Aceton, den man zum Entfernen benötigt, gegönnt hatte. Mein nächster Besuch im Nagelstudio beinhaltete nur eine Maniküre, ganz ohne Lack. Als ich meine traumatische Erfahrung der Nagelspezialistin berichtete, sagte sie nur trocken: „Ja, man muss schon regelmäßig Pause vom Gel-Lack machen, sonst wird es übel.“ Weise Worte, die ich gerne gehört hätte, bevor ich mir meine Nägel ruiniert hatte.
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Warum ich Shellac trotzdem noch eine Chance gebe
Den ganzen Sommer über gönnte ich meinen Nägeln eine Ruhepause: kein Lack, kein Nagellackentferner, keine Nagelstudio-Besuche. Jedem einzelnen Nagel geht es wieder prächtig und auch ich habe mich vom Shellac-Schock erholt. Meine perfekt lackierten Nägel vermisse ich aber trotz aller Widrigkeiten dennoch. Deshalb ist der nächste Termin für eine Shellac-Maniküre schon gebucht, diesmal aber mit besserer Strategie: nach zwei Runden Shellac werde ich meinen Nägeln in Zukunft immer eine Pause von mindestens einer Woche gönnen. Nicht nur, um die Nägel zu schonen, sondern vor allem, um deren Zustand besser unter Kontrolle zu haben. Schöne Nägel sind eben doch mit Pflege verbunden – und vor allem mit ganz viel Geduld.