27. Oktober 2024, 8:19 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Haben Sie schon einmal von dem Siegel „Grüner Knopf“ gehört? Viele haben es schon auf Kleidungsstücken wahrgenommen, doch nur wenige wissen, was es wirklich bedeutet. STYLEBOOK klärt auf.
Der „Grüne Knopf“ soll Kleidungsstücke markieren, die unter Einhaltung von sozialen und ökologischen Mindeststandards hergestellt wurden. Was das genau bedeutet, erfahren Sie hier.
Übersicht
Was ist der „Grüne Knopf“?
Der „Grüne Knopf“ ist ein deutsches staatliches Siegel für nachhaltige Textilien, das von der Bundesregierung im Jahr 2019 eingeführt wurde. Es kennzeichnet Kleidung und andere textile Produkte, die nach sozialen und ökologischen Standards produziert wurden. Ziel des Grünen Knopfs ist es, faire und umweltfreundliche Arbeitsbedingungen sowie nachhaltige Herstellungsprozesse in der Textilindustrie zu fördern.
Wer bekommt den „Grünen Knopf“?
Die Produzenten von Kleidungsstücken sowie von Matratzen, Bettwäsche und Rucksäcken verpflichten sich zur Einhaltung von bestimmten Sozial- und Umweltstandards. So müssen bei der Herstellung der Produkte Mindestlöhne gezahlt und gewisse Sicherheitsmaßnahmen gewährleistet werden. Kinder- und Zwangsarbeit dürfen ebenso wenig Teil des Produktionsprozesses sein wie der Einsatz gefährlicher Chemikalien.
Unternehmen, die den Grünen Knopf tragen wollen, müssen sich ebenfalls verpflichten, unternehmerische Sorgfaltspflichten einzuhalten. Sie müssen etwa Maßnahmen gegen Menschenrechtsverletzungen in ihren Lieferketten ergreifen und die Einhaltung ökologischer Standards überwachen.
Auch interessant: Wissen Sie eigentlich, wie Ihre Kleidung die Umwelt belastet?
Warum gibt es das Siegel?
Im April 2013 war in Bangladesch das achtgeschossige Fabrikgebäude „Rana Plaza“ eingestürzt, in dem viele internationale Konzerne ihre Textilien nähen ließen. 1135 Menschen kamen damals ums Leben. Das Unglück hat den Blick dafür geschärft, dass in der Textilwirtschaft weltweit bis zu 150 Millionen Menschen unter oftmals erbärmlichen Bedingungen arbeiten. Als Reaktion darauf war 2014 in Deutschland das Textilbündnis gegründet worden, in dem sich Modefirmen wie Esprit und Handelsketten wie H&M zu menschenwürdigen Arbeitsbedingungen und mehr Umweltschutz bekennen. Dem Bündnis hat sich allerdings nur die Hälfte der Branche angeschlossen. Es gibt bereits zahlreiche Siegel wie „Fairtrade“ oder das EU-„Ecolabel“, die decken jedoch nur einzelne soziale oder ökologische Aspekte ab. Anders der „Grüne Knopf“.
Im Check Ein Jahr „Grüner Knopf“ – was hat das Textilsiegel bisher gebracht?
Stiftung Warentest macht den Check So viel Nachhaltigkeit steckt wirklich hinter den Textilsiegeln
Die Wahrheit hinter dem Label Wie viel BIO steckt wirklich in „H&M Conscious“ & C&A-Klamotten?
Das sagen Textilbranche und Entwicklungsorganisationen zum „Grünen Knopf“
Der offizielle Branchenverband textil+mode lehnt das Label ab. Zum einen produziere die deutsche Modeindustrie bereits nach höchsten Umwelt- und Sozialstandards. Zum anderen sei ein nationales Siegel in einer globalen Industrie widersprüchlich, zumal es schon jetzt diverse anerkannte Qualitätssiegel gebe. Trotzdem hatten sich nach Ministeriumsangaben bis Ende August bereits mehr als 50 Firmen der Vorprüfung für den „Grünen Knopf“ unterzogen – vom Ein-Frau-Betrieb bis zum multinationalen Unternehmen.
Auch interessant: So einfach ist der Schritt zur Fair Fashion
Die Entwicklungsorganisationen sehen das Siegel grundsätzlich wohlwollend, sie gehen ihnen jedoch noch nicht weit genug. Thilo Hoppe von „Brot für die Welt“ etwa würde gesetzliche Regelungen vorziehen, räumt allerdings ein, dass dies in der Bundesregierung sehr umstritten sei. Als staatliches Meta-Siegel hat der „Grüne Knopf“ seiner Einschätzung nach eine „neue Qualität“ und könnte deshalb besonders im Beschaffungswesen von Bund, Ländern und Gemeinden eine wichtige Rolle spielen. Kritisch sieht er allerdings, dass einige Stufen der Lieferkette, wie Anbau und Ernte der Baumwolle, vorerst außen vor bleiben. Die Kriterien müssten weiterentwickelt werden, „bis sie alle Stufen der Lieferkette umfassen und auch existenzsichernde Löhne beinhalten“, so Hoppe.