13. Mai 2020, 4:55 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Modegeschäfte öffnen wieder. Und wegen des Lockdowns müssen sie eine Menge unverkaufter Ware schnellstmöglich loswerden. Das bedeutet gute Aussichten für Schnäppchenjäger – und schwere Zeiten für die Modeindustrie.
Der Handel steht unter doppeltem Druck. Denn in den Läden türmt sich die während der coronabedingten Ladenschließungen unverkauft gebliebene Ware. Doch die Kauflust der Kunden ist angesichts der Folgen der Corona-Pandemie gering. Der einzige Weg um die Kleidung doch nach an den Mann und die Frau zu bringen: die Preise reduzieren. Mal sind es 20, mal 50 und manchmal sogar 70 Prozent – immer mehr Modehändler werben jetzt schon mit hohen Rabatten auf ihre Frühjahrs- und Sommerkollektionen.
Mode ist „verderbliche“ Ware
„Im Sommer könnte der Modehandel auf einem Berg von einer halben Milliarde unverkaufter Textilien sitzen“, fürchtet der Sprecher des Handelsverbandes Textil (BTE), Axel Augustin. Schon jetzt stapelten sich im Handel rund 200 bis 300 Millionen unverkaufte Artikel in Stores und Lagern. Dabei ist es „verderbliche“ Ware: Frühlingskollektionen sind schon jetzt schwer zu verkaufen, selbst bei der Sommerware drängt die Zeit. Das Problem trifft die großen Warenhäuser ebenso wie die kleinen Selbstständigen – und rasche Besserung ist nicht in Sicht.
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„Die Verbraucher befinden sich in einer Schockstarre“, sagt GfK-Experte Rolf Bürkl. Die Menschen gingen davon aus, dass Deutschland wegen der Corona-Krise in eine schwere Rezession stürzen wird. „Einkommenserwartung und Anschaffungsneigung befinden sich im freien Fall.“
Keine Kaufanlässe für neue Kleidung
Doch nicht nur das. „Bei Mode und Bekleidung fehlt es auch ganz einfach an Kaufanlässen“, klagt Branchenvertreter Augustin. Die Kleiderschränke der Bundesbürger seien voll, gekauft werde nur, wenn es einen besonderen Grund dafür gebe. „Aber an solchen Anlässen – egal ob eine Party, ein Urlaub oder eine Hochzeit – fehlt es seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie“, klagt er. Es gebe einfach nur noch selten Grund, sich schick zu machen.
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Die Folge: Auch wenn inzwischen die meisten Läden in den Einkaufsstraßen wieder geöffnet haben und eigentlich nach den Wochen ohne Shopping ein gewisser Nachholbedarf bestehen müsste, sind die Fußgängerzonen weiterhin deutlich leerer als vor der Krise. Noch sei in den deutschen Innenstädten „nicht einmal halb so viel los wie sonst“, klagte das Branchenfachblatt „Textilwirtschaft“ in seiner jüngsten Ausgabe.
Schlechte Stimmung in der Modebranche
Die Stimmung in der Branche ist denn auch schlecht. „Ein wirklich normales Saison-Geschäft, wie wir es aus den Vorjahren kennen, erwarten wir frühestens zur Weihnachtszeit – und das nur, wenn alles gut geht“, sagte der C&A-Topmanager Marijn van der Zee der „Textilwirtschaft“. C&A rechne in diesem Jahr mit Umsatzverlusten im zweistelligen Bereich. „Das ist eine katastrophale Situation für einen Händler.“
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Outlet-Center sind die Gewinner
Profitieren könnten von der vielen unverkauften Ware am Ende – neben den Schnäppchenjägern – die Factory Outlet-Center. „Die Outlet-Center werden mit Ware geflutet werden“, prognostiziert der Branchenkenner Joachim Will, Inhaber des Wiesbadener Beratungsunternehmens Ecostra. Und das werde sie für die Verbraucher noch attraktiver machen. Schon jetzt laufe das Geschäft in etlichen Outlet-Centern deutlich besser als in den klassischen Einkaufsstraßen, berichtet der Experte. Doch der eigentliche Run auf die Center stehe noch bevor. Deutlich pessimistischer ist seine Einschätzung in Bezug auf den klassischen Modehandel. Die bisherigen Rabattaktionen seien wohl erst der Anfang, ist der Branchenkenner angesichts der überquellenden Warenlager und der leeren Kassen der Händler überzeugt: „Es wird zu einer gewaltigen Rabattschlacht im gesamten Modehandel kommen.“
Mit Material von dpa