19. Februar 2019, 13:02 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Modewelt trägt Trauer: Karl Lagerfeld, der große Modezar, ist im Alter von 85 Jahren in Paris gestorben. Französische Pressemeldungen wurden mittlerweile vom Modekonzern Chanel bestätigt.
Schon seit Monaten hatte der Gesundheitszustand des Designers immer wieder für Spekulationen gesorgt, bei seinen letzten öffentlichen Auftritten wirkte Lagerfeld ausgezehrt und geschwächt. Am Montagabend sei er laut „Le Figaro“ ins Krankenhaus eingeliefert worden, am Morgen des 19. Februar erlag er dann seinem Leiden, heißt es.
Lagerfeld, der Musenmacher
Karl Lagerfeld – geschätzt, verehrt, geachtet. Wer in seiner Gunst stand, hatte es geschafft. Allerdings konnte er mindestens genauso gut seine Missachtung zum Ausdruck bringen, Lagerfelds ungeschöntes Urteil war weit über die Modemetropole Paris hinaus gefürchtet. Mit dem Beginn seiner Tätigkeit als Chefdesigner bei Chanel im Jahr 1983 schuf der in wohlhabenden Verhältnissen aufgewachsene Karl Lagerfeld die Ära der Supermodels: Seine erste Muse war die Französin Inès de la Fressange, die wie kaum eine andere den Look der Marke Chanel repräsentierte, Claudia Schiffer wurde in seinem Glanz zum Supermodel.
Über ein halbes Jahrhundert hinweg bestimmte Lagerfeld die Mode. Mitte der 50er Jahre begann er in Paris große Couture-Häuser wie Balmain, Patou, Chloé oder Fendi zum Erfolg zu führen. Er habe sich schon immer für Kleider interessiert, ohne zu wissen, dass man das Mode nenne, sagte Lagerfeld einmal in einem seiner zahlreichen Interviews.
Der Meister erschuf „Looks“
Die Traditionsmarke Chanel rüttelte der deutsche Modeschöpfer aus ihrem Dornröschenschlaf. Die typischen Tweedstoff-Jacken poppte er mit Bändern und Fransen neu auf, Haute-Couture-Kleider kombinierte er mit Sportschuhen. Treu blieb er dem klassischen Cocktailkleid und dem rosa Kostüm. Kollektionen unter seinem eigenen Namen entwarf er ab Mitte der 70er Jahre. Heute hinterlässt der Wahlpariser ein Modeimperium, dessen Wert auf mehrere Millionen Euro geschätzt wird. Seine Mode war elegant, minimalistisch und innovativ. Unvergesslich das kleine Chanel-Jäckchen, die tiefe Rücken-Dekolletés, seine Wollmäntel mit Gürtelschließe am Kragen. Lagerfeld erneuerte klassische Formen und schuf „Looks“.
Zuletzt fehlte er genau da, wo er jedes Mal frenetisch gefeiert wurde – auf dem Laufsteg zum Finale einer Chanel-Show. Die offizielle Begründung: Lagerfeld habe sich müde gefühlt. In Paris, wo er nach dem Tod von Modeschöpfer Yves Saint-Laurent der letzte noch verbliebene Modezar war, war die Sorge groß. Erst im November hatte er noch die berühmte Festtagsbeleuchtung auf der Pariser Prachtmeile Champs-Élysées eingeweiht.
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Karl Lagerfeld und seine Sprüche
Legendär waren Lagerfelds Aussprüche. Über seine Haut sagte er: „Ich gehe nicht mehr in die Sonne. Schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Ich will nicht aussehen wie eine alte Schildkröte.“ Über seine Ausbildung: „Ich habe ja im Grunde nie etwas gelernt. Ich habe nicht einmal Abitur gemacht und nix.“ Vernichtend war das Urteil des Modezaren über Freizeitkleidung: „Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“
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Karl, „König der Maßlosigkeit“
Lagerfelds unermüdlicher Gestaltungswille beschränkte sich nicht nur auf die Haute Couture. Für Aufsehen sorgte 2004 seine Ankündigung, kostengünstige Mode für den schwedischen Discount-Modefilialisten H&M zu entwerfen. Lagerfeld war der erste Design-Kooperationspartner. Ihm folgten unter anderem Lanvin und Versace. Frankreichs Presse nannte den Sohn des Hamburger „Glücksklee“-Kondensmilch-Fabrikanten Otto Lagerfeld wegen seiner rastlosen Kreativität auch „König der Maßlosigkeit“ oder „Karl den Großen“. Eine Anspielung an den gleichnamigen Herrscher, der bis 814 König des Frankenreichs war, das unter ihm zu seiner größten Ausdehnung und Machtentfaltung fand.