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Meinung

Darum ist Kim Kardashians Nippel-BH mehr als nur ein gelungener Marketing-Coup 

Kim Kardashian zeigt gerne, was sie hat!
Kim Kardashian zeigt gerne, was sie hat! Foto: Getty Images
Rebecca Stringa
Redaktionsleitung bei STYLEBOOK

8. November 2023, 16:07 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Ein BH mit einer aufgesetzten Brustwarzen-Applikation wirkt auf den ersten Blick wie ein schlechter Marketing-Scherz. Aber wie wir wissen, meint Kim Kardashian es mit ihrer Unterwäsche-Firma „Skims“ ernst. Warum hinter dem skurrilen Bekleidungsstück jedoch mehr steckt, als man auf den ersten Blick erkennt, verrät Ihnen unsere Redakteurin.

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Die Frauen aus dem Hause Kardashian/Jenner sind immer wieder für überraschende News gut: Nachdem Kylie jetzt auch das Modebusiness aufwirbelt, ließ sich ihre große Schwester Kim Kardashian nicht lumpen und brachte ebenfalls ein neues Produkt auf den Markt: einen Nippel-BH. Doch warum sollte Frau so etwas benötigen?

Vorab: Vier Jahre nach Gründung hat Skims, das Bekleidungsunternehmen, das von Kim Kardashian mitbegründet wurde, seinen Unternehmenswert um das Vierfache gesteigert. Laut „New York Times“ hat Skims in einer neuen Finanzierungsrunde 270 Millionen US-Dollar eingesammelt, wodurch das Unternehmen mit vier Milliarden US-Dollar bewertet wird. Kardashian und ihr Geschäftspartner Jens Grede haben das Ziel verfolgt, Skims zur nächsten großen Bekleidungsmarke zu entwickeln. Und dieses Ziel scheint bald erreicht, denn die Marke hat kürzlich seine erste Herrenkollektion auf den Markt gebracht und wurde zum offiziellen Unterwäsche-Partner der NBA ernannt. Nicht schlecht!

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Kim Kardashian überrascht mit Nippel-BH

Ende Oktober der nächste größte Coup: Der Star aus „American Horror Story: Delicate“ – ja, Kim ist jetzt auch eine richtige Schauspielerin – kündigte den „Push-Up Nipple Bra“ (60 Euro) an, um sowohl den Brustkrebsmonat als auch die Umwelt in den Fokus zu rücken. Dieses ungewöhnliche Unterwäschestück ist in verschiedenen Band- und Körbchengrößen von A bis F erhältlich. Zudem stehen sechs Farben zur Auswahl: Sand, Lehm, Sienna, Bronze, Kakao und Onyx. Laut der Marke handelt es sich bei diesem BH um eine „authentische Verbesserung“ des meistverkauften Ultimate-BHs.

Marketing sorgte für Aufsehen

Kardashian setzte ihre kürzlich erworbenen schauspielerischen Fähigkeiten in der neuen Kampagne der Marke ein. In einem 37-sekündigen Spot sagt sie: „Die Temperaturen der Erde steigen unaufhörlich. Die Meeresspiegel steigen. Die Eisschilde schmelzen, und ich bin keine Wissenschaftlerin. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass jeder seine Fähigkeiten nutzen kann, um seinen Teil beizutragen.“ Sie führt die Einführung eines brandneuen BHs mit eingebauten Brustwarzen ein und betont, dass dieser auch an heißen Tagen immer ein kühles Aussehen verleiht. Sie sagt: „Manche Tage sind hart, aber diese Brustwarzen sind noch härter. Und im Gegensatz zu den Eisbergen werden sie nicht verschwinden.“

Die Marke wird zehn Prozent der Verkaufserlöse des Nipple-Bra als einmalige Spende an „1 % for the Planet“ geben. Diese Organisation zertifiziert Unternehmen, die einen Teil ihrer Umsätze an Umweltschutzorganisationen spenden.

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Die Nutzer scheinen gespalten auf Nippel-BH zu reagieren

So weit, so gut. Viele User erinnerten sich in den Kommentaren an Samantha Jones aus „Sex and the City“ (gespielt von Kim Cattrall, die kürzlich für Skims modelte) und ihren berühmten Moment mit den „angesagten Brustwarzen“. Viele Nutzerinnen äußerten ihr Unverständnis.

Und hier muss ich gestehen, gehörten meine Freundinnen und ich anfangs auch dazu. Doch dann wurden immer mehr Stimmen laut, die den Nippel-BH von Kim Kardashian wirklich feiern. Was es damit auf sich hat? Mit einem Problem, mit dem ich zum Glück bisher verschont blieb: Brustkrebs.

Brustkrebs-Überlebende feiern den BH

Einige Kommentatoren auf Skims Instagram-Ankündigung finden, dass der BH mit Brustwarzen für Menschen, die gegen Brustkrebs gekämpft haben, und für Transfrauen von großer Bedeutung sei. „Das ist bahnbrechend für Menschen, die Mastektomien hinter sich haben. Es mag für einige unwichtig erscheinen, aber für andere bedeutet es ein Stück Normalität nach einer Tragödie“, schrieb eine Person. Ein anderer Kommentator meinte: „Dies ist ein Wendepunkt für all jene, die aufgrund von Brustkrebs eine Mastektomie durchgemacht haben und auch für unsere transgeschlechtlichen Geschwister.“ Absolut gerechtfertigte Punkte, die in meinem Alltag bisher kaum vorkamen.

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Brustkrebs aus Marketing ausgeschlossen – warum?

Kim Kardashian wurde in der Vergangenheit bereits für ihre Gestaltung von barrierefreier Unterwäsche, Loungewear und Shapewear für Menschen mit verschiedenen Bedürfnissen sehr gelobt. Daher fanden einige Mitglieder der Brustkrebs-Community es merkwürdig, dass sie das Potenzial nicht erkannte, dies ins Marketingmaterial einzubeziehen, insbesondere bei der Einführung des Produkts am letzten Tag des Brustkrebsmonats.

Obwohl Kardashian auf den „Schockfaktor“ und die sexuelle Anziehungskraft hinweist, die Brustwarzen immer noch haben, hat sie ein Produkt geschaffen, das besonders für eine wachsende Gemeinschaft wegweisend sein könnte: Menschen, die an Brustkrebs erkrankt sind oder waren. Diese haben oftmals durch eine Mastektomie ihre Brustwarzen verloren oder schämen sich über die veränderte Form.

Daher auch meine einzige Kritik: Sichtbarkeit. Hier hätte Frau Kardashian neben des Umweltschutzes auch auf Brustkrebs-Überlebende und Transfrauen eingehen können. So hatte das Video zwar einen Schockfaktor, dennoch sorgten erst die Kommentare für einen nachhaltigen, wertvollen Diskurs. Das geht noch besser, liebe Kim!

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Darum sollten Brustwarzen in 2023 nicht mehr redenswert sein

Ich werde nicht müde es zu betonen: Die Stigmatisierung von Nippeln ist ein archaisches und ungerechtfertigtes Tabu, das in unserer modernen Gesellschaft überwunden werden muss. Es ist höchste Zeit, dass wir uns von dieser Doppelmoral verabschieden und die Diskriminierung von Nippeln beenden.

Nicht erst seit des Hashtags #freethenipple, ist die Geschlechterungleichheit in der Brustwarzen-Stigmatisierung offensichtlich und inakzeptabel. Während männliche Nippel ohne Probleme in der Öffentlichkeit gezeigt werden können, werden weibliche Nippel oft verhüllt, zensiert und als obszön betrachtet. Dies ist nichts anderes als eine eklatante Form der Geschlechterdiskriminierung. Wenn Männer ihre Brustwarzen offen zeigen dürfen, sollten Frauen nicht anders behandelt werden.

Auch interessant: Marvel-Star Florence Pugh: „Warum habt ihr solche Angst vor Brüsten?“

Stigmatisierung führt zu einem ernsthaften Problem des Körperbilds und Selbstbewusstseins

Die Stigmatisierung von Nippeln führt auch zu einem ernsthaften Problem des Körperbilds und Selbstbewusstseins. Menschen, insbesondere Frauen, werden dazu ermutigt, sich für ihren Körper zu schämen und Teile davon zu verbergen, die völlig natürlich sind. Dies kann schwerwiegende Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl und die psychische Gesundheit haben.

Nippel sind ein natürlicher Teil des menschlichen Körpers. Sie dienen nicht nur der Stillfähigkeit, sondern sind auch ein Ausdruck der kulturellen Vielfalt und des künstlerischen Ausdrucks. Die Stigmatisierung von Nippeln schränkt nicht nur die individuelle Freiheit ein, sondern auch die künstlerische Freiheit und die kulturelle Vielfalt.

Es ist an der Zeit, die Stigmatisierung von Nippeln zu beenden und eine offene, inklusive und gerechte Gesellschaft zu schaffen, in der alle Menschen, unabhängig von ihrem Geschlecht, frei darüber entscheiden können, wie sie ihren Körper zeigen und akzeptieren. Nippel sind nicht obszön, sie sind natürlich, und es ist höchste Zeit, dass dies in unserer Gesellschaft anerkannt wird. Und hier schubst uns der Weltstar Kim Kardashian mit ihrem Nippel-BH vielleicht in die richtige Richtung!

Themen Brustkrebs Female Empowerment Unterwäsche
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