6. November 2018, 11:47 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Liegt es in den Genen? Ist es anerzogen? Oder einfach nur völlig überholt? Woher kommt die Zuschreibung Mädchen gleich Rosa und Jungs gleich Blau? STYLEBOOK weiß es.
Ein Rosa-Gen gibt es nicht, so viel steht fest. Auch wenn manche Forscher behaupten, die Vorliebe für alles Pinke sei ein Relikt aus der Steinzeit, da Frauen als Sammlerinnen nach roten Beeren Ausschau halten mussten. Die seriöse Wissenschaft hält solch simple Erklärungen für nicht haltbar. Sonst wären alle erwachsenen Frauen ganz verrückt nach Rosa. Allerdings verlassen die meisten Mädchen spätestens mit zehn oder elf Jahren ihre rosarote Glitzer-Welt ganz von alleine. Der Einfluss von Kultur, Natur, Modererscheinungen und persönlichen Vorlieben auf uns Menschen ist viel zu komplex, als dass er sich mit monokausalen Steinzeit-Theorien erklären ließe.
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Früher war Rosa eine Jungsfarbe
Bis vor 100 Jahren war den meisten Menschen der Gedanke völlig fremd, dass Farbe ein Geschlecht haben soll. Babys trugen weiße Kleidchen, später wurde das aufgetragen, was dem älteren Geschwisterchen nicht mehr passte. Beim Adel und in der Kunst verhielt es sich so: Rot, das für Kraft und Feuer steht, repräsentierte die Männlichkeit. Blau, die Farbe der Reinheit und der Jungfrau Maria, wurde eher mit dem Weiblichen assoziiert. Rosa, das „kleine Rot“, galt somit über lange Zeit als Jungsfarbe und Hellblau als „kleines Blau“ als Mädchenfarbe.
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Noch im Jahre 1927 dekorierte die schwangere belgische Prinzessin Astrid ihre Wiege in der „Jungsfarbe Rosa“ weil sie davon überzeugt war, dass sie einen Sohn erwartete, schreibt die „Süddeutsche Zeitung“. Im gleichen Jahr druckte das „Time Magazine“ eine Tabelle mit den Empfehlungen großer Kaufhäuser für geschlechtsangemessene Farben. Geschäfte aus New York, Boston, Cleveland und Chicago empfahlen darin immer noch Rosa für Jungen und Blau für Mädchen.
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Farbwechsel kam in den 1940er-Jahren
Mit dem Aufkommen der Blue Jeans, den Arbeiter-Latzhosen und der blauen Matrosen-Uniform änderten sich auf einmal die Farbzuweisungen ins Gegenteilige. Gleichzeitig sorgte der allgemeine wirtschaftlicher Aufschwung dafür, dass sich immer mehr Familien mehr Spielzeug und Kleidung für ihre Kinder leisten konnten. Mittlerweile ist daraus ein eigener Wirtschaftsbereich entstanden: Gender-Marketing.
Es zeigte sich, dass sich noch mehr Geld machen lässt, wenn Hersteller ihre Produkte in zweifacher Ausführung anbieten. Damit wird die Vorstellung, dass Rosa ausschließlich eine Mädchenfarbe ist, noch weiter in den Köpfen verfestigt. Historiker und Historikerinnen wie Prof. Jo B. Paoletti von der Universität Maryland sind sich ziemlich sicher: Alles Zufall, es hätte auch genauso gut andersrum kommen können.