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Redakteurin findet

„Hört bitte auf, Badelatschen zu tragen!“

Bequem, flach – und hässlich. Diesen Sommer tragen stylische Frauen die gute, alte Badelatsche, aufgepimpt in Zuckerwatte-Farben und mit Deko-Firlefanz, wie Fake-Fur.
Bequem, flach – und hässlich! Die Rede ist von den angesagten Badelatschen. Foto: Getty Images
Rebecca Stringa
Redaktionsleitung bei STYLEBOOK

26. Juni 2024, 15:42 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Ja, es gibt tatsächlich Trends, die selbst Mode-Expertinnen wie wir nicht verstehen. Dazu gehört etwa die Badelatsche. STYLEBOOK-Redakteurin Rebecca Stringa versucht sich an einer Trend-Erklärung.

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Sie kommen aufgemotzt – mit Flausch, Strass oder Perlen daher – doch egal wie stylisch sie für manche aussehen, eines verbindet alle Badelatschen: das grausame Quietsch- oder Schlürfgeräuch und die Deformation des Fußes zur Quadratlatsche.  Und definitiv nicht ins Office!

Warum dieser Trend selten funktioniert

Fangen wir mal nicht ganz so negativ an und werden etwas privater. Ich habe eine Freundin, die leidenschaftliche Adiletten-Trägerin ist. Aber kennen Sie so Menschen, die sich einen Müllsack umbinden könnten und trotzdem „most fashionable“ sind? Genau, sie gehört dazu. Bei ihr sieht das Schuhwerk einfach fantastisch aus. Aber auch, weil das ganze Styling sich ausschließlich um die Gummischlappe dreht. Habe ich versucht, es nachzumachen? Sicherlich! Gescheitert bin ich ganz grandios! Also vielleicht spricht in den nächsten Zeilen auch nur der pure Neid aus mir …

Verstehen Sie mich nicht falsch, auch ich trage sicherlich das eine oder andere Kleidungsstück, was Menschen außerhalb der Modebranche nicht verstehen. Doch mein persönliches, absolutes Mode-Waterloo diesen Sommer sind Statement-Badelatschen. Denn leider ist es so: Wirklich keiner (außer der oben genannten Person), auch keine 1,80 Meter großen Gazellen mit Endlosbeinen sehen darin gut. Trotz perfekter Pediküre macht dieser Schuh einen hässlichen Fuß. Punkt. Und auch wer ansonsten auf der Straße einen Naomi-Campbell-Gang hinlegt, schafft mit diesen Schuhen nur einen Watschelgang.

Das Styling dazu macht es meist auch nicht besser

Auch das Styling der Fashion-People upgradet die Badelatsche selten. Statt den Rest-Look schlicht, edel und nett zu halten (zum Beispiel mit einer Jeans und einem weißen Herrenhemd), wird der Look oft auch noch ins Absurde gezogen, zum Beispiel mit bunten Klamotten im Pippi-Langstrumpf-Look oder die Latschen werden sogar mit Socken getragen. Ja, Mode soll Spaß machen. Aber wenn Mode ins Lächerliche gezogen wird, hört der Spaß auf.

Kann man machen, muss man aber bitte nicht: Die Badelatsche in Kombination mit Socken. Was das genau bezwecken soll (kalte Füße? Fußpilz verdecken?), wissen wir nicht. Auf jeden Fall sieht es nicht schön aus
Kann man machen, muss man aber bitte nicht: Die Badelatsche in Kombination mit Socken. Was das genau bezwecken soll wissen wir nicht. Auf jeden Fall sieht es nicht schön aus Foto: Getty Images

Wie konnte es bloß so weit kommen? Ein Erklärversuch!

Wann der Trend genau anfing, ist nicht bekannt – wahrscheinlich als Designer Raf Simons gemeinsame Sache mit Adidas machte und eine Edel-Version der gemeinen Badelatsche auf den Markt brachte. Kostenpunkt damals: 120 Euro – ein Schnäppchen für ein Designerstück. Und genau das ist der Punkt, weshalb der Plastikschuh sich so großer Beliebtheit erfreut: Für diesen Trend muss keiner einen Kredit aufnehmen wie etwa für eine Hermès-Handtasche.

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Seitdem boomt der Badeschlappen-Trend von Sommer zu Sommer munter weiter und wird von Fashionistas auch außerhalb des städtischen Freibades getragen. Mittlerweile ist die Badelatsche ein Statement und entfernt sich optisch immer mehr von der Original-Adilette. So zieren Perlen, Strasssteine, Nieten, Seidenschleifen oder Fake-Fur-Dekors die Latsche. Letzteres Deko-Design ist übrigens an Grausamkeit nicht zu überbieten. Mal abgesehen davon, dass einem allein vom Hinschauen die Augen tränen, sind die Fake-Fur-Einlagen alles andere als hygienisch. Stichwort: Nasse Füße …

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Ursprünglich hatte die Badelatsche einen anderen Zweck

Keine Frage, so gestylt sehen die Badelatschen, hier der Klassiker „Adilette", schon echt gut aus. Aber seien wir ehrlich, wie oft sehen Sie das im Alltag?
Keine Frage, so gestylt sehen die Badelatschen, hier der Klassiker „Adilette“, schon echt gut aus. Aber seien wir ehrlich, wie oft sehen Sie das im Alltag? Foto: Getty Images

1963 wurde die Adilette von Adidas-Gründer Adi Dassler (†1978) entworfen. Er wollte den Fußballspielern, die er schon mit Sportschuhen ausstattete, einen komfortablen Gummischuh bieten, mit dem sie nach dem Spiel sogar duschen gehen können. In den 1980ern befanden Menschen, dass ihre bequemen Adiletten auch mal neues Terrain zu sehen bekommen müssen und trugen sie im Badeurlaub, auf dem Campingplatz und zum Jogger in der Eckkneipe. Prädikat der Adilette bis vor wenigen Jahren: unmodisch! Doch dank des Ugly-Schuh-Trends wie dem Birkenstock-Revival oder dem Trekkingsandalen-Comeback zieren nun aufgemotzte Adiletten und andere Plastikschlappen wieder die Füße des hippen und trendbewussten Modevolks.

Themen #Naturtreu Mode-Trends Sommermode
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