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Der hässlichste Schuh überhaupt! Wir finden: Die Zeit der Ballerinas sollte endgültig vorbei sein

Ballerinas gibt es in jeder Farbe der Welt – aber brauch es das wirklich?
Ballerinas gibt es in jeder Farbe der Welt – aber brauch es das wirklich? Foto: Getty Images

25. August 2023, 13:18 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten

Unkomplizierte, alltagstaugliche Begleiter oder ein klarer Fall von „bitte nicht“? Ballerinas, einst ein Muss im Schuhschrank modebewusster Millennials, erleben gerade ein Comeback. Warum es an der Zeit ist, sich von diesem Trend endgültig zu verabschieden – ein Meinungsstück. 

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Röhrenjeans, aus denen man sich abends aufwendig herausschälen muss. Ein „lässiges“ Flanellhemd mit Karomuster. Eine lange Kette mit Eulen-Anhänger. Ein alberner Hut. Und an den Füßen: Ballerinas. Die Ballettschläppchen waren in den frühen 00er-Jahren eine Zeit lang überall. Jeder hatte sie. Ich auch. Leider.  

Warum wir uns von Ballerinas verabschieden sollten – eine kritische Analyse 

Ich schäme mich zu schreiben: Als der Ballerina-Trend aufkam, war ich sofort vorne mit dabei. Von schlicht-schwarz für den seriösen Auftritt beim Studentenjob bis hin zu spitz zulaufend und mit Leopardenmuster für die wilden Nächte in Indie Clubs – ich hatte sie in den verschiedensten Varianten im Schrank stehen. Und heute, einige Jahre später, denke ich aufgrund meines Schuhwerks mit Scham an diese Zeit zurück. Und frage mich: Warum waren Ballerinas so beliebt? Was hat Millennials ausgerechnet an diesen Schuhen so sehr begeistert? Denn objektiv betrachtet gibt es keinen einzigen guten Grund, aus dem man Ballerinas tragen sollte (dazu unten mehr). Wie konnte es passieren, dass überhaupt jemals irgendjemand diese Schuhe außerhalb einer Ballettstunde, beim Shoppen oder im Büro getragen hat? 

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Leider sind Ballerinas nicht nur ein Schreckgespenst aus der Vergangenheit, an das wir uns ungern zurückerinnern. Denn: Anscheinend feiern die Schuhe ein Comeback – nachdem sie einige Jahre lang von der Bildfläche verschwunden waren. So sieht man bei Instagram jetzt wieder häufiger Influencer und Modebewusste in den Schläppchen. Auch Stars wie Katie Holmes tragen sie wieder. Doch warum? 

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Ich habe ich mich auf Spurensuche begeben und nachgeforscht. Bevor ich also später darauf eingehe, warum ich fest davon überzeugt bin, dass die Zeit der Ballerinas vorbei sein sollte, erst einmal ein kleiner historischer Exkurs. 

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Warum tragen Menschen Ballerinas? Ein Erklärungsversuch 

Die 1940er-Jahre wurden vom Zweiten Weltkrieg überschattet. So auch die Mode. Da viele Frauen für ihre Familien sorgen mussten, während die Männer an der Front kämpften, arbeiteten sie zum Beispiel in der Industrie und produzierten Waffen, aber auch im Dienstleistungsbereich und der Verwaltung.  

Mode während der Kriegsjahre: Funktion im Fokus 

Kleidung musste den Belastungen, die der Krieg mit sich brachte, standhalten. In einer flatternden Haute-Couture-Robe und mit High Heels in einer Munitionsfabrik zu arbeiten oder im Bunker auf das Ende eines Bombenangriffs zu warten, ist, wie man sich denken kann, aus den verschiedensten Gründen keine gute Idee. Deshalb musste Mode während des Zweiten Weltkriegs vor allem funktional, praktisch, bequem und möglichst langlebig sein.  

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Röcke waren knielang und wurden häufig mit tailliert geschnittenen Jacketts mit wattierten Schultern kombiniert. Einfache, robuste braune oder schwarze Lederschuhe mit breiterem Absatz oder Plateau sorgten für einen festen Stand. Kriegsbedingt herrschte ein Mangel an Garn und Wolle. Auch Leder war rar und durfte zum Beispiel in den USA nicht oder nur in geringem Umfang verwendet werden, um daraus Kleidung für die Zivilbevölkerung herzustellen – mit einer Ausnahme: Ballettschuhe.  

US-Designerin Claire McCardell erkannte das Potenzial der Tanzschuhe und entwarf gemeinsam mit dem Hersteller Capezio schlichte, flache Lederschuhe, in die man unkompliziert hineinschlüpfen konnte. Laut einem Artikel des Washington Post Magazines war dies die Geburtsstunde des Ballerinas als Alltagsschuh. 

Nachkriegszeit: Die Suche nach Leichtigkeit 

Die Nachkriegszeit als Zeit des Wiederaufbaus und „des sich Neu-Erfindens“ läutete auch in der Mode eine Trendwende ein: Anstatt vor allem funktional zu sein, konnte, sollte und durfte Mode wieder Spaß machen. Ausladende, lange Röcke und mit Korsagen und Petticoats in Form gebrachte Silhouetten spiegelten die Rückkehr zur traditionellen Weiblichkeit wider.  

Gleichzeitig kehrte die Reiselust zurück – vermutlich angetrieben vom Wunsch, die Zerstörung und das Leid, das der Krieg verursacht hatte, nicht nur psychisch, sondern auch physisch hinter sich zu lassen. Die Sorgen für eine Zeit lang an einem fremden Ort zu vergessen und Leichtigkeit zu genießen. Deshalb drehte sich zum Beispiel in der „Ideas for Travellers“ betitelten US-Vogue im Mai 1949 alles um das Thema Reisen. Hier beschrieben Redakteure ihre Reiseerfahrungen in Italien, Frankreich oder Mallorca.  

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Die Vogue machte Ballerinas trendy

Auf dem Cover der Zeitschrift, die damals noch für 30 Cent erhältlich war, sind Beine in schwarzen, knöchelfreien Stoffhosen zu sehen. An den Füßen trägt die Person auf dem Cover laut Vogue „square-toed ghillies“ der Marke Capezio aus gelbem Leder für den damals sicherlich stolzen Preis von 13 USD. Falls Sie keine Ahnung haben, was Ghillies sind: Sie sehen so ähnlich aus wie Ballerinas. Laut Wikipedia handelt es sich dabei um aus Irland und Schottland stammende Schuhe aus weichem Leder, die zum Beispiel beim Country oder Highland Dancing getragen werden. Mit langen Bändern werden sie im Zickzack über den Fuß geschnürt, damit sie beim Tanzen nicht verrutschen.

So oder so: Spätestens, seitdem sie 1949 auf dem Cover der Vogue zu sehen waren, gab es kein Halten mehr. Ballerinas wurden hip. Alle haben sie geliebt. Ich kann nur spekulieren, warum das war, vermute aber, es könnte etwas damit zu tun haben, dass die Schuhe Erinnerungen an graziöse Ballerinas geweckt haben. Vielleicht an Tanzstunden in der Kindheit. Auch dachten viele bestimmt, dass sie bei einem langersehnten Ausflug an den Strand einfach übergestülpt werden können – eine Alternative zu Flip-Flops, die laut einem Bericht der New York Times erst Ende der 50er-Jahre in Mode kamen. 

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Warum niemand Ballerinas tragen sollte 

Meine Meinung: Das Aufkommen von Flip-Flops hätte das Ende der Ballerinas einläuten müssen. Denn die Liste der Gründe, aus denen Ballerinas meiner Ansicht nach am besten in den 50ern in der Versenkung hätten verschwinden sollen, beziehungsweise nur noch zu ihrem ursprünglichen Zweck – dem Tanzen und nichts anderem! –, getragen werden sollten, ist lang.  

Sind wir mal ehrlich. Ballerinas sind weder für einen Besuch am Strand (Sand im Schuh) noch für einen Club-Besuch (Bier im Schuh) oder für einen Einkaufsbummel (Schmerz lass nach) geeignet – eine These, die alle, die schon mal längere Zeit auf hartem Pflaster in dünnen Sohlen gelaufen sind, bestätigen können. 

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Und wer jetzt sagt: „Ich trage lieber Ballerinas als offene Schuhe in der Stadt“, dem sage ich: fair enough. Aber trotzdem sind Ballerinas so dünn, dass sie nur minimalen Schutz bieten. Wer schon mal in Ballerinas in einen Hundehaufen getreten ist, wird das bestätigen können.

 

7 Gründe, warum niemand Ballerinas tragen sollte

Für alle, die immer noch nicht davon überzeugt sind, dass diese Schuhe nichts taugen, hier meine Gründe, aus denen Ballerinas bitte nach dem aktuellen, hoffentlich kurzen, Comeback wieder zurück in die Versenkung wandern dürfen. 

Warum niemand Ballerinas tragen sollte – eine unvollständige Liste: 

  • Kurze Lebensdauer: Manche sagen, ein Ballerina sei ein „zarter Schuh“. Aha. Das ist meiner Meinung nach Marketing-Sprech und bedeutet nichts anderes als: „Ballerinas gehen schnell kaputt“. Nachhaltig geht anders. 
  • Langweilig: Ballerinas sehen immer gleich aus. Gibt es bei Crocs und anderen kontroversen Schuhmodellen mittlerweile eine große Auswahl, die es ermöglicht, die eigene Individualität auszudrücken, sind und bleiben Ballerinas … nun ja … Ballerinas? Gibt es wirklich coole, originelle Ballerina-Modelle? Ich kenne keins. 
  • Unbequem: Ballerinas sind einfach unbequem. Die Sohle ist meistens nicht gepolstert. Läuft man eine Stunde über Asphalt oder Kopfsteinpflaster, möchte man sich am liebsten die Füße vor Schmerzen abreißen, weil die Fußsohlen brennen wie tausend Sonnen (okay, das ist vielleicht etwas dramatisch ausgedrückt)
  • Schlecht für die Gelenke: Weil die Sohlen von Ballerinas superdünn sind, federn sie Stöße nicht richtig ab. Das kann langfristig zu Gelenkbeschwerden führen. Will man wegen anhaltenden, Ballerina-bedingten Fuß- und Gelenkschmerzen wirklich zum Arzt?

Es wird nur noch schlimmer

  • Rutschig: Die Sohle ist meistens glatt. Im Winter draußen in Ballerinas unterwegs (in meiner Jugend hatte ich diese „grandiose“ Idee), kann man leicht auf die Schnauze fallen, weil die Sohle keine Haftung bietet. 
  • Unflexibel: Ballerinas sind für sitzende Tätigkeiten geeignet (zum Beispiel und vor allem: nachdenklich auf dem Sofa zu sitzen und während man die Wand anstarrt, darüber nachzudenken, warum man sich Ballerinas gekauft hat). Einkaufen, durch ein Museum schlendern oder Spazierengehen in Ballerinas? Aus den oben genannten Gründen nicht möglich, ohne sich danach die Füße abreißen zu wollen. 
  • Stillos: Ich gebe zu, das ist eine Geschmacksfrage, aber: Ballerinas sehen aus, als wären sie (Schock!) zum professionellen Tanzen oder für Kinder entworfen worden. Und, ganz ehrlich, ich verstehe, dass wir uns manchmal wie eine Tänzerin fühlen oder uns zurück in die Kindheit versetzen möchten. Mode hat diese Macht. Und nur weil Füße in Ballerinas meiner Ansicht nach aussehen wie Entenfüße, soll das natürlich niemanden davon abhalten, sie zu tragen. Aber ich möchte diesen Fakt trotzdem nicht unerwähnt lassen. 
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Ballerinas gehen einher mit Käsefüßen

Und zu guter Letzt: Ballerinas stinken – nicht nur metaphorisch, sondern wirklich. Millennials (und damit meine ich mich) erinnern sich mit Schrecken an Situationen, in denen sie nach einem langen Tag in Ballerinas abends bei Freunden dazu aufgefordert wurden, die Schuhe auszuziehen. Mit Scham erinnere ich mich daran, den Satz: „Ich kann meine Ballerinas nicht ausziehen, weil sie zu sehr stinken“ gesagt zu haben. Oder Deo in meine Ballerinas gesprüht zu haben. Oder an die Tatsache, dass ich sie aufgrund ihrer unfassbaren Stinkigkeit (erfolglos!) über Nacht ins Eisfach neben Fischstäbchen, Pizza und Rahmspinat gelegt habe, um sie zu „entstinken“. Erinnerungen, die ich gern vergessen möchte. 

Niemand kann behaupten, dass diese Schuhe nicht nach einer gewissen Zeit stinken. Sie sind nicht atmungsaktiv, sitzen eng am Fuß – und sind deshalb einfach nicht dafür gemacht, die Füße oder die Schuhe selbst vorm Stinken zu bewahren. 

Wer darüber nachdenkt, zum Beispiel aus nostalgischen Gründen doch wieder zum Ballerina-Schuh zu greifen, dem sei gesagt: Wir leben zum Glück in einem freien Land, und ich respektiere die modischen Entscheidungen anderer, weil sie ein Recht darauf haben, sich frei zu entfalten – modisch und überhaupt. Das ist gut, richtig, wichtig und soll so bleiben. Aber wenn Sie ausgerechnet Ballerinas tragen, obwohl es so viele andere, coolere (und gesündere) Schuh-Optionen gibt, werde ich Sie schon ein klitzekleines Mü weniger respektieren.

Themen Sommermode
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