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Juristische Schritte eingeleitet

Design-Klau? Schwere Vorwürfe von H&M gegen Online-Fashion-Gigant Shein   

Shein Bestellung mit bedruckten Beuteln
Shein hat nicht den besten Ruf unter den Fashion-Retailern. Jetzt wird dem Shop Design-Klau vorgeworfen! Foto: STYLEBOOK
Rebecca Stringa
Redaktionsleitung bei STYLEBOOK

28. Juli 2023, 12:20 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

In der Textil- und Bekleidungsindustrie werden regelmäßig Designs abgekupfert. Soweit nichts Neues, jetzt allerdings ganz vorne mit dabei: der Fast-Fashion-Online-Gigant Shein. Die Vorwürfe von Designern werden international immer lauter – STYLEBOOK erklärt, was genau dahintersteckt.

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Die Marke Shein fiel in den vergangenen Monaten immer wieder negativ auf. Von schlechten Arbeitsbedingungen war die Rede, mieser Qualität und fehlender Transparenz. Der aktuelle Vorwurf gegen den Online-Giganten aus China lautet nun Design-Klau. Namhafte Künstler und Designer werfen dem Unternehmen vor, eigene Entwürfe ohne Rechte kommentarlos kopiert zu haben. Auch H&M geht es jetzt zu weit!

HM reicht Klage gegen Shein ein

Berichten der Nachrichtenagentur „Bloomberg“ zufolge hat H&M in Hongkong rechtliche Schritte gegen Shein eingeleitet, welches auch vom Textilunternehmen bestätigt wurde. Sie fordern Schadensersatz von Shein und beantragen zusätzlich eine einstweilige Verfügung, um Shein die weitere Verletzung der Markenrechte zu untersagen. Ein Sprecher von H&M sagte, dass Shein in mehreren Fällen die Designs des Unternehmens unrechtmäßig verwendet habe. Shein selbst hat sich zu den Vorwürfen bisher nicht geäußert.

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Sheins Design-Klau nimmt überhand

Die Nachfrage nach erschwinglicher Mode ist groß, bekannt wurde das Unternehmen Shein vor allem durch digitales Marketing und Influencer-Kooperationen. Der Fast-Fashion-Gigant beliefert fast alle Länder der Welt, ist extrem erschwinglich und bietet auch Mode für große Größen an. Als meistinstallierte Shopping-App in den USA hat sich Shein zu einem E-Commerce-Giganten entwickelt, der besonders bei Gen Z beliebt ist. Dabei listet die Plattform eigenen Angaben zufolge circa 1000 neue Artikel täglich auf der Website auf – eine unglaubliche Menge, die erst einmal designt werden will.

Der Aufstieg des Unternehmens hat zu einer wachsenden Zahl von Klagen geführt, berichtet „The Wall Street Journal“ mit Bezug auf öffentliche Unterlagen. Das Unternehmen habe von den Designs anderer profitiert, heißt es erklärend. So werden Shein und seine in Hongkong ansässige Muttergesellschaft Zoetop Business Co. in den vergangenen vier Jahren in mindestens 50 US-Bundesklagen wegen angeblicher Marken- oder Urheberrechtsverletzungen als Beklagte genannt. Die Kläger reichen von kleinen Designern bis hin zu bekannten Modegrößen wie der Ralph Lauren Corp. und dem Sonnenbrillenhersteller Oakley Inc.

Im März 2022 verklagte die Streetwear-Marke Stüssy Inc. Shein. Der Vorwurf: Das Unternehmen verkaufe Produkte wie Hemden und Schuhe mit seinem Logo ohne Genehmigung. Auf einem der Klage beigefügten Bild bot Shein auf seiner Website ein schwarzes T-Shirt zum Verkauf an, auf dessen Vorderseite das Markenlogo „Stüssy“ prangte. Laut der Klage von Stüssy wurde das T-Shirt auf der Website von Shein für 17,67 Dollar angeboten. Shein wies die Vorwürfe in der Klage von Stüssy in einer Klageerwiderung zurück.

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Auch kleinere Designer wehren sich

Besonders kleine Modefirmen würden unter dem Design-Klau leiden. Auf Instagram finden sich zahlreiche Posting, die von Shein offenbar ohne Genehmigung zum Verkauf angeboten wurden. Unter anderem veröffentlichte die Marke „Elexiay“ entsprechende Bilder auf Instagram: Auf der linken Seite ist ihr Pullover „Amelia“ abgebildet (330 US-Dollar), auf der rechten Seite das quasi identische Modell von Shein (für circa 17 US-Dollar).

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Shein wälzt Design-Klau auf Drittanbieter ab

In vielen Fällen einigte sich Shein mit den Klägern, oft gegen unbekannte Summen, wie ebenfalls aus Gerichtsakten hervorgeht. Nicht selten sei auch bei Beschwerden zu vermeintlichen Fälschungen der schwarze Peter auf Drittanbieter abgewälzt worden.

„Es ist nicht unsere Absicht, das gültige geistige Eigentum anderer zu verletzen, und es ist auch nicht unser Geschäftsmodell, dies zu tun“, zitiert „The Wall Street Journal“ einen Shein-Sprecher in einer Erklärung, ohne sich zu konkreten Fällen zu äußern. Shein-Lieferanten seien verpflichtet, die Unternehmensrichtlinien einzuhalten und zu gewährleisten, dass Produkte das geistige Eigentum Dritter nicht verletzen. „Wir investieren weiterhin in unseren Produktprüfungsprozess und verbessern ihn kontinuierlich“, wird weiter zitiert. Tauchten berechtigte Beschwerden von Inhabern geistiger Eigentumsrechte auf, kümmere sich Shein umgehend um den Fall, fügte der Sprecher hinzu.

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Deutsche Designerin ebenfalls betroffen

Nicht alle Beschwerden gegen Shein werden jedoch zu Gerichtsverfahren. Tina Menzel, eine in Deutschland ansässige Künstlerin, die Drucke und Aufkleber entwirft, gab an, sie habe sich mehrfach bei Shein beschwert, nachdem sie entdeckt hatte, dass der Einzelhändler Produkte mit ihrer Kunst anbot. In ihrem neuesten Instagram-Post sagt die Designerin, dass inzwischen neun verschiedenen Kopien ihrer Designs bei Shein existieren, ihr jedoch das Geld für den Anwalt fehle.

Bereits im Juli 2020 habe sie eine E-Mail an das Unternehmen geschrieben und die Entfernung eines T-Shirts gefordert, das mit einem Aufdruck versehen war, den sie nach eigenen Angaben selbst entworfen hatte. Ein Mitarbeiter von Shein habe geantwortet, dass das Unternehmen 15 dieser T-Shirts verkauft habe und ihr den angegebenen Gewinn in Höhe von 40 Dollar angeboten. Auch hier verwies das Unternehmen darauf, dass die Produkte nicht von Shein hergestellt, sondern als Fertigprodukte von einem chinesischen Händler gekauft worden seien.

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Design-Klau in der Modewelt nicht unüblich

Generell ist Shein kein Einzelfall in Sachen Design-Klau in der Fashion-Branche. Viele Modelabels kopieren junge, unabhängige Kreative – von Fast-Fashion zu Luxusunternehmen, wobei Zara ganz vorne auf der Liste steht. Das Unternehmen kopiert nicht nur Indie-Designer, sondern auch große Luxusmarken. Dabei inspirierte sich das Fashion-Unternehmen bereits sehr offensichtlich an Schuhdesigns von Balenciaga, Kanye West und Botega Veneta.

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Wer glaubt, Luxusunternehmen würden prinzipiell fairer arbeiten, der irrt. 2015 war die schottische Designerin Mati Ventrillon überrascht, dass Kleidungsstücke, die das Chanel-Designteam eigentlich von ihr „zur Forschung“ gekauft hatte, auf dem Chanel-Laufsteg präsentiert wurden. Nachdem Ventrillon ihren Unmut über die Situation geäußert hatte, stimmte Chanel schließlich zu, die Designerin in allen weiteren Mitteilungen über die Kollektion als Inspirationsquelle zu nennen.

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Urheberrecht in den USA nicht geschützt

Besonders Urheberrecht kann extrem kompliziert sein und hängt vom jeweiligen Standort des Unternehmens ab. Vor allem in den USA sind Designer nicht besonders geschützt. In Deutschland können Kreative ihre Designs beim Deutschen Patent- und Markenamt registrieren lassen. Der Schutz gilt im gesamten Gebiet der Bundesrepublik Deutschland für eine maximale Dauer von 25 Jahren.

Quellen

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