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Knapp 70 Prozent fallen durch!

„Ökotest“ findet giftige Chemikalien in Shein-Mode – das sagt das Unternehmen dazu

Shein fällt bei „Ökotest“ durch
Shein fällt bei „Ökotest“ durch Foto: Getty Images
Rebecca Stringa
Redaktionsleitung bei STYLEBOOK

25. Juli 2024, 15:50 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Eine Untersuchung von „Ökotest“ hat gezeigt, dass fast 70 Prozent der getesteten Shein-Produkte mit „Mangelhaft“ oder „Ungenügend“ durchgefallen sind. Die Prüfer fanden in der Mode des chinesischen Online-Riesen gefährliche Chemikalien, die die Gesundheit ernsthaft gefährden können. STYLEBOOK fasst die alarmierenden Details zusammen und fragte beim Unternehmen nach.

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Von den 21 bei Shein bestellten Kleidungsstücken hat kein einziges eine bessere Bewertung als „Ausreichend“ erhalten. Die Tester bestellten u. a. Babykleidchen über Jogginganzüge bis hin zu Damensandalen. Und zwei Drittel der Produkte wurden mit „Mangelhaft“ oder „Ungenügend“ bewertet. Diese Ergebnisse sind wenig überraschend, da bereits Greenpeace auf die Schadstoffbelastung in den Produkten von Shein hingewiesen hat – schwarz auf weiß zu sehen, dass und welche giftigen Chemikalien enthalten sind, schockiert dennoch!

Giftige Stoffe in Babykleidung und Teenager-Outfits von Shein

Besonders alarmierend sind die Funde von „Ökotest“ in der Kinderkleidung. So enthält das „ungenügende“ Babykleid mit Einhorn-Muster das schweißlösliche und hochgiftige Antimon. Ein Teenager-Trainingsanzug wies das wahrscheinlich fruchtbarkeitsschädigende Dimethylformamid auf. Diese Chemikalien stellen ein großes Risiko für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen dar. Die größten Probleme bereiten allerdings zwei Paar Schuhe. In den Leo-Damensandalen entdeckte das Labor nervenschädigendes Blei, Cadmium und verbotene Weichmacher (Phthalate), die weit über den EU-Grenzwerten lagen. Die Substanzen sind fortpflanzungsschädigend und können langfristige gesundheitliche Schäden verursachen.

Statement von Shein zu „Ökotest“

Wie Shein in Zukunft dagegen vorgehen will, haben wir nach den erschreckenden Ergebnissen nachgefragt – und erhielten tatsächlich recht schnell eine Rückmeldung. „Wir nehmen die Ergebnisse von ‚Ökotest‘ ernst und nehmen vorsorglich, im Einklang mit unseren eigenen Sicherheitsprozessen- und protokollen, die Produkte aus dem Verkauf, von denen Ökotest sagt, dass sie den gesetzlichen Anforderungen nicht entsprechen würden und führen weitere Untersuchungen durch“, so eine Unternehmenssprecherin gegenüber STYLEBOOK. Weiter: „SHEIN legt großen Wert auf die Sicherheit und Gesundheit aller unserer Kunden. Wir verlangen von unseren Lieferanten die Einhaltung strenger Kontrollen und Standards, die an europäischen und globalen Standards wie REACH ausgerichtet sind. Wir arbeiten mit führenden, internationalen externen Prüfagenturen zusammen, um regelmäßige Produkttests durchzuführen und somit sicherzustellen, dass Lieferanten diese Standards einhalten.“

Unternehmen schweigt oftmals zu sozialen Bedingungen

Während einige Artikel in puncto Materialeigenschaften keine schädlichen Substanzen enthalten, bleibt Shein in anderen wichtigen Bereichen auffällig intransparent. „Ökotest“ versendete zu jedem Produkt einen Fragebogen, der Fragen zur fairen Bezahlung und Chemikalienregulierung bei der Produktion enthielt. Antworten erhielt man laut Aussagen der Tester keine. Besonders gravierend: Die Nutzung von Baumwolle aus der Region Xinjiang, wo muslimische Zwangsarbeiter laut den Vereinten Nationen unter schlechten Bedingungen arbeiten, konnte nicht ausgeschlossen werden. Deshalb erhielten alle Produkte im Bereich soziale Verantwortung die Note „Ungenügend“.

Auch hierzu erhielten wir einen Kommentar von Shein: „Wir haben robuste Richtlinien und Mechanismen zur Steuerung der Lieferkette entwickelt und implementiert, die wir das SHEIN Responsible Sourcing (SRS)-Programm nennen.“ Dieses System soll sicherzustellen, dass sich ihre Lieferanten an wichtige Regeln halten. Dazu gehörten Gesundheits-, Sicherheits-, Arbeits- und Umweltstandards. Des Weiteren müssten Lieferanten eine Prüfung bestehen, bevor sie mit Shein arbeiten dürften. Schlechte Ergebnisse führten laut Unternehmensaussagen dazu, dass sie nicht zugelassen würden. Auch später würden die Lieferanten unangekündigt überprüft werden. Bei Regelverstößen werde die Zusammenarbeit beendet oder Maßnahmen zur Verbesserung eingeleitet. Laut Unternehmenssprecherin investiere das Unternehmen viel Geld, um diese Standards zu sichern, während Kontrollen zeigten, dass die Lieferanten sich bessern würden.

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Was macht Shein trotz Kritik so erfolgreich?

Shein, ausgesprochen „schie-in“, startete 2008 in der Stadt Nanjing als ein günstiger chinesischer Bekleidungshändler und entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem globalen Online-Modegiganten. Der Umsatz stieg laut Wirtschaftsmagazin „Bloomberg“ von 10 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020 auf 100 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022.

Das Alleinstellungsmerkmal des Unternehmens sind die niedrigen Preise der Kleidung, die in mehr als 150 Länder und Regionen weltweit verschickt wird. Shein richtet sich dabei vorwiegend an die Zielgruppe Teenager und junge Frauen. Das Geschäftsmodell ähnelt dem von Amazon: Ein weitläufiger Online-Marktplatz vereint etwa 6.000 Bekleidungsfabriken in China unter dem Label Shein, während eine interne Managementsoftware nahezu in Echtzeit Daten darüber sammelt, welche Artikel sich zahlreich verkaufen und welche nicht, um die beliebten Artikel deutlich zu fördern. Laut einer Untersuchung von „Rest of World“ hat Shein zwischen Juli und Dezember 2021 täglich zwischen 2.000 und 10.000 neue Styles zu seiner App hinzugefügt.

Shein produziert jeden Tag eine erstaunliche Anzahl von Artikeln. Laut dem „Time Magazine“ hat Shein CEO, Molly Miao, angegeben, dass jedes Produkt nur in kleinen Stückzahlen, zwischen 50 und 100 Stück pro Tag, hergestellt wird, bevor es in Massenproduktion geht. Die Modeindustrie insgesamt ist somit laut „Time Magazine“ für mehr als 10 Prozent der Kohlenstoffemissionen verantwortlich …

Themen Kinder Nachhaltigkeit News
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