2. November 2020, 7:33 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Worauf legen die Deutschen beim Shoppen aktuell besonders viel Wert? Welche Marken tragen sie am liebsten? Und was hat sich dabei durch die Corona-Krise verändert? Diese Fragen stellte sich der Modeverband Deutschland und gab nun Einblicke in die deutschen Kleiderschränke. Die Umfrage-Ergebnisse im Überblick.
Was sind die Shopping-Kriterien der Deutschen?
Bekleidung muss für die meisten Verbraucher in Deutschland vor allem bequem und preiswert sein, wohingegen modische Trends für einen Großteil der Konsumenten nur eine untergeordnete Rolle spielen. Das fand der Modeverband „GermanFashion“ nun in einer Untersuchung heraus. „Grundsätzlich dominieren weiterhin praktische, bequeme und zeitlose Stile“, berichtet Thomas Lange, Hauptgeschäftsführer von „GermanFashion“. Wichtigste Entscheidungskriterien beim Bekleidungskauf sind demnach nicht die Trends oder die Exklusivität der Marke, sondern vielmehr Basics wie eine gute Passform, Komfort und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
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Welche Rolle spielt die Nachhaltigkeit?
Für die repräsentative Studie hatte „GermanFashion“ gleich zwei Mal jeweils mehr als 1.000 Konsumenten befragt – einmal vor Ausbruch der Corona-Krise Anfang März und ein weiteres Mal im September. Was bei der Auswertung überraschte: Die Bedeutung von Nachhaltigkeit und umweltfreundlicher Herstellung der Textilien für die Kaufentscheidung der Konsumenten ist seit dem Ausbruch der Pandemie deutlich gesunken. Gaben vor Corona noch 79 Prozent der Befragten an, ihnen seien Nachhaltigkeit und Umweltschutz beim Kauf von Textilien „wichtig“ oder „eher wichtig“, so waren es im September nur noch 69 Prozent. Wirklich ein Anliegen sei das Thema nach eigenen Angaben sogar nur jedem fünften Konsumenten, berichtete Christian Duncker von der International School of Management, der die Marktanalyse durchführte. Noch geringer sei die Zahl derjenigen, die tatsächlich einen nennenswerten Anteil nachhaltiger Produkte in ihrem Kleiderschrank hätten.
Auffällig dabei: Trotz der „Friday for Future“-Bewegung sind es gerade die jüngeren Konsumenten zwischen 18 und 29 Jahren, die dem Thema die geringste Bedeutung zumessen. „Die jungen Konsumenten scheren sich relativ wenig um den Faktor Nachhaltigkeit“, berichtete Duncker. „Das ist nicht ihr zentrales Auswahlkriterium.“ Es seien demnach vor allem die älteren Jahrgänge, denen Nachhaltigkeit beim Shopping wichtig sei.
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Welche Mode-Marken sind beliebt?
In den Kleiderschränken der Verbraucher dominieren – wenig überraschend – Marken aus dem Preiseinstiegs-Segment wie C&A oder H&M sowie Marken aus dem mittleren Preissegment wie Esprit oder s.Oliver. Nur jeder zehnte Deutsche trägt überwiegend Premium-Marken wie Boss, Tommy Hilfiger oder Calvin Klein. Immerhin gut jeder vierte Deutsche besitzt mindestens ein Kleidungsstück eines Luxus-Labels wie Chanel oder Dior. Aber nur in 0,3 Prozent der Haushalte machen solche Luxusprodukte den Großteil des Kleiderschrank-Inhalts aus. Seit Beginn der Corona-Krise sei die Dominanz der Preiseinstiegs- und Mittelpreismarken eher gestiegen, die Verbreitung von Luxusmarken dagegen leicht gesunken, heißt es in der Studie.
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Online oder im Laden – wo wird geshoppt?
Trotz Corona sind der Umfrage zufolge die Filialen von Ketten wie H&M, Zara und C&A nach wie vor die am häufigsten genutzten Anlaufpunkte bei der Suche nach neuen Outfits, gefolgt vom Modefachhandel vor Ort. Gleichzeitig haben Online-Anbieter wie Amazon, Otto.de oder Zalando in der Pandemie weiter zu den „klassischen“ Modehändlern aufgeschlossen. Ein Grund dafür war sicherlich der Versuch der Konsumenten, Ansteckungsrisiken in Zeiten der Pandemie zu vermeiden. Ein Trend der mit den steigenden Infektionszahlen aktuell wieder an Bedeutung gewinnt. Bereits in der vergangenen Woche beobachtete das Branchen-Fachblatt „Textilwirtschaft“ in seiner Marktanalyse wieder „eine deutliche Korrelation zwischen Corona-Hotspots und der Umsatzentwicklung“ im stationären Textilhandel. Konkret: Wo die Infektionszahlen stiegen, sanken die Umsätze.
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Viele Geschäfte in den Fußgängerzonen hofften bislang dem Trend zum E-Commerce mit Erlebnisangeboten entgegenwirken zu können. Der Umfrage zufolge dürfte das aber gar nicht so einfach werden. Denn: Das Einkaufserlebnis beim Shoppen hat für einen Großteil der Verbraucher offenbar längst nicht so eine große Bedeutung, wie die Branche hoffte. Nicht einmal jeder zweite Verbraucher bewertete das Einkaufserlebnis in der Umfrage als ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl der Bekleidung.
Mit Material von dpa