27. Juni 2017, 9:31 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wo „Made in Italy“ drauf steht, steckt auch italienische Handwerkskunst drin – von wegen! Journalisten vom britischen „Guardian“ fanden jetzt heraus, dass die sündhaft teuren Schuhe von Louis Vuitton mit dem Qualitätssiegel ganz woanders produziert werden…
Italien steht für extrem qualitativ hochwertiges Schuhmacher-Handwerk. Klar, dass da der Hinweis „Made in Italy“ auf vielen Schuhen vom Luxuslabel Louis Vuitton einen guten Eindruck macht. Dafür geben die Kunden auch gerne eine Summe im drei- bis vierstelligen Bereich aus. Ein ziemlicher Trugschluss, wie die britische Zeitung „The Guardian“ herausgefunden hat.
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Wer meint, dass italienische Handwerksmeister die Schuhe für Louis Vuitton in den traditionellen Produktionsstätten Venedigs, Mailands oder Florenzs produzieren, irrt gewaltig. Tatsächlich stammen die Luxusschuhe aus Geheimfabriken im rumänischen Transsilvanien.
Anonyme Hinweise von Fabrikarbeitern
Wie der „Guardian“ berichtet, wurde bereits 2014 einem französischen Filmteam, das anonyme Hinweise von Arbeitern erhalten hatte, der Zugang zu den mysteriösen Fabriktoren der LVMH-Tochter „Somarest“ verwehrt. Jetzt wagten britische Reporter der Zeitung „Guardian“ einen zweiten Anlauf. Mit Erfolg. Sie verschafften sich Zugang und konnten nur bestätigen, was sie bereits ahnten: Wöchentlich verlassen tausende Louis Vuitton-Schuhe die Fabrikhallen im rumänischen Cisnadie. Allerdings ohne Sohlen.
Made in Italy entpuppt sich als gewiefter Trick
Die Ware landet schließlich in Italien, wo ihnen in einem letzten Schritt Sohlen und der Zusatz „Made in Italy“ verpasst wird. Mit diesem Trick schafft es Louis Vuitton, billiger zu produzieren und gleichzeitig den schönen Luxus-Schein zu wahren. Das bestätigte auch eine Somarest-Sprecherin gegenüber dem „Guardian“: „Die Materialien stammen aus Frankreich, werden in Rumänien verarbeitet und zur Endfertigung nach Frankreich und Italien weitergegeben.“
Juristisch ist Louis Vuitton auf der sicheren Seite. Laut EU-Regelung ist es absolut rechtens, wenn Produkte den Namen des Landes tragen, in dem der letzte, wesentliche Produktionsschritt von Statten gegangen ist. Sei er auch noch so klein.
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Bekommt das Luxus-Image einen Knacks?
Auch wenn es legal ist – die Billig-Produktion-Methode könnte gehörig am Image des Luxus-Labels kratzen. Wer als Kunde mehrere hundert oder sogar tausend Euro für ein Paar Schuhe ausgibt, erwartet dementsprechend auch ein hochwertiges Designer-Produkt. Rumänische Fabriken, dessen Arbeiter laut der Organisation „Clean Clothes Campaign“ ungefähr 133 Euro im Monat verdienen, passen da nicht sonderlich gut ins Bild.
Und wie sieht das Louis Vuitton selbst? Ein Sprecher der deutschen PR-Abteilung der Marke entgegnete auf Nachfrage zu dem Fall gegenüber STYLEBOOK: „Kein Kommentar.“ Ob Louis Vuitton wirklich dadurch einen Imageschaden erleiden wird, ist dennoch eher unwahrscheinlich. Louis Vuitton zählt laut „Forbes“ nach wie vor zu den wertvollsten und beliebtesten Mode-Marken der Welt .
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