1. Juli 2019, 8:33 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
„Stiftung Warentest“ hat fünf verschiedene Textilsiegel unter die Lupe genommen, die die Kunden darüber informieren sollen, wie fair und nachhaltig die jeweilige Kleidung produziert wurde. Das Ergebnis ist durchwachsen.
Immer mehr Käufer wollen „Fair Fashion“ kaufen – Kleidung, die unter angemessenen Arbeitsbedingungen und aus nachhaltigen Stoffen hergestellt wird. In der Praxis ist das allerdings nicht so einfach, wirklich nachhaltig produzierte Kleidung ist im Handel schwer zu bekommen, wie ein Test der Zeitschrift „Textilwirtschaft“ ergab. Daneben ist oft nicht leicht zu erkennen, ob es sich um wirklich nachhaltige Stoffe handelt, es gibt weit mehr als nur ein Nachhaltigkeits-Textilsiegel in Deutschland. Fünf davon hat sich „Stiftung Warentest“ genauer angeguckt.
Nicht alle Siegel machen Sinn
So viel vorab: Die Unternehmen, die freiwillig diese Siegel nutzen, wollen damit zur Verbesserung der Nachhaltigkeit in der Textilbranche beitragen. Aber bringt das im Endeffekt wirklich etwas? Tatsächlich sind nicht alle Siegel sinnvoll, wie die „Stiftung Warentest“ in der Zeitschrift „test“ (Ausgabe 7/2019) berichtet. Geprüft wurden anhand von jeweils drei T-Shirts die Baumwoll-Siegel „Global Organic Textile Standard“, „Cotton made in Africa“, „Better Cotton Initiative“, „H&M Conscious“ und „#we are the change“ von C&A. Alle versprechen jede Menge in Hinblick auf Produktion und Verarbeitung, Umweltschutz und faire Arbeitsbedingungen.
Zwei Siegel überzeugen
Das „Global Organic Textile Standard“-Zeichen (GOTS) konnte die Experten überzeugen. Bei Kleidung mit dem GOTS-Siegel kommt nur Bio-Baumwolle zum Einsatz und die Verarbeitungsbetriebe müssen soziale Mindeststandards für die Mitarbeiter gewähren. Auf Anfrage konnte die gemeinnützige Gesellschaft hinter dem Siegel Herkunftszertifikate zu allen Test-T-Shirts liefern, jedes war bis zur Baumwollfarm rückverfolgbar. Auch C&A verwendet bei Bio-Baumwolle das GOTS-Siegel. Auf manchen Kleidungsstücken der Kette finden Käufer aber auch den „#wear the change“-Siegel, hinter dem sich wiederum verschiedene weitere Siegel verbergen können – GOTS ist nur eines von vielen. Trotzdem konnte auch C&A auf Nachfrage zu jedem der getesteten T-Shirts die Herkunft nennen.
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„Cotton made in Africa“ im Mittelfeld
Bei Kleidung mit dem Siegel „Cotton made in Africa“ (CmiA) handelt es sich um Baumwolle aus Afrika, die insofern nachhaltig ist, dass sie beispielsweise nicht genverändert wurde und beim Anbau Kleinbauern unterstützt werden. Allerdings konnte „Stiftung Warentest“ dabei nicht jedes einzelne T-Shirt zurückverfolgen, die Initiative arbeitet nach der sogenannten Massenbilanzierung: Die nachhaltig produzierte Baumwolle darf auch mit nichtzertifizierten Fasern vermischt werden, am Ende zählt nur die Gesamtbilanz einer Bestellung. Bedeutet: Wie nachhaltig ein T-Shirt am Ende wirklich ist, ist nicht im Detail ersichtlich.
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H&M enttäuscht im Test
Schlechter schnitt hat das „H&M Conscious“-Logo ab. Wie auch bei C&A verbergen sich hinter dem Nachhaltigkeits-Zeichen der schwedischen Modekette weitere, firmenfremde Siegel. Welche das genau sind, wird auf dem Etikett nicht weiter benannt. Auch im Test wurde die Herkunft der T-Shirts vom Unternehmen nur lückenhaft belegt – wenn überhaupt, dann auch nur bis zum Stoffhersteller. Noch weniger zufriedenstellend schnitt im aktuellen Test nur die „Better Cotton Initiative“ ab: Hier wurden keinerlei Belege zur Herkunft der geprüften T-Shirts geliefert, gleichzeitig stellt das Siegel im Vergleich die am wenigsten strengen Anforderungen.