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Fashionmarke analysiert

Was Uniqlo von anderen Modeketten unterscheidet

Die „Banana Bag“ von Uniqlo ist ein Dauerbrenner
Die „Banana Bag“ von Uniqlo ist ein Dauerbrenner Foto: Getty Images
Rebecca Stringa
Redaktionsleitung bei STYLEBOOK

26. November 2024, 14:54 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Uniqlo hat sich von einem kleinen Bekleidungsunternehmen in Japan zu einem weltweit führenden Modeanbieter entwickelt. Mit ihrer Mischung aus Innovation, Funktionalität und minimalistischer Ästhetik, ist die Marke heute eine ernsthafte Konkurrenz für Branchengrößen wie Zara oder H&M. Doch was steckt hinter diesem Erfolg? STYLEBOOK schaute es sich genauer an.

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Gegründet 1974 im japanischen Yamaguchi, begann Uniqlo als kleines Familienunternehmen für Herrenmode. Der entscheidende Durchbruch kam jedoch erst in den 2000er-Jahren: Das Unternehmen setzte konsequent auf sogenannte Basics – hochwertige, zeitlose Kleidungsstücke, die auf Funktionalität und Langlebigkeit ausgelegt sind. Diese „LifeWear“-Philosophie prägt Uniqlo bis heute und hebt die Marke von anderen Fast-Fashion-Unternehmen ab.

Innovation und Technologie als Erfolgsrezept

Uniqlo investiert kontinuierlich in technologische Entwicklungen. Ein Beispiel dafür ist „Heattech“, eine innovative Faser, die Wärme speichert, ohne aufzutragen – entstanden durch eine Partnerschaft mit dem japanischen Chemiekonzern Toray. Weitere Highlights sind „AIRism“ für atmungsaktive Sommerkleidung und „BlockTech“, ein wind- und wasserabweisendes Material für Outdoor-Bekleidung. Diese Funktionalität macht Uniqlo besonders für modebewusste Frauen attraktiv, die Wert auf Komfort und Alltagstauglichkeit legen.

Um das Angebot stilistisch zu bereichern, setzt Uniqlo zudem auf Kooperationen mit renommierten Designern wie Jil Sander, Clare Waight Keller und Christophe Lemaire. Diese Kollektionen verbinden High Fashion mit erschwinglichen Preisen und sprechen eine breitere Kundschaft an, ohne die Marke von ihrem Kern abzubringen.

Anhaltender Hype um Banana Bag

Auch die „Banana Bag“ von Uniqlo avancierte zum Social-Media-Phänomen und gehört zu den meistverkauften Taschen des japanischen Labels. Für nur 14,90 Euro erhältlich, begeistert die aus Nylon gefertigte Schultertasche durch erstaunlichen Stauraum. Nutzer auf TikTok zeigen, wie sie unerwartet viele Gegenstände hineinpacken, was ihr den Spitznamen „Mary-Poppins-Tasche“ einbrachte. Ohne prominente Werbekampagnen wurde sie durch virale Inhalte zur „Millennial-Birkin“.

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Expansion und neue Märkte

Während Uniqlo in Japan bereits allgegenwärtig ist, konzentriert sich die Marke zunehmend auf internationale Märkte. Besonders Europa bietet enormes Wachstumspotenzial: Der Umsatz pro Filiale ist dort mittlerweile höher als in Japan selbst. Das Unternehmen profitiert dabei von der schwächeren Konkurrenz großer Fast-Fashion-Anbieter, die aktuell mit Herausforderungen kämpfen. Auch in Deutschland wächst die Präsenz stetig, mit bisher neun Filialen, hauptsächlich in großen Metropolen wie Berlin und München.

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Ist Uniqlo Fast Fashion?

Obwohl Uniqlo für seine Basics und innovative Materialien bekannt wurde, steht die Marke auch in der Kritik. Ein zentraler Punkt betrifft die Einordnung als Fast-Fashion-Unternehmen. Während der Konzern sich selbst klar davon distanziert und auf Langlebigkeit und zeitlose Designs setzt, gibt es Aspekte, die Ähnlichkeiten zur Fast Fashion erkennen lassen.

Massive Produktion und günstige Preise

Uniqlo produziert Kleidungsstücke in riesigen Mengen, oft in Millionenstückzahlen pro Produkt. Trotz des Fokus auf „LifeWear“-Basics werden viele Teile saisonal angeboten, was zu einem stetigen Konsum anregt – ein typisches Merkmal von Fast Fashion. Kritiker bemängeln zudem, dass die Produktion hauptsächlich in Ländern wie China stattfindet, wo Arbeitsbedingungen und Löhne nicht immer transparent sind.

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Nachhaltigkeitsversprechen und Realität

Jedoch hat das Unternehmen in jüngster Zeit verstärkt auf Nachhaltigkeit gesetzt. Initiativen wie „Re.Uniqlo“ bieten Reparaturservices und Recyclingprogramme an, um den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Dennoch wird der Marke vorgeworfen, nicht genügend Informationen zu Lieferketten und Arbeitsbedingungen offenzulegen. Während einige Kollektionen aus nachhaltigen Materialien bestehen, bleibt der Großteil des Sortiments konventionell hergestellt. Hier fordern Experten mehr Transparenz und strengere Standards.

Ethik und soziale Verantwortung

2015 wurden Vorwürfe laut, dass Zulieferer von Uniqlo in China Mitarbeiter unter schlechten Bedingungen arbeiten ließen. Zwar hat das Unternehmen seither Maßnahmen ergriffen u. a. eine Vier-Tage-Woche, doch Kritiker sehen weiterhin Verbesserungspotenzial.

Uniqlo greift Moderiesen Shein an

Das Unternehmen verklagte 2024 Shein wegen mutmaßlicher Nachahmung der beliebten „Runden Mini Schultertasche“, die auf TikTok gehypte „Mary-Poppins-Tasche“. Uniqlo forderte, den Verkauf der Imitation zu stoppen und Schadensersatz zu leisten. Der Fall reiht sich laut „Spiegel“ in ähnliche Vorwürfe gegen Shein ein: Schon 2021 hatte H&M das chinesische Unternehmen wegen Designkopien verklagt. Shein steht zudem oft wegen fragwürdiger Arbeitsbedingungen und Umweltpraktiken in der Kritik, erlebte aber durch aggressives Marketing und schnelles Produktangebot ein beeindruckendes Wachstum.

Kritik der Online-Kunden laut Trustpilot

Die Bewertungen zu Uniqlo auf „Trustpilot“ zeigen ein stark geteiltes Bild: Während einige Kunden von der Produktqualität und der schnellen Lieferung begeistert sind, kritisieren viele andere vorwiegend den Kundenservice und die Retourenabwicklung scharf. Ein positiver Aspekt, der von Nutzern hervorgehoben wird, ist die zügige Lieferung und Bearbeitung von Rücksendungen. Ein Kommentator lobt zudem die innovativen und hochwertigen Produkte und akzeptiert sogar die teilweisen Abzüge bei Rückerstattungen: „Ich finde es sogar richtig – der Umwelt zuliebe.“

Demgegenüber stehen zahlreiche negative Stimmen. Ein großes Problem ist der mangelhafte Kundenservice. Nutzer wie „CP“ berichten von frustrierenden Erlebnissen mit Chatbots und wenig hilfreichen Mitarbeitenden. Der Kundenservice wird als schwer erreichbar und wenig lösungsorientiert beschrieben. Retouren gelten als besonders problematisch. Eine Userin beschreibt den Prozess als „unnötig kompliziert, fast unmöglich gemacht“ und beklagt, dass der Rückgabeprozess unklar kommuniziert wird, besonders bei „Click & Collect“-Bestellungen. Auch andere Nutzer kritisieren versteckte Kosten. So schreibt eine: „Man wundert sich bei der Erstattung, dass nicht der volle Kaufpreis erstattet wird.“ Die Gebühren und der Aufwand erscheinen vielen überzogen.

Weitere Nutzer bemängeln den langsamen Erstattungsprozess und fehlende Kommunikation. Der Eindruck entsteht, dass die Rückgabe absichtlich erschwert wird, was bei einigen sogar zum Verdacht auf Betrug führt, insbesondere bei Lieferproblemen.

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Das hält unsere Redakteurin von Uniqlo

Carmen Dörfler
Redakteurin STYLEBOOK

„Tolle Basics, teils zu hohe Preise“

„Uniqlo kam mir das erste Mal bewusst vor wenigen Jahren in Berlin unter. Der Store am Hackeschen Markt ist dank des übergroßen Logos kaum zu übersehen. Die Schaufenster sprechen mich überhaupt nicht an – zu basic, zu langweilig. Dennoch will ich mich mal umsehen – und werde überrascht! Da der Großteil meiner Garderobe schwarz ist, werde ich schnell fündig – vom BH-Top über die beliebte „Banana Bag“ bis hin zur Jeggings – die Produkte von Uniqlo haben eine gute Passform und, wie ich später herausfinde, eine gute Qualität und verhältnismäßige Langlebigkeit (hätte man die Hose nicht in den Trockner geworfen). Doch während ich einige Produkte – die Hose habe ich nachgekauft und liebe, liebe, liebe sie! – wirklich gerne und viel trage, sind mir andere schlichtweg zu teuer und dafür im Design zu eintönig, insbesondere, wenn man bedenkt, dass auch Uniqlo millionenfach und unter nebulösen Arbeitsbedingungen produziert.“

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