13. November 2022, 18:13 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Vegane Mode liegt im Trend. Nicht nur eine rein pflanzliche Ernährung freut sich immer größerer Beliebtheit, sondern auch ein ethischer und nachhaltiger Konsum von Fashion ohne Tierleid. Doch was ist eigentlich vegane Mode? Woran wird Kleidung mit Tierschutz erkannt und wo verstecken sich tierische Bestandteile auch ohne offensichtliche Kennzeichnung? STYLEBOOK klärt auf.
Längst beschränkt sich ein veganer Lebensstil nicht „nur” auf den Verzicht tierischer Lebensmittel. Denn auch die Auswahl der Kleidung, Schuhe, Accessoires und Kosmetikprodukte spielt eine große Rolle als Teil einer veganen Lebensphilosophie. Der Verzicht auf tierische Produkte auf dem Speiseplan ist und bleibt ein wichtiger Schritt für das Tierwohl sowie für den Klimaschutz. Aber auch für Mode und andere Produkte werden Tiere gequält und ausgebeutet.
Allein bei der Gewinnung von Merinowolle werden vor allem Schafen in Australien unendliches Leid zugefügt. Dort wird den Tieren ohne Betäubung die Haut rund um den Schwanz entfernt. Der Grund für die Mulesing-Praxis: Oft legen Fliegen ihre Eier in die überschüssige Haut der Tiere. Das Zuviel an Haut ist eine Folge ihrer Überzüchtung, um pro Schaf mehr Wolle zu generieren. Mit der grausamen Methode Mulesing soll der Befall von Fliegenmaden verhindert werden, was zu großem Leid bei den Tieren führt. Bei veganer Mode kann man sich sicher sein, dass auf jegliche Bestandteile tierischen Ursprungs verzichtet wurde und kein Tier für das Produkt leiden musste.
Mode ohne tierische Bestandteile erkennen
Offensichtlich nicht vegan sind Materialien wie Leder, Pelz und Daunen. Sie tragen auf dem Etikett den Vermerk „Enthält nichttextile Teile tierischen Ursprungs“. Aber auch in kleinen Details wie dem Patch am Bund der Jeans, dem Sneaker-Kleber oder der Farbe im Pulli verstecken sich tierische Materialien. Viele glauben vielleicht auch bei Seide ein tierfreundliches Material zu wählen. Doch auch die Produktion von Seide kommt nicht ohne das Leiden von Insekten aus. Für Seide werden Kokons der Seidenspinne in kochendes Wasser geworfen, um die Raupe darin abzutöten und danach den Seidenfaden abzuziehen. Allein für ein Gramm Seide müssen 15 Seidenraupen sterben.
Neben dem Blick auf das Etikett, um nicht-tierische Materialien zu erfassen, können auch Siegel helfen. So können Sie vegane Mode sicher erkennen. Mit dem PETA-Approved Vegan Logo wird Mode ohne Tierleid zertifiziert. Dadurch wird zudem garantiert, dass keine versteckten tierischen Inhaltsstoffe in Textilien oder anderen Accessoires sind, die nicht als Hauptmaterial auf dem Etikett ausgewiesen sind. Denn nicht nur im Hauptmaterial der Klamotte können Tierprodukte stecken.
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Versteckte Details von veganer Mode
Unbemerkt können billige Tierprodukte wie Knöpfe aus Horn, Knochen oder Perlmutt, Bienenwachs als Imprägnierung für Regenjacken und Outdoorbekleidung sowie Accessoires wie Federn, Muscheln und Perlen in der Mode verarbeitet werden. Ein weiteres Beispiel sind die Patches an Jeans, die auch bei Bio-Denim oft aus Leder bestehen. Doch es gibt Alternativen aus Baumwolle, Jacron-Papier oder Kork, die genauso trendy wie Lederpatches aussehen. Das beweisen Labels wie Nudie Jeans seit 2018 und Armedangels seit 2016, die ihre veganen Jeans nur noch mit nachhaltigen und tierfreundlichen Jacron-Aufnähern versehen.
Lederschuhe sind natürlich nicht vegan. Aber wie sieht es mit Stoff-Sneakern oder Schuhen aus Baumwolle, Leinen und Hanf, Holz, Kork und Kautschuk sowie Kunstfasern oder Kunstleder aus? Leider verbergen sich auch hinter Schuhen ohne Leder oftmals tierische Bestandteile. Und zwar im Kleber! Meistens besteht dieser aus Kasein-Leim aus Milch oder Glutin-Leim aus Knochen und Tierhäuten. Diese Bestandteile sind auf den Etiketten nicht immer deklariert. Hier hilft nur Schuhlabels, wie etwa Veja, ekn footwear, Nae, Ethletic und Fairticken zu kaufen. Sie produzieren verifizierte vegane Schuhe auch unter sozialen und fairen Bedingungen.
Textilfarben werden oft mit tierischen Bestandteilen wie dem roten Farbstoff Karmin aus Schildläusen gemischt. Diese sind nicht auf dem Etikett zu finden. Oft hilft hier nur die Nachfrage beim Hersteller oder der Kauf bei Fair Fashion Labels wie Armedangels, die in ihren Kollektionen komplett auf pflanzliche Färbungen setzen.
Vegane Material-Alternativen: Ananasleder, Kork, Tencel und Sojaseide
Viele Modelabels verarbeiten Alternativen aus pflanzlichen oder recycelten Materialien, um das Tierleid durch die Fashion-Industrie zu stoppen. So lassen sich aus Eukalyptus- und Buchenholzfasern, Kork oder recycelten PET-Flaschen innovative und zugleich beständige und hübsche Materialien verarbeiten – ohne dass Tiere dafür sterben müssen.
Als Ersatz für Wolle hat vegane Mode pflanzenbasierte oder synthetische Fasern wie Baumwolle, Bambus, Leinen, Polyester, Nylon, Acryl, Viskose, Kork, Hanf, Lyocell (Tencel), Modal, Polyurethan und Elasthan entdeckt. Vor allem der Alleskönner Tencel aus Eukalyptusholz ist sehr beliebt. Denn das besonders umweltfreundliche Tencel wird nicht nur als Wolle verarbeitet, sondern kann auch Seide oder Leder imitieren. Auch aus dem Abfallprodukt Sojafasern lässt sich ein seidiges Material herstellen. Das können Sie bedenkenlos in der Waschmaschine reinigen.
Als Lederimitat wurden zudem Stoffe auf Basis von Pilzen, Papier und Kunststoff, Kaktus oder Ananasfaser entwickelt. Sie werden oft als Tierleder-Alternative für Schuhe, Mode-Accessoires und sogar Möbel genutzt.
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Vegane Modelabel ohne Tierleid
Vegane Kleidung, Taschen, Schuhe und Accessoires werden immer beliebter. Neben veganer Designermode von Stella McCartney, die auf zeitlose Entwürfe aus nachhaltigen und fair produzierten oder recycelten Materialien setzt, gibt es auch viele kleine Modelabels mit veganer und super stylischer Mode – auch für kleinere Geldbeutel. Zu den Favoriten zählen die minimalistischen Designs vom Hamburger Modelabel JAN ’N JUNE, nachhaltige und stilvolle Sport- und Freizeitbekleidung von Bleed Clothing, lässige Streetstyles von Recolution sowie die Wintermäntel aus recycelten PET-Flaschen und Futter aus Getreidestärke von Embassy of Bricks and Logs – und das alles PETA-Approved Vegan.