30. Dezember 2018, 11:20 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
An Silvester knallen hierzulande unzählige Sektkorken. Laut Statistik des Deutschen Weininstituts werden pro Kopf immerhin dreieinhalb Liter Schaumwein pro Jahr getrunken, fünf Jahre zuvor waren es sogar noch vier Liter.
Im vergangenen Jahr wurden 96.000 Hektoliter Champagner nach Deutschland importiert. Das waren rund 14 Prozent aller importierten Schaumweine und 1,3 Prozent mehr als 2016. Doch der Trend geht hin zum höherwertigen Sekt – das meint zumindest Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut. Und er ist mit seiner Meinung nicht allein: „Die Qualität deutscher Sprudler ist in den letzten Jahren auf geradezu abenteuerliche Weise nach oben gegangen“, heißt es im „Vinum Weinguide 2019“.
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Winzersekt auf dem Vormarsch
In den 80er Jahren entstand in Rheinhessen die Erzeugergemeinschaft Winzersekt. Zu ihren Grundsätzen gehört: „Eine Herkunft. Eine Rebsorte. Ein Jahrgang.“ Inzwischen lösen sich viele Winzer jedoch von dem Grundsatz, dass Sekt aus Weinen einer einzigen Rebsorte hergestellt werden sollte, so Büscher. Immer beliebter würden zudem Cuvées aus Burgundersorten. Ernst Büscher: „Für mich ist Winzersekt eines der am meisten unterschätzten Produkte, die wir in der Weinbranche haben. Sie befinden sich in der Qualität auf Augenhöhe mit der internationalen Konkurrenz, auch mit Champagner.“ Sie seien preislich attraktiv, mit einem Marktanteil von drei Prozent – rund 9 Millionen Liter bei einem gesamten Jahreskonsum von 290 Millionen Liter Sekt – aber noch ein Nischenprodukt.
„Winzersekt klingt mir zu bäuerlich.“
„Wir haben unseren eigenen Stil, das ist keine Kopie eines Champagners“, führt der rheinhessische Winzer Volker Raumland aus. Zwar ist die Art der Herstellung mit der zweiten Gärung in der Flasche die gleiche wie in der Champagne, doch in Rheinhessen gibt es ein anderes Terroir, einen eigenen Bodencharakter, so der Fachmann. „Statt der Kreideböden wie in der Champagne haben wir Muschel- und Algenkalkböden – das ist auch kein schlechtes Terroir.“ Klimatisch sei die Champagne im Vergleich zu Rheinhessen eher benachteiligt. Außerdem bevorzugt er den Begriff der traditionellen Flaschengärung. Damit würde auch die Abgrenzung zu den großen Marken mit Tankgärung für Verbraucher deutlicher.
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Der Clou bei Winzersekt: Flaschengärung
Bei der traditionellen Flaschengärung wird dem abgefüllten Grundwein eine spezielle Sekthefe zugefügt, die mit hinzugefügtem Zucker eine zweite Gärung auslöst. Mindestens neun Monate lang bleibt die Hefe in der Flasche, wird nach und nach in den Flaschenhals gerüttelt, dort eingefroren und „degorgiert“: Unter dem Druck der Kohlensäure schießt der feste Hefepropf heraus. Für ein Bar Druck müssen etwa vier Gramm Zucker vergoren werden. Sekt muss mindestens 3,5 Bar haben, mit 24 Gramm Zucker werden sprudelnde sechs Bar möglich. Volker Raumland lässt schon seine einfachsten Sekt mindestens vier Jahre auf der Hefe reifen. Bei Spitzensekten sind es mehr als zehn Jahre. Aber Geduld zahlt sich aus. Eine längere Hefelagerung gebe der Kohlensäure mehr Zeit, sich im Sekt zu binden. Und einen guten Sekt erkenne man daran, dass er sehr lange im Glas perle.