19. August 2018, 8:29 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Es sieht aus wie Fleisch, ist es aber nicht. Tierfreie Schnitzel und Würste erobern die Supermarktregale. Sie versprechen gesunden Genuss ohne Reue. Doch hemmungslos zulangen sollte man auch bei ihnen nicht.
»Vegan ist mehr als eine Ernährungsweise. Vegan ist eine Lebenseinstellung: bewusster und nachhaltiger konsumieren, sich auch mal in Verzicht üben. Das ist das Motto vieler Veganer.
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Früher wurden Veganer oft nicht ernst genommen, der bewusste Verzicht auf alle tierischen Produkte erschien vielen als schrullig und seltsam. Heute ist das anders, längst ist der Trend zum Veganismus in den großen Supermärkten angekommen, überall findet man inzwischen vegane Lebensmittel. Doch wie gesund sind die Produkte wirklich ?
Der Blick ins vegane Kühlregal hinterlässt so machen Verbraucher ratlos. Dort liegen Schnitzel, Würstchen und Käse, die aussehen als wären sie aus Fleisch und Milch. Doch in Wirklichkeit bestehen sie aus pflanzlichem Ersatz- und Aromastoffen. Und ihre Zahl steigt stetig. Vor Jahren gab es vegane Produkte nur in Reformhäusern und Bioläden, heute findet man diese sogar im Discounter. Auch große Fleischwarenhersteller haben vegane oder vegetarische Alternativen im Sortiment.
Zahlen und Fakten
1,3 Millionen Menschen leben nach Angaben der Ernährungsorganisation ProVeg in Deutschland vegan. „Es gab in den letzten Jahren einen starken Anstieg“, sagt Wiebke Unger von ProVeg, wie der deutsche Vegetarierbund inzwischen heißt. Doch verglichen mit der Gesamtbevölkerung sind die Veganer noch immer in der Minderheit.
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Schaut man auf Marken wie Wiesenhof und Rügenwalder Mühle, ist jedoch das Gegenteil der Fall. Wiesenhof bietet derzeit fünf vegane Varianten von der Wurst bis zum Schnitzel an und plant künftig noch mehr auf den Markt zu bringen. „Die veganen Produkte sind ein kleiner, aber mittlerweile durchaus wichtiger Bestandteil unseres Portfolios“, sagt Peter Wesjohann, Vorstandsvorsitzender des Wiesenhof Mutterkonzerns.
Doch wieso kaufen Menschen, die bewusst auf Produkte verzichten, für die Tiere sterben mussten oder gequält wurden, etwas, das Leberwurst oder Frikadelle imitiert? Die Zielgruppe seien in der Regel Flexitarier – Menschen, die nicht ganz, sondern nur ab und zu auf Fleisch verzichteten, sagt ProVeg-Expertin Unger. Die könnten bei der Grillparty mit Freunden dann einfach ihre Veggie-Wurst auspacken. „Man fällt nicht so aus der Reihe.“ Dadurch gewinne der Fleischverzicht an Normalität und Akzeptanz.
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Vegane Döner?
Dass Veganer sich nicht nur von Obst und Gemüse ernähren, beweist der Bremer Marc Moog, der seit 18 Jahren vegan lebt. Oft habe er sich wie ein Außerirdischer gefühlt, doch heute sei es dagegen viel einfacher, sich vegan zu ernähren – auch dank der großen Auswahl im Supermarkt. Vor 8 Jahren gründete er die Veganbar, wo Döner, Currywurst und Burger ohne Fleisch auf der Speisekarte stehen. Einen Widerspruch sieht Moog darin nicht. „Es geht um Genuss“, sagt der 45-Jährige. Und das sieht dann so aus:
Doch viele Leute verbinden mit vegan automatisch gesünder. Deshalb greifen sie mit gutem Gewissen zu veganen Alternativen und fühlen sich damir besser als mit dem Standard-Produkt. „Es ist eine einfache Art der Werbung“, meint der Berliner Marketingexperte Marcus Bartelt. „Man klebt ein Siegel drauf und hebt sein Produkt dadurch aus der Masse hervor.“ Ähnlich sieht es der Markensoziologe Errichiello: „Das ist ein Mittel, einem total austauschbaren Produkt ein Image von Gesundheit und heiler Welt zu geben.“ Also alles nur ein reiner Werbegag?Nein, sagt Verbraucherschützerin Huisinga. Die spezielle Kennzeichnung habe durchaus ihre Berechtigung.