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Erfahrungsbericht

„Ich hatte Extensions für 800 Euro und habe sie sofort wieder entfernen lassen“

Unsere Autorin ließ sich Extensions einsetzen – wie ihre Erfahrung damit war, lesen Sie hier.
Unsere Autorin ließ sich Extensions einsetzen – wie ihre Erfahrung damit war, lesen Sie hier. Foto: Getty Images
Nina Ponath
freie Autorin bei STYLEBOOK

22. November 2024, 16:07 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Erinnert sich hier noch jemand an Nicole Richie und Paris Hilton in „The Simple Life“? Damals, Anfang der 2000er schaute ich die Sitcom gelegentlich auf MTV und starrte wie gebannt auf ihre Frisuren. Blonde, fisselige Haare in wilden Stufen. Wieso diese Fransen? Es dauerte etwas, bis ich verstand, dass diese wilden Fransen keine freiwillige Modewahl waren, sondern Extensions. Die langen Strähnen hingen an deutlich sichtbaren Bondings und die Modeerscheinung Haarverlängerung war damit abgehakt. Wieso ich 20 Jahre später trotzdem rund 800 Euro in einer Kurzschlussaktion dafür ausgab? 

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Ich habe, was Frisuren angeht, schon so ziemlich alles durch. Über kurz, lang, gesträhnt, Pony, ohne Pony, blondiert, gibt es kaum etwas, was ich ausgelassen habe. Vergangenen Dezember war mir wieder mal nach etwas Neuem. Grundsätzlich halte ich nichts davon, einfach das zu machen, was die anderen machen und Beauty-Trends nachzulaufen. So ganz unbeeinflusst war ich sicherlich trotzdem nicht, als mir der Gedanke kam, mir Extensions machen zu lassen – und meine Erfahrung damit heute mit Ihnen zu teilen.

Darum wollte ich unbedingt Extensions haben

Grund dafür ist mein Freundeskreis, in dem gleich mehrere Mädels sich regelmäßig Bondings mit Echthaar setzen lassen und darüber ganz offen sprechen. Eine meiner besten Freundinnen mit Extensions erklärte mir, ihre Frisur würde dank der Extensions viel länger halten: einmal geföhnt oder mit dem Glätteisen bearbeitet, würde bei den Extensions danach nichts mehr verrutschen. Mein Interesse war geweckt.  

Die Haare unserer Autorin – ohne Extensions
Die Haare unserer Autorin – ohne Extensions Foto: Nina Ponath

Ich informierte mich im Internet über die verschiedenen Extensions-Methoden: Bondings, Tapes, Haare einflechten usw. Und die Meinungen sind vielfältig: Eine meiner Freundinnen schwört auf Tapes, mit denen sie ihren Haaren etwas mehr Volumen gibt. Eine andere Freundin hat seit Jahren Bondings, mit denen eine Haarverlängerung von „Great Lengths“ befestigt ist. Also rief ich beim Friseur an und vereinbarte einen Beratungstermin. 

So lief mein Beratungstermin ab

Weil ich sehr lange Haare habe, und nicht zusätzlich an Länge gewinnen wollte, entschied ich mich für eine leichte Verdichtung. Im Nachhinein kann ich darüber nur den Kopf schütteln, da ich ohnehin schon sehr dichte Haare habe. Die Friseurin, von der ich mich beraten ließ, empfahl mir mindestens 100 Strähnen. „Anders sieht man den Effekt kaum“, sagte sie.  

Ein Package mit 25 Strähnen kostet rund 160 Euro – ich bräuchte natürlich auch noch die längste und somit teuerste Ausführung. Ein wenig mulmig wurde mir schon, als mir die Friseurin die Preise vortrug, aber die Neugierde siegte. Zusammen suchten wir eine passende Farbe aus und ich vereinbarte einen Termin in drei Wochen zum Einsetzen der Strähnen. 

Am Tag meines Termins hielt ich das Ganze noch für eine richtig gute Idee. Während ich in meinem Stuhl saß und die Veränderung beobachtete, malte ich mir aus, wie ich zukünftig viel Zeit beim Styling sparen würde. Einmal die Haare geglättet würden sie – so hatte es mir meine Freundin zumindest erzählt –ewig halten. Gut vier Stunden später war ich fertig. „Toll, nicht?“, sagte die Friseurin stolz zu mir, „ich warne dich vor: die meisten Mädels werden süchtig danach.“

Meine erste Erfahrung mit Extensions

Mein Kopf wog plötzlich zwei Kilogramm mehr und mein Portemonnaie war um rund 800 Euro leichter. Der Preis störte mich nicht: Die Haare hingen glatt und seidig zwischen meinem Naturhaar hinunter und ließen mich auch ohne Make-up und Styling gleich viel frischer wirken.  Wie auf Wolken ging ich nach Hause und zeigte mich meinem Freund. „Fällt dir etwas an mir auf?“, fragte ich ihn. 

Ninas Erfahrung mit Extensions: „kurz und unnötig“
Ninas Erfahrung mit Extensions: „kurz und unnötig“ Foto: Nina Ponath

„Warst du beim Friseur?“, fragte er zögerlich. Er klang dabei ein wenig, als habe er Angst, etwas Falsches zu raten und dafür angepflaumt zu werden.  Ich nickte stolz. „Rate mal, was ich gemacht habe?“, fragte ich. „Haare geschnitten?“, riet mein Freund erneut. Ich schüttelte den Kopf. „Gefärbt?“ „Nein“, sagte ich und merkte, noch bevor ich anfing zu reden, dass mir das Thema „Extensions“ auch heute, wo es offensichtlich salonfähig ist, immer noch unangenehm war. 

„Ich habe mir Extensions machen lassen“, sagte ich.  „Und wieso?“, fragte mein Freund verständnislos. Tja, gute Frage.  „Man muss die Haare so viel weniger stylen“, sagte ich. Und es ärgerte mich, dass ihm die Veränderung gar nicht aufgefallen war. 

Durch die Haare fahren, nicht mehr möglich

Wobei ich einige Stunden dankbar gewesen wäre, hätte mein Freund die Veränderung jetzt etwas weniger wahrgenommen:  Als er mir später am Abend gedankenverloren durch die Haare fuhr, blieb einer seiner Finger an einem Bonding hängen. Er zog die Hand zurück und fragte irritiert: „Was ist das?“ 

„Das sind die Bondings“, murmelte ich etwas beschämt, „die halten die Extensions.“ Mein Freund sagte nichts weiter, aber ich konnte erkennen, dass er die Dinger genauso seltsam fand wie ich in diesem Moment. 

Die erste Nacht mit Extensions: viel Haare, wenig Schlaf 

In der Nacht wurde ich von einem leichten Jucken auf der Kopfhaut wach. Anfangs versuchte ich, es zu ignorieren – wahrscheinlich nur eine Reaktion auf die neuen Haare, dachte ich, aber das Gefühl wollte nicht verschwinden. Immer wieder nickte ich ein und wurde wach, weil ich mir mit der Hand im Schlaf kratzte. Die Bondings fühlten sich wie kleine, harte Knoten in meinen Haaren an.  

Am nächsten Morgen fühlte ich mich gerädert, versuchte aber, weiterhin das Positive zu sehen: Immerhin sahen die Haare im Spiegel toll aus. Okay, vielleicht auch ein wenig unecht. Fast wie eine Perücke, oder fand das nur ich?  

Auch interessant: Extensions – wie schonend sind Tape-Ins, Clip-Ins und Bondings fürs Haar?

Die Ernüchterung nach einer Woche 

Die Ernüchterung kam schneller, als ich dachte. Nach ein paar Tagen begann das Gefühl, die Extensions zu tragen, mich immer mehr zu stören. Die Haare fühlten sich schwer und wie ein Fremdkörper an. Der Kleber juckte nachts immer noch und die Vorstellung, dass diese Haare einmal jemand anderem gehört hatten, wurde für mich immer ekliger. Ich begann zu googeln, woher Echthaar für Extensions eigentlich kommt, und landete bei gruseligen Geschichten über Haarspenden aus dubiosen Quellen. Oft wissen nicht mal die Händler und Haarehersteller selbst, woher die Haare kommen. Das machte es nicht besser. 

Ich bemerkte auch, dass ich die Haare ständig im Nacken und am Ansatz spürte. Sie hingen nicht so leicht und natürlich wie mein eigenes Haar, sondern zogen an der Kopfhaut. Nicht mal beim Styling hatten sie Vorteile, denn ganz anders als erwartet, hielten die Extension nach dem Styling zwar ihre Form – mein Echthaar jedoch nicht. Das Ergebnis war ein wilder Mix aus Nieselregen gewellte Haare mit glatten, seidenen Strähnen. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Es wurde immer unangenehmer, und schließlich ertappte ich mich dabei, wie ich ständig an den Bondings fummelte, in der Hoffnung, sie „lockern“ zu können. 

Das Ende der Extensions-Karriere 

Nach etwa einer Woche war ich so genervt, dass ich beschloss, die Extensions wieder entfernen zu lassen. Aber der Gedanke, in den Salon zurückzugehen und der Friseurin zu erklären, dass ich ihre stundenlange Arbeit nicht mehr wollte und ich leider nicht zu denjenigen gehörte, die Extensions „süchtig“ machten, fühlte sich unmöglich an. Ich wollte sie nicht enttäuschen oder traurig machen. Also suchte ich mir einen anderen Friseur. 

Ein paar Stunden später saß ich in einem schäbigen Salon Nähe des Bahnhofs, die laut ihrer Website alles von Dreadlocks bis Extensions machten und ließ mir die Extensions entfernen. Die Friseurin schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf. „Warum hast du dir Extensions machen lassen? Du hast doch viele Haare!“, sagte sie. Tja, was weiß ich: Manche lassen sich betrunken ein Tattoo stechen, ich lasse mir aus Langeweile Extensions setzen. Mit einem Lösemittel, das ähnlich wie Nagellackentferner roch und einer Zange, entfernte sie die Haare und es dauerte keine halbe Stunde, da sah ich wieder aus wie vorher.  Meine Erfahrung mit Extensions: kurz und unnötig.

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Mein Fazit: Lieber Urlaub statt Haare

Als ich aus dem Salon ging, fühlte ich mich wie befreit. Endlich war das unangenehme Gewicht von meinem Kopf verschwunden, und ich hatte mein natürliches Haar zurück. Die Entfernung hatte 50 Euro gekostet. Zusammen mit den 800 Euro für die Extensions, hatte ich mir Haare im Wert eines Urlaubs gekauft. Immerhin war es das einzige Geld, das ich je für Extensions ausgeben werde, denn das Kapitel ist für mich definitiv abgeschlossen – meine Erfahrung eher unschön. Extensions und ich, das wird nicht mehr in diesem Leben. Auch nicht abseits der 2000er, Paris Hilton und „The Simple Life“.  

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