18. März 2024, 17:31 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Frizz kann nervig sein und will gebändigt werden. Aber ist es wirklich immer „nur“ Frizz? Oder sind es doch manchmal Locken, die erkannt und richtig behandelt werden möchten? STYLEBOOK hat mit einem Hair-Stylisten darüber gesprochen.
Wer immerzu über frizziges Haar klagt, wird es kennen: Kaum ist die Luftfeuchtigkeit nur minimal höher als gewohnt, wird aus glänzend gestyltem Haar plötzlich ein Knäuel aus abstehender Wolle. Die Haare bauschen sich auf, überall scheinen nahezu kaputte Haare aufzublitzen, die sich widerspenstig kräuseln. Doch was viele nicht wissen. Manchmal ist es kein Frizz, es ist eine eigentliche Lockenstruktur, die nur nie richtig gestylt wurde. So zumindest die Aussage von Haarstylist Dominik Tjumen. Wie wir den Unterschied zwischen Locken und Frizz erkennen und wie wir die jeweilige Haarstruktur am besten stylen, verrät er STYLEBOOK.
Übersicht
Was sind Locken und was ist Frizz?
Widerspenstige, fliegende Haare bezeichnen wir oft als Frizz. Das sind die Haare, die sich nicht gut bändigen lassen, egal ob das Haar grob oder fein ist. Außerdem fehlt es Frizz meist an Definition und Form, vielmehr stehen die Haare in verschiedenen Richtungen ab. Zudem fehlt frizzigem Haar auch an Glanz, wodurch es spröde und trocken aussieht. Locken hingegen haben eine definierte, spiralförmige oder gewellte Textur und eine klare, definierbare Form. Zudem können sie einen natürlichen Glanz haben, sehen oft gesund und gut gepflegt aus.
Haben wir Frizz greifen wir gern zu Anti-Frizz-Produkten wie Seren, Öle oder Leave-in-Conditioner, um ihn zu reduzieren. Haben wir Locken, greifen wir hingegen lieber zu Produkte wie Lockencremes oder -gele, um sie zu definieren und zu pflegen. Lockiges Haar entsteht aufgrund der spezifischen Form des Haarfollikels. Im Gegensatz zu glattem Haar ist der Follikel bei Locken geschwungen, wodurch dein Haar ganz natürlich in einer lockigen Form wächst.
Woran lässt sich der Unterschied erkennen?
Tatsächlich wissen einigen Menschen aber gar nichts von ihrer geschwungenen Haarpracht. Haarstylist Dominik Tjumen zu STYLEBOOK: „Haare können nach dem Waschen, also im nassen Zustand, oftmals gewellt oder gar lockig sein. Daher merkt man meist im nassen Zustand, ob die Haare von Natur aus glatt oder lockig sind. Ob die Locken im trockenen Zustand halten, ist eine andere Sache“. Der Grund dafür: Werden Locken nicht richtig gestylt und gepflegt, zerfallen sie eher, wirken strohig und frizzig. „Wellige Haare ziehen sich im trockenen Zustand oft glatt und wirken dadurch glatter, als sie bei einem richtigen Styling eigentlich sind“.
Doch woran liegt es, dass wir gar nicht so ausreichend aufgeklärt sind über unsere eigene Haarstruktur? Meist glätten wir schon früh, um ein westliches Schönheitsideal zu entsprechen. Tjumen weiß, worin die Unwissenheit liegt: „Wir haben keine Kultur für Locken. Das hat sich stark verändert im letzten Jahrhundert, das Schönheitsbild aber noch nicht“. Locken sind äußerst unterschiedlich, daher kommt Unwissenheit auf: „Locken sind nie ordentlich, festlich, aufgeräumt oder clean, sondern wild, aufregend, unkonventionell, frech, inspirierend, einfach anders!“, so der Haarexperte. Daher sei es wichtig, sich genau mit seiner eigenen Haarstruktur auseinanderzusetzen und bei Verdacht auf Locken das Styling entsprechend anzupassen und Produkte für Locken ausprobieren. Hier kann man beispielsweise auch mal mit einem Diffuser-Aufsatz arbeiten.
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Bekommt man Locken zurück, die man lange falsch gestylt hat?
Hat man Locken oder Wellen, diese aber nie erkannt und sich daher die Haare immer mit aggressiver Hitze glatt gestylt, ruiniert man einen Teil der natürlichen Haarstruktur. Kann man dies eigentlich wieder beheben, ohne sich gleich radikal von den Haaren verabschieden zu müssen?
„Manchmal sind die Haare so geschädigt, dass man die Locke wirklich nie wieder bekommt“, so Tjumen. „Man kann aber durch neue Technologien wie Redken Acidic Bonding, K18 oder Olaplex wieder einiges zurücksetzen und wiederbeleben, aber es bedarf einiges an Nachsorge und damit ist das aufwendige Styling von Locken noch nicht eingeschlossen“, erklärt er weiter. Zudem könne durch das häufige Glätten Frizz noch hinzukommen zum elektrischen Haar. „Dort den richtigen Weg zu finden, um die Haare wiederzubeleben, schreckt einige ab, weil es eine komplett andere Routine bedarf. Sowohl von der Handhabe, der Frequenz und den Produkten“. Denn zu dem Unterschied von Locken und Frizz unterscheidet sich auch Locken mit Frizz von Locken ohne Frizz. Man könne nicht sagen, dass Silikone für jede Locken gut seien. Doch Locken mit Frizz brauchen wiederum Silikone in ihren Produkten.
Aber einen Stylingtipp verrät er Tjumen für Locken: „Das Haar muss vor Feuchtigkeit geschützt werden, so wenig Feuchtigkeit wie möglich darf eindringen“. Und noch ein weiteres Produkt sollte nicht vernachlässigt werden: „Ebenso aufs Haarspray darf man da nicht verzichten. Lockige Haare glatt tragen (und gegen Frizz kämpfen) ist ein ganz anderes Game als lockige Haare lockig tragen und gegen Frizz kämpfen. Denn wie immer gilt: Routine, Produkte, Häufigkeit und Haarschnitt.