10. April 2023, 6:13 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Die Sozialen Medien bringen ständig neue Beauty-Tricks hervor, die uns das Leben schöner machen sollen. Von Slugging bis Mascara Cocktailing, es gibt für jedes Problem mindestens eine Lösung. So sollte zuletzt Reiswasser eine strohige Mähne in glänzendes Haar verwandeln. Beim neuesten Trend-Hack wurde der Reis jetzt durch Nudeln ersetzt. Das Wasser, in dem Nudeln gekocht wurden, soll als Ersatz für den Conditioner dienen. Ob das wirklich funktioniert und wie gut der Pflegeeffekt ist, hat unsere STYLEBOOK-Redakteurin getestet.
Übersicht
Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird, sagt man. Die Redensart ist eine Umschreibung dafür, dass Dinge meist nicht so schlimm sind, wie wir denken. Meine Haare nach der Wäsche statt mit Conditioner mit Nudelwasser Wasser zu pflegen, ist ein perfektes Beispiel für dieses Sprichwort.
Nudelwasser statt Conditioner? Die Skepsis ist erst einmal groß
Denn meine Begeisterung hielt sich zunächst in Grenzen. Nudeln kochen ist nicht das Problem, aber da dann meine Haare reinhängen? Ich weiß ja nicht. Da ich grundsätzlich für neue Beauty-Ideen zu haben bin, versuche ich es natürlich trotzdem. Wasser aufgesetzt, Penne hinein und los geht’s. Nachdem die Nudeln al dente sind, schütte ich das Nudelwasser nicht in den Abfluss, sondern in einen weiteren großen Topf. Im Nachhinein wäre es vielleicht hygienischer gewesen, dafür ein anderes Gefäß als ein solches für Nahrungsmittel zu nehmen, aber das können Sie beim Nachmachen im Bedarfsfall natürlich selbst entscheiden. Wichtig ist, dass das Haar in das Behältnis passt. Anschließend sollte man das Wasser zuerst etwas abkühlen lassen, bevor es ab in die Dusche geht.
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Bewaffnet mit meinem Kochtopf voller Nudelwasser, stehe ich dann schließlich in der Dusche. Damit die wertvolle Flüssigkeit nicht verwässert, stelle ich den Topf vor die Duschkabine und starte mit der Haarwäsche. Nachdem das Shampoo gründlich ausgewaschen wurde, drücke ich meine Haare sanft aus und beginne mit dem Projekt Haare al dente. So stehe ich mit meinem halben Kopf im Spaghettitopf in der Dusche und habe das Gefühl wie bei einer Muschel das Meer rauschen zu hören. Ich muss laut lachen und denke „So etwas Dämliches habe ich noch nie gemacht“, während ich die Spitzen und Längen meiner Haare weiter in den Topf tunke und froh bin, dass mich niemand sieht.
Das Nudelwasser wirkt ein, während mir Pastaduft in die Nase steigt
So verbringe ich gut vier Minuten, in denen meine ausgetrockneten Haare das Nudelwasser aufsaugen sollen. Ausreichend Zeit, um nachzudenken. Meine Haare sind vieles von mir gewohnt und machen zum Glück auch so ziemlich alles mit. Haarfärbeexperimente mit Rot, Blau, dunkler Kirsche, Schwarz, von Schwarz auf Blond, als meine beste Freundin und ich nicht mehr ausreichend Zeit hatten, um die Blondierung lange genug einwirken zu lassen, sodass die Haarfarbe ein wilder Mix aus strohblondem Ansatz, unangenehm gelben Längen und orangefarbenen Spitzen wurde, von Blond auf Pink und zurück zu Schwarz. Schwarz ist meine Go-to-Haarfarbe, doch in regelmäßigen Abständen kommt Langeweile auf und eine Veränderung muss her. So auch vor wenigen Monaten. Als Ergebnis ließ ich mir in einem insgesamt achtstündigen Friseurmarathon einen Ombré-Look in Schwarz-Orange verpassen. Inklusive dreimal Blondieren.
Sie sehen, meine Haare können jede Pflege gebrauchen, die sie kriegen können. Ob das Nudelwasser da ausreicht, bezweifle ich stark. Nachdem die erste Einwirkzeit vorbei ist, nehme ich die nach Pasta duftenden Haare aus dem Topf, gieße das restliche Nudelwasser quasi als Spülung darüber und lasse das Ganze noch wenige Minuten einwirken. Die Dusche riecht hervorragend nach Nudeln und ich bekomme Hunger. Also Wasser an und runter mit dem improvisierten Conditioner aus der Küche.
Das erste Ergebnis ist ernüchternd, doch dann …
Das Ergebnis: ernüchternd. Die Haare fühlen sich spröde an, sind nicht zu entwirren und scheinen auch zotteliger auszusehen als sonst. Das Gefühl geht auch nach dem ersten Trocknen nicht weg. Kaum aus dem Handtuch entlassen, hängen die Haare zerzaust und unentwirrbar zu meinen Schultern. Meine Skepsis nimmt überhand und ich sehe mich schon erneut in die Dusche springen und die Waschprozedur von vorne beginnen – allerdings mit richtigem Conditioner.
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Aber so kurz vor dem Ziel gebe ich natürlich nicht auf. Ich werfe den Föhn an und trockne das Gestrüpp vorsichtig. Nachdem der Großteil der Feuchtigkeit hinweggeblasen ist, nehme ich die Bürste zur Hand. Und bin mehr als positiv überrascht! Während ich sonst ziemlich kämpfen muss, um die Haare zu entwirren, fliegen die Borsten wie von selbst durch das Haar. Die Spitzen sind nach wie vor etwas trocken, doch die Längen fühlen sich wunderbar weich und kräftig an. Noch dazu glänzt meine Mähne, wie sonst nur nach Glätteisen und Glanzspray. Etwas ungläubig starre ich in den Spiegel, betrachte das Ergebnis unter verschiedenem Licht und fahre mir immer wieder durch die Haare – es bleibt mir nichts anderes übrig: Versuch geglückt, Patient sehr happy!
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Darum bringt Nudelwasser Glanz ins Haar
Wissenschaftlich gesehen ist das Endergebnis gar nicht so überraschend. Denn die im Nudelwasser enthaltenen Mineralien, insbesondere die Stärke, sorgen für glänzendes Haar. Das bestätigt auch Friseurmeisterin Kira Porkert: „Die Stärke in Nudel- oder auch Reiswasser als Haarpflege ergibt theoretisch Sinn.“ Auch ein kleiner Löffel Salz im Nudelwasser ist kein Problem für die Haare. In der Praxis plädiert die Expertin jedoch für einen herkömmlichen, qualitativ hochwertigen Conditioner: „Ein Conditioner hat einen sauren pH-Wert und verschließt dadurch das Haar, was für Glanz sorgt.“ Wirkliche Nachteile sieht sie in der Verwendung von Nudelwasser für die Haare jedoch nicht. „Außer beim Haarefärben. Wenn verschiedenste Substanzen im Haar sind, das gilt auch zum Beispiel für Olivenöl oder ähnliches, ist es schwer, die chemische Reaktion einzuschätzen. Dann kann es sein, dass das Farbergebnis nicht so wird, wie man es sich erhofft.“
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Fazit
Einen Versuch war es mir dennoch wert. Und auch in Zukunft kann ich mir gut vorstellen, die Wunderwaffe Nudelwasser in meine Haarpflege-Routine einzubauen. Dann allerdings vielleicht lieber als Sprühkur, die eine leichtere Handhabung verspricht und es mir erspart, meine Haare minutenlang in einen Topf zu stecken. Aber hey, was tut man nicht alles für die Schönheit?
Quelle
- mit fachlicher Expertise von Friseurmeisterin Kira Porkert