1. Juni 2023, 6:10 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Retinol, ein Vitamin-A-Derivat, kennen wir aus vielen Anti-Aging-Hautpflegeprodukten. Es ist DER Wirkstoff gegen Falten, Akne und äußere Umwelteinflüssen. In den Sozialen Netzwerken verbreitet sich nun das Gerücht, dass Retinol nicht nur in der Haut-, sondern auch in der Haarpflege wirken, und zwar das Haarwachstum fördern soll. STYLEBOOK wollte wissen, was dahinter steckt und hakte bei einem Experten nach.
Einfach eine Gesichts- oder Augencreme, die Retinol enthält, auf die Kopfhaut geben und schon gehört Haarausfall der Vergangenheit an. Klingt zu simpel, um wahr zu sein! Wenn es jedoch nach einigen TikTok-Videos geht, dann soll das Vitamin A1 (Retinol) tatsächlich das Haarwachstum anregen. Aber was steckt wirklich dahinter?
Was ist Retinol?
Retinol ist ein Vitamin-A-Derivat und wird in der Hautpflege eingesetzt. Vitamin A beeinflusst die Zellvermehrung und Zellspezialisierung und kurbelt den Kollagen-Stoffwechsel an. Aus diesem Grund findet man Retinol in vielen Anti-Aging-Produkten. Durch die Zellregenerierung der Haut werden Falten aufgepolstert und die Haut erscheint praller und strahlender. Es wirkt außerdem Sonnenschäden, wie Pigmentflecken oder einem ungleichmäßigen Hautton entgegen.
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Kann Retinol das Haarwachstum fördern?
Auf TikTok, Instagram und Co. kursieren aktuell einige Videos, in denen Influencerinnen davon berichten, dass sie Cremes und Seren mit Retinol auf ihre Kopfhaut geben und tatsächlich damit ihr Haarwachstum ankurbeln konnten. Das Vitamin A soll, ähnlich wie bei der Zellerneuerung der Haut, auf die Haarwurzel wirken. Das Ergebnis: beschleunigtes Haarwachstum, längere, gesündere Haare und sogar gegen kreisrunden Haarausfall soll dieser Trick helfen. Aber kann das stimmen? Während hinsichtlich der Wirkung von Retinol auf die Haut bereits ausgiebig geforscht wurde, gibt es bei der Wirkung von Retinol auf die Haare noch keine ausreichenden Studien.
Das sagt ein Experte zum TikTok-Trend
STYLEBOOK hakte trotzdem beim Dermatologen Dr. Afschin Fatemi nach. „Retinol, eine Form von Vitamin A, wird oft als Wundermittel zur Förderung des Haarwachstums angepriesen. Es gibt Argumente, die dafür sprechen, wie zum Beispiel die Verbesserung der Durchblutung der Kopfhaut, was theoretisch das Haarwachstum fördern könnte“, so der Experte. Er betont aber auch: „Dennoch ist es wichtig zu beachten, dass eine Anwendung von Retinol am besten in Absprache mit einem Dermatologen erfolgen sollte. Ein Dermatologe kann den individuellen Haarzustand beurteilen und Empfehlungen für die Anwendung und Dosierung geben.“
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Risiken von Retinol, um das Haarwachstum anzukurbeln
Dr. Afschin Fatemi erklärt weiter, dass bei der Behandlung von Retinol auf der Kopfhaut jedoch auch einiges zu beachten ist. „Bei topischer Anwendung von Retinol können Irritationen und Trockenheit der Kopfhaut auftreten, die das Haarwachstum beeinträchtigen und sogar zum gegenteiligen Effekt (Haarausfall) führen könnten. Darüber hinaus ist es wichtig zu beachten, dass Retinol, wenn es auf die Kopfhaut aufgetragen wird, empfindlich gegenüber Sonneneinstrahlung macht. Daher ist es unerlässlich, Sonnenschutzmaßnahmen zu ergreifen, um mögliche Schäden durch UV-Strahlen zu vermeiden. Dies kann beispielsweise durch das Tragen eines Hutes oder die Verwendung von Sonnenschutzmitteln mit ausreichendem Lichtschutzfaktor erreicht werden.“
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Eine Alternative zu Retinol
„Als Alternativen zur Förderung des Haarwachstums stehen verschiedene Optionen zur Verfügung. Eine vielversprechende ästhetische Behandlung ist die PRP-Behandlung. Bei der das eigene Blut des Patienten entnommen und angereichertes Plasma mit Wachstumsfaktoren in die Kopfhaut injiziert wird. Eine andere Möglichkeit ist die Haartransplantation, die bei fortgeschrittenem Haarausfall effektiv sein kann. Hierbei werden gesunde Haarfollikel von einer Spenderregion entnommen und an den kahlen Stellen des Kopfes eingesetzt – mitunter sogar mithilfe von künstlicher Intelligenz“, empfiehlt Dr. Fatemi.