5. März 2024, 17:48 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
„Ohne Sulfate“ – mit diesem Versprechen bewerben viele Kosmetikunternehmen ihre Pflegeprodukte, allen voran Shampoos oder Spülungen. Doch was genau verbirgt sich eigentlich hinter Sulfaten? Und weshalb ist der Inhaltsstoff überhaupt in so vielen Kosmetikprodukten enthalten, wenn er scheinbar nicht gut für Haut und Haare ist?
Sulfate genießen einen sehr umstrittenen Ruf. Eigentlich sollen sie das Haar nur reinigen, doch oftmals werden sie als zu aggressiv gegenüber der Kopfhaut wahrgenommen. Dennoch sind Sulfate immer noch in zahlreichen Haarpflegeprodukten zu finden. STYLEBOOK hat mit dem Dermatologen Dr. Timm Golüke über das Waschtensid gesprochen.
Übersicht
Was sind Sulfate?
Bei Sulfaten handelt es sich um eine Gruppe der Tenside. Grundlegend sind diese dafür zuständig, Fette und Wasser chemisch zu binden. Als Bestandteil von Kosmetikprodukten, allen voran Haarpflegeprodukten, sorgen Sulfate für starkes Schäumen, was sie besonders waschaktiv macht und für eine gründliche Reinigung sorgt. Deshalb sind sie häufig in Shampoos zu finden, die die Waschaktivität der Tenside zur Reinigung von Haar und Kopfhaut nutzen. In Pflegeprodukten kommen Sulfate dabei häufig in Form von Sodium Lauryl Sulfate (SLS) vor. „Sulfate sind auch oft in Reinigungsseifen enthalten – eben weil sie gut schäumen und den Reinigungsprozess gründlicher gestalten können“, ergänzt auch Dr. Golüke.
Diese negativen Auswirkungen hat der Inhaltsstoff
Obwohl Sulfate in so vielen Kosmetikprodukten enthalten sind, leiden sie unter einem mehr schlechtem als rechten Ruf. SLS soll aggressiv und austrocknend sein und in hoher Konzentration sogar der Hautbarriere der Kopfhaut schaden. Solche Tenside gelten zudem als Allergene, die die schützende Lipidschicht beschädigen. Schadstoffe können so besser in die Kopfhaut eindringen. Gleichzeitig werden durch das aggressive Waschen oftmals mehr der wertvollen Fette von der Kopfhaut entfernt, als nötig wäre. Die Folgen sind eine trockene Haut sowie spröde Haare. Besonders feines Haar oder Haar, welches ohnehin schon strapaziert wurde – etwa durch Färben oder häufiges Styling mit Hitze – leiden deshalb unter dem Inhaltsstoff.
Auch Dr. Golüke warnt vor den negativen Eigenschaften des Inhaltsstoffes: „Sulfate können die Kopfhaut austrocknen. Eine trockene Kopfhaut wiederum kann in manchen Fällen zu einem verminderten Haarwachstum führen.“
Sind Sulfate so schlecht wie ihr Ruf?
Allerdings sollte man sich nicht zu sehr von Werbung für sulfatfreie Shampoos und Co. beeinflussen lassen. So ist ein Produkt, welches Sulfate enthält, nicht automatisch schlecht. Das sagt auch der Dermatologe: „Ich würde nicht per se sagen, dass Sulfate immer schlecht sind“. Ob SLS schädlich für die Haare ist, hängt nämlich vor allem von der enthaltenen Konzentration und ihrer Formulierung ab. Werden Sulfate nämlich nicht als alleiniges Tensid, sondern in Kombination mit weiteren Tensiden, wie zum Beispiel Polymeren eingesetzt, wird ihr Reizpotenzial verringert. Solche Ergänzungen sind in der Lage, das Haar genauso mild und sanft zu reinigen, wie ihre Alternativen. Lediglich bei einer sehr empfindlichen Kopfhaut empfiehlt Dr. Golüke von der Verwendung von Sulfaten abzusehen.
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Sollte man Sulfate in der Haarpflege meiden?
Beim Kauf eines Kosmetikprodukts sollten Sie nicht einfach nur darauf achten, ob Sulfate enthalten sind, sondern auch, in welcher Konzentration der Inhaltsstoff im Produkt zu finden ist. Sind neben SLS noch andere Tenside auf der Produktverpackung vermerkt, ist die Anwendung in der Regel unbedenklich. Wer empfindliche Kopfhaut hat, sollte jedoch trotzdem lieber einen Bogen um sulfathaltige Shampoos und Conditioner machen, um die Haut nicht weiter zu reizen.
Wer auch ohne empfindliches Haar zu haben Wert auf eine sanfte und schonende Reinigung legt, kann alternativ zu pflanzlichen Tensiden zurückgreifen. Diese reinigen die Haare ebenfalls, sind dabei jedoch weniger aggressiv. Zu diesen Alternativen zählen unter anderem Inhaltsstoffe wie Kokos- oder Zuckertenside. Ein weiterer Vorteil gegenüber klassischen Sulfaten: Pflanzliche Tenside sind biologisch abbaubar und somit wesentlich umweltfreundlicher.