19. September 2024, 20:04 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Die Auswahl an Haarpflegeprodukten ist riesig, aber wie bekomme ich Spliss, schlaffe Locken oder trockene Kopfhaut wirklich in den Griff? STYLEBOOK hat sich schlau gemacht und bei Experten nachgefragt, wie man das richtige Shampoo für die individuellen Bedürfnisse findet.
Färben, föhnen, kämmen, bürsten, frisieren – Dinge, die unser Haar angreifen und auf Dauer sogar schädigen können, wobei auch Faktoren wie Umwelteinflüsse, Stress und die falsche Ernährung eine Rolle spielen können. Der Berliner Friseur Michael Manthei und der Münchener Dermatologen Dr. med. Timm Golüke klären über die richtige Shampoo-Anwendung für jeden Haartyp auf und erläutern, worauf man beim Kauf achten sollte.
Übersicht
„Beim Haarewaschen geht es in allererster Linie ums Reinigen“, weiß Haarprofi Manthei, bei weitreichenderen Pflegebedürfnissen sind Intensiv-Kuren und Haarseren unverzichtbar. Dennoch könne man mit der entsprechenden Pflege bereits beim Waschen das Haar „in die richtige Richtung“ lenken – und laut Experte Manthei sollte man das unbedingt. „In manchen Fällen macht es sogar Sinn, für einzelne Haar-Partien, sprich am Ansatz und in den Längen und Spitzen, unterschiedliche Produkte zu verwenden.“
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1. Trockenes Haar benötigt eine milde Pflege
Wer zu strohigen, strapaziertem Haar neigt, ist mit einem Shampoo für trockenes Haar gut bedient – vorerst zumindest. Es enthält weniger Tenside, die in gewöhnlichen Shampoos als Schaumbilder zum Einsatz kommen, das Haar jedoch austrocknen. Stattdessen reinigt es das Haar auf mildere Weise, beispielsweise mit Essenzen der Kokosnuss, und versorgt es mit rückfettenden Substanzen. So wird der Mangel an Feuchtigkeit und Fett besser ausgeglichen, der möglicherweise durch eine unzureichende Talgproduktion auf der Kopfhaut ausgelöst und/oder durch äußere Faktoren (trockene Heizungsluft, Chlorwasser, Colorationen, etc.) verstärkt wird. „Ist Ihr Haar extrem trocken und struppig, genügt das geeignete Shampoo nicht“, erklärt Michael Manthei. „Sie sollten im Anschluss an die Wäsche statt einer einfachen Haarspülung regelmäßig Intensiv-Kuren verwenden.“
2. Teebaumöl beruhigt fettige Haare
Wenn die Talgdrüsen der Kopfhaut überaktiv sind, können die Haare — sogar nur wenige Stunden nach dem Haare waschen – nachfetten. Die Talgdrüsenfunktion ist genetisch bedingt und kann durch weitere Faktoren (Hormonschwankungen, Stress etc.) beeinflusst werden. Auf dieses Problem ausgerichtet sind Shampoos mit „adstringierendem“, also zusammenziehendem Effekt, die die Talgproduktion der Haarwurzeln vermindern; Kräuterzusätze wie Teebaumöl, Zitronenmelisse oder Rosmarin beruhigen die Kopfhaut. Extreme Härtefälle sind ähnlich zu behandeln wie Akne. „Er kann Ihnen für die Dauer von drei Monaten Isotretinoin verschreiben, das die Talgdrüsen verkleinert“, weiß Dr. med. Golüke.
3. Welches Shampoo braucht der lockige Haartyp?
Der Preis für eine Lockenpracht sind meist kaputte Spitzen und ein insgesamt eher fisseliger Look. Der Grund: Das Haar „springt“ und liegt entsprechend nicht so sehr auf der Kopfhaut an. Deshalb kommt es kaum mit dem dort produzierten Talg in Berührung, der es geschmeidig machen würde, außerdem reibt sich die Schuppenschicht durch die natürliche Krümmung der Haare gerne auf. Für eine glatte Oberfläche und eine schöne Wellung sollte man daher am besten ein Shampoo für strapaziertes Haar benutzen – enthaltene Silikone füllen die aufgesprungenen Stellen auf und sorgen für eine gewisse Schwere und entsprechende Bändigung. Gerade eine Lockenpracht sollte pfleglich behandelt werden. Grobes Trockenrubbeln mit dem Handtuch oder zusammen knoten schadet der Haarstruktur nachhaltig.
4. Feine Haare brauchen eine milde Pflege
Jedes Haar ist wie ein Tannenzapfen von vielen Keratin-Plättchen ummantelt. Fehlt diese Keratin-Schicht von Natur aus, dann können auch Volumenshampoos nicht grundsätzlich etwas ändern. Durch ihre Zusammensetzung sorgen sie aber doch für mehr Griffigkeit und Stand. „Volumenshampoos machen das Haar leichter“, erklärt Experte Manthei. Zudem verhindern sie statisches Aufladen. Natürlich kann auch feines Haar in den Längen und vor allem in den Spitzen brüchig und strapaziert sein. Dagegen hilft eine geeignete Pflege, auch wenn die wiederum einen erschwerenden Effekt haben kann.
„Die Pflege daher niemals auf den Ansatz geben“, rät Manthei, „bitte nur in die Längen und Spitzen verteilen.“ Ist mehr Volumen gewünscht, das Haar aber leider glanzlos und matt? Auch hier kennt Friseur Manthei die Lösung. „Verwenden Sie am Ansatz ein Volumenshampoo, damit das Haar nicht so platt auf dem Kopf liegt, und in den Längen eines für mehr Glanz.“
Beauty-Analyse 6 Antischuppen-Shampoos im Vergleich
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5. Shampoo für jeden Haartyp – Urea hilft bei Schuppen
In aller Regel entstehen Schuppen, die sich in den Haaren festsetzen oder unansehnlich auf die Schulter rieseln, auf fettiger Kopfhaut, manchmal werden sie aber auch von Hefepilzen begünstigt. In diesem Fall zeigen die gängigen Anti-Schuppen-Shampoos zuverlässig Wirkung, die häufig entsprechende Wirkstoffe enthalten.
Viele Menschen leiden unter extrem trockener, empfindlicher Kopfhaut, die sich durch Reizung quasi aufreibt. Die gängigen Anti-Schuppen-Shampoos, die ja fast schon peelingartig wirken, würden das Problem trockener Schuppen nur verschlimmern. „Hier sollten milde Shampoos benutzt werden, am besten mit Urea- oder Glycerin-Zusatz, die die Kopfhaut beruhigen, anstatt sie zu reizen“, rät Dr. Golüke. Auch Baby-Shampoos sind zu empfehlen. Sobald die trockenen bzw. fetten Schuppen entsprechend behandelt wurden, sollte sich das Problem innerhalb von ein bis zwei Wochen wesentlich verbessert haben. Ist dem nicht so, ist der Gang zu einem Fachmann ratsam. Denn: „Oft werden Empfindlichkeitsreaktionen auf der Kopfhaut durch Allergien ausgelöst“, weiß Dermatologe Golüke.
Tipp: Keine Angst vor Shampoos für verschiedene Haartypen aus dem Supermarkt! Sie sind nicht unbedingt schlechter als die teuren aus dem Fachhandel, bestätigen die Experten – solange sie auf die individuellen Haarbedürfnisse abgestimmt sind.