29. Januar 2021, 5:35 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Friseure haben weiter geschlossen, unsere Haare wachsen und wachsen und wachsen. Eigentlich müssten auch Politiker und Fußballer von den geschlossenen Salons betroffen sein – oder etwa nicht?
Neujahrsansprache von Bundeskanzlerin Angela Merkel: Die Frisur sitzt. Pressestatement nach der Konferenz der Ministerpräsidenten Mitte Januar: Die Frisur sitzt – wieder oder immer noch. Während die Haare beim bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder länger und länger werden, scheint sich die Frisur der Kanzlerin auf wundersame Weise nicht zu verändern. Ist das vielleicht das Werk von Stylistinnen trotz Corona-Lockdowns? Auch die Politikerinnen Julia Klöckner und Dorothee Bär zeigen sich trotz geschlossener Friseursalons mit top gestyltem Haar. Perfekte Frisuren im Lockdown – wie ist das möglich?
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Ein Aufschrei in der Fußball-Bundesliga hat gezeigt: Eigentlich ist das nicht möglich. Frisch frisierte, gestylte und gegelte Fußballprofis sind zumindest der Friseur-Innung in Zeiten von Corona und geschlossener Geschäfte ein Dorn im Auge.
Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Friseurhandwerks, Harald Esser, hatte zuletzt Mitte Januar öffentlich auf gut gestylte Profis bei Bundesligaspielen hingewiesen. Man sehe sehr wohl, dass die Haare vieler Fußballer von Profis gestylt worden seien. Auch Fußballer sollten nach außen Solidarität zeigen und in dieser Zeit „eine gewisse Friseur-Abstinenz demonstrieren“. Schließlich seien Profifußballer für viele junge Menschen Vorbilder – und eben auch öffentliche Personen.
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Frisuren im Lockdown – es drohen hohe Strafen
Zudem werden Verstöße bestraft. „Das sind mindestens 250 Euro, die für jede Seite dann fällig werden. Das geht dann bis 2500 Euro bei Wiederholung – und auch bis zu 25 000, wenn da ein System hinter steht“, so der Präsident. „Wir erwarten eigentlich, dass die Vereine ihren Mitarbeitern klar machen, dass es das momentan nicht gibt“, betonte Esser. Da möge man sich dran halten.
Alles Haarspalterei? Die „Spitzen“-Politikerinnen Klöckner, Bär und Merkel zumindest haben andere Tricks für ihre Frisuren. „Mit etwas Übung bekomme ich meine länger gewordenen Haare mit dem Lockenstab zu einer ‚Frisur’“, erzählte Landwirtschaftsministerin Klöckner (CDU), die ihr Haupthaar erst kürzlich auf Instagram mit dem Fell ihres Hundes verglich.
Julia Klöckner legte selbst an die Haare
„Ich habe es auch schon gewagt, mit einem gekauften Haarschneide-Set mir die Haarspitzen zu schneiden, unter YouTube-Video-Anleitung.“ Und auch die blonde Mähne hat sie sich schon selbst gefärbt – mit der ein oder anderen Überraschung, gesteht Klöckner. Sie habe beim Aktenlesen die Zeit vergessen. „Das Färb-Ergebnis war am Ende anders als geplant, aber interessant.“
Dorothee Bär (CSU) hingegen vertraut bei Frisuren im Lockdown auf ihre internetaffinen Töchter. Zwar gebe es derzeit kaum öffentliche Termine, sagte die Digitalministerin, dennoch fänden die Kabinettssitzungen analog statt und auch der Bundestag treffe sich noch in Präsenzform. Das heiße aber nicht, dass die tägliche Frisur nicht auch bei Videokonferenzen sitzen sollte. „Gut, dass ich zwei engagierte Töchter habe, die endlich mal beweisen können, dass ihr stundenlanges Beschäftigen mit Schmink- und Frisuren-Tutorials auf YouTube keine verschwendete Zeit war“, sagte Bär lachend.
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Und die Bundeskanzlerin? Sie nimmt für Make-up und Frisur die Leistungen einer Assistentin in Anspruch. Dabei werden in Zeiten der Pandemie selbstverständlich die Handlungsempfehlungen des Robert-Koch-Instituts eingehalten, wie es vom Presse-und Informationsamt der Bundesregierung heißt.
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„Unmoralische Angebote“ im Lockdown
Nach Angaben des Hauptgeschäftsführers des Zentralverbandes des Deutschen Friseurhandwerks, Jörg Müller, erhalten sehr viele Friseure aktuell „unmoralische Angebote“. Konkret gehe es um die Aufforderung zur Schwarzarbeit. Diese „Angebote“ brächten viele aus der Branche in Gewissenskonflikte. „Man will natürlich seine Kunden nicht verlieren, aber auch nicht seine Dienstleistung illegal ausüben.“ Der Verband hebt hervor, dass das Verbot der Erbringung von Friseurdienstleistungen für alle gelte.
Schwarzarbeit hingegen treibe die Pandemie und helfe dem Virus. Alle Verantwortlichen sollten bedenken, dass nur professionelle Salons die Einhaltung der Hygienestandards und Schutzmaßnahmen garantieren könnten. „Das haben wir zuletzt ja auch gegenüber dem Profifußball zum Ausdruck gebracht und damit vor allem auch auf die Notsituation der Menschen in unserem Handwerk aufmerksam gemacht“, sagte Müller.
Mit Material von dpa