29. September 2023, 6:11 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Blazer mit ausladenden Schulterpartien, Westen, Krawatten: Was derzeit Trend ist, passt gut in Meetingräume – vor allem, wenn man die richtigen Styling-Kniffe kennt. STYLEBOOK verrät, worauf man beim Power Dressing achten sollte.
Was nur anziehen ins Büro und zu Job-Anlässen, bei denen mehr von einem zu sehen ist, als der Kopf im Miniaturfenster eines Videocalls? Wer sich das nun wieder häufiger fragt, kann sich auf eines einstellen: „Der große Trend für Herbst und Winter, das hat sich jetzt auch schon im Sommer angedeutet, ist das Power Dressing“, verrät die Stilberaterin Dunja Heß.
„Power Dressing“ – zwei Worte, die auch in den Ankündigungen der Kollektionen für diesen Herbst/Winter 2023 häufiger zu lesen sind, etwa beim Amsterdamer Modelabel Fabienne Chapot oder bei Looks von Wolfgang Joop. Doch was versteht man eigentlich darunter?
Übersicht
Power Dressing ist längst nichts neues!
Zunächst einmal ein Blick in die Geschichte – denn die Ursprünge des Power Dressing reichen bis ins ausgehende 19. Jahrhundert zurück, sagt Birgit Haase, Professorin für Kunst- und Modegeschichte an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Und zwar zur Entwicklung des Schneiderkostüms.
„Das heißt, in dieser Zeit als auch die erste Welle der Frauenbewegung aufkam, begannen Frauen damit, ein Kostüm, das sogenannte Tailor Made, zu tragen, bestehend aus Jacke und Rock“, sagt Haase. „Und diese Jacke nahm sich ein Beispiel an der männlichen Oberbekleidung, das heißt am Jackett oder an Überröcken.“
In den anschließenden Jahrzehnten folgte das Schneiderkostüm dann den „generellen Modetendenzen“, so die Professorin für Kunst- und Modegeschichte. Prägend für das, was man mittlerweile unter Power Dressing versteht, sei aber vor allem die Mode der Achtziger. „Damals war die modische Silhouette geprägt durch eine sehr stark betonte Schulterpartie und eben durch die eingefügten Schulterpolster.“
Schulterpolster und weite Hosenanzüge dominieren den preppy Streetstyle
Und in der Modewelt gilt schließlich: Was einmal angesagt war, wird später gerne wieder aufgegriffen. Die mit der Bezeichnung Power Dressing verbundene Silhouette ist da keine Ausnahme. Heute inspiriert die „Ära berufstätiger Frauen in den 1980ern“ dem Modeberater Andreas Rose zufolge Designer wie Saint Laurent, Valentino, Dolce & Gabbana und Alexander McQueen zu „modernen Neuinterpretationen der Power-Silhouette“.
Viel zu sehen in den angesagte Online-Shops: Hosenanzüge, Blazer, Kostüme. Rose zufolge drehe sich im kommenden Winter alles um „Menswear-Codes“: Neben übertriebenen „Power-Schultern“, sind auch maßgeschneiderte Herren-Westen als Tanktop und klassische Krawatten angesagt. Letztere erlebten laut Rose derzeit ihr Comeback in der Damengarderobe: „Valentino widmete dem Accessoire gar seine ganze Kollektion“.
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Breite Schultern dezent kombinieren
Ein reiner Business-Modetrend ist das, was man heute als Power Dressing oder Businesscore bezeichnet, nicht unbedingt. Auch außerhalb von Meetingräumen und fernab des Schreibtischs sind Krawatten, Power Suits und Co. angesagt.
Und so sehr sie in ihren Ursprüngen mit der Arbeitswelt verknüpft sein mögen: Dunja Heß rät, die charakteristischen Blazer mit ausladender Schulterpartie am Arbeitsplatz eher dezent einzusetzen. „In einem Casual Bereich würde ich es immer zu einem Basic kombinieren, also zu einer schwarzen Jeans oder einer normalen Jeans“, sagt sie. Und auch beim Schnitt müsse man nicht unbedingt aufs Ganze gehen.
Statt riesigen Schulterpolstern im Blazer könne man etwa auch auf Blusen mit voluminöser Schulterpartie setzen, so die Stylingexpertin weiter.
Blazer als Eyecatcher
Für Heß gehört zudem die entsprechende Farbwahl in den Bereich des Power Dressing. Sie empfiehlt „ein kräftiges, nicht dunkles, aber kühles Rot“. Für die Modeberaterin eine „absolute Powerfarbe“, die uns „in Aktion“ bringe.
Und dann gibt es da noch die „Blazer-Weste“, oder anders gesagt, den Blazer ohne Ärmel. Im Herbst und Winter lassen sich die angesagten, eher luftigen Stücke, über Bluse oder Longsleeve tragen. „Und dazu könnte man im klassischen Business eine Anzughose drunterziehen oder eine Culotte“, so Heß. Fürs Casual Business ginge auch eine Jeans zum ärmellosen Blazer. „Das ist mein persönlicher Geheimtipp für Herbst, Winter.“
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Cropped Blazer trifft hochgeschnittene Hose
Doch neben Power Dressing-Elementen gibt es in dieser Saison noch einen weiteren Trend, der vor der Bürotür nicht Halt machen muss: extrakurze Oberteile – businesstauglich in Form sogenannter Cropped Blazer. Heß empfiehlt die kurzen Stücke mit High Waist Jeans, hochgeschnittenen Paperbag-Jeans, Marlenehosen oder Röcken zu kombinieren. Dazu ein schickes Basic-T-Shirt – und fertig ist der Look. „Und das sieht dann natürlich ganz schön aus, weil das so ein Umbruch von verschiedenen Längen ist.“
Leder mal anders
Ebenfalls angesagt: Stücke aus Leder oder Kunstleder. Lederculottes in 7/8-Länge zur Bluse etwa. Oder knielange Lederröcke in A-Linie. „Da geht auch mal ein Rollkragenpullover dazu. Das sieht dann sehr klassisch und schick aus“, so Heß. „Oder ich kann auch farbiges wie das Rot dazu nehmen.“
Quellen
- mit Material der dpa
- Instagram von Matilda Djerf und Diana zur Löwen