1. August 2017, 11:30 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Rosa kann mehr als nur kleine Mädchen begeistern – nämlich auch coole Möbel-Designer vom Hocker hauen. Immer mehr Star-Designer wie Jaime Hayon oder Konstantin Grcic (52) entdecken die zarte Pastellfarbe für ihre Möbelkreationen. Kein Wunder, in bewegten Zeiten wie diese boomen unschuldige Farben wie Rosa. Wir verraten außerdem, wie die pastellige Farber auch in Ihrer Wohnung richtig gestylt wird, damit es nicht nach Kinderzimmer oder Barbie-Welt aussieht.
Eigentlich waren vor allem kleine Mädchen Fans von Rosa, als Pantone die Nuance „13-1520 Rose Quartz“ zur Farbe des Jahres 2016 kürte. Das Unternehmen hat ein Farbsystem für die Grafik- und Druckindustrie entwickelt. Aus gutem Grund: Die Farbe spiegelt den Zeitgeist wieder. „Rose Quartz ist ein enthusiastischer, aber dennoch sanfter Farbton, der Freundlichkeit und Gelassenheit vermittelt», sagt Leatrice Eiseman, Direktorin des Pantone Color Institute. „Der Konsument strebt nach Erfüllung und Wohlbefinden in seinem alltäglichen Leben. Deshalb stehen immer mehr einladende Farben im Vordergrund, die psychologisch gesehen die Sehnsucht nach Ruhe und Sicherheit erfüllen.“
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Gerade Rosa ist eine Farbe, die mehr und mehr hinterfragt wird – und das im positiven Sinne. Das traditionelle Empfinden verschwimmt. Es gibt eine Tendenz zu Unisex-Kleidung und Geschlechtergleichheit. Und die Farbe gilt verstärkt als persönliche Ausdrucksform. Die Folge: Rosa darf eben nicht mehr nur von Mädchen oder Frauen getragen werden. Männer trauen sich mehr und mehr an die Nuance heran.
Coole Designer entdecken die Girlie-Farbe Rosa
So wie Jaime Hayon (43). Aber der spanische Designer hat sich noch nie um Klischees geschert. Und so hat er jüngst das verspielte Hotel „Barceló Torre“ in Madrid eingerichtet. Darin steht unter anderem sein Stuhl „Catch“, den er für das dänische Label &tradition entwarf. Mit seinen angedeuteten Armlehnen signalisiert das Sesselchen dem Nutzer, dass es ihn mit offenen Armen aufnehmen wird. Das bequeme Sitzmöbel mit den fließenden Linien wirkt in Rosa besonders leicht. Damit passt der Stuhl in jedes Boudoir, bildet aber auch einen Kontrast in einem coolen Ambiente mit Schwarz, Grau oder Weiß. „Ich vereine viele Widersprüche, ich mag das Verspielte dabei“, erklärt Hayon. „Durch den rosafarbenen Bezug wirkt Catch, ein schlichter Stuhl, gleich viel weniger seriös. Er fügt dem Ambiente, in dem er steht, einen gleichermaßen leichten wie eleganten Touch hinzu.“
Ein anderes Beispiel ist Konstantin Grcics Entwurf „503 Soft Props“ für Cassina. Es handelt sich um gepolsterte Sitzmodule, die sich mittels eines Rohrs in zahlreichen Varianten verbinden lassen. Das Rohr ist zwar ein dominantes Element, aber dank des rosa Stoffes wirkt das Sofa wenig technisch. Ebenfalls neu: der „Silvana Armchair“ des Designstudio Ciarmoli Queda. Dabei handelt es sich um ein rundes Sesselchen in Rosé, das für den Hang nach Entschleunigung sowie den vermeintlich guten alten Zeiten steht.
Selbst Klassiker erscheinen in der Trendfarbe in neuem Licht: 1941 schuf Finn Juhl das „Poet Sofa“. Den kleinen Zweisitzer gibt es nun in einer rosa Nuance, die dem Möbel frischen Schwung verleiht.
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Rosa-Rausch in der ganzen Interior-Welt
Der Rosa-Rausch geht noch weiter – und durch viele Länder. Das niederländische Design-Duo Scholten & Baijings kreierte eine rosa Serie niedriger Sofas und Sessel namens „Ottoman“ für den Hersteller Moroso. Und das Traditionsunternehmen Vitra zeigt in seinem Flagshipstore und Museum, dem Vitrahaus in Weil am Rhein, sogar einen Wohntraum komplett in Rosa – mit Möbeln aus vielen Jahrzehnten, zusammengestellt von der Designerin India Mahdavi.
Das Design der nordischen Länder galt in den vergangenen Jahren als richtungsweisend – auch hier hat Rosa den puren Beige-Holz-Look abgelöst. Zwar waren Entwürfe wie die Tischleuchte „Cap“ des Design-Duos kaschkasch, der „Pouf Circus“ von Simon Legald oder der Kosmetikspiegel „Flip“ von Javier Moreno für das Label Normann Copenhagen im Original nicht in Rosa vorgesehen – aber in dieser Farbe wirken sie überraschend lebendig, dynamisch und irgendwie cool.
„Rosa ist flamboyant, schick und schmeichelhaft für das Auge. Und so ist Rosa in Innenräumen immer beliebter geworden“, erklärt Normann-Copenhagen-Gründer Paul Madsen. „Da die Farbe in Schattierungen von Beige mit nur einem Hauch von Rosa daherkommt, oder als ein Hybrid aus Pfirsich und Koralle sowie als lebendiges Barbie-Rosa, gibt es keinen Grund, die Töne nicht zu nutzen und sogar alle zusammen zu “, findet der Designexperte.
Sie haben jetzt auch Lust auf eine Wohnung in Rosa? 3 Tipps, wie Sie die Zuckerwatten-Farbe erwachsen stylen:
1. In welchen Räumen wirkt Rosa am besten?
Pudriges Rosa wirkt einladend, vornehm und entspannend. Somit sind Wohnzimmer, Esszimmer, Lounge- und Empfangsbereich ideal für „Rose Quartz“. Generell passt Rosa zu jedem Wohnstil, von minimalistisch bis opulent. Wichtig: Pastelltöne ruhig großzügig und großflächig einsetzen, damit sie nicht niedlich wirken.
2.Welche Materialien passen?
Zum gemütlichen, edlen Rosa passen kuschelige Wolle sowie warme Kupferakzente. Spannender Kontrast: Rosa zu kalt wirkendem Marmor. Passt immer: Im skandinavischen Style mit hell-warmen Hölzern wie Eiche, Kirsche, Ulme.
3. Wie vermeidet man den Baby-Effekt?
Klare, geometrische Formen und kühle Nuancen durchbrechen die zarte Lieblichkeit von Rosa. Lack- oder Glasoberflächen sowie grafische Effekte wie Linien lassen die Pastellfarbe klar, modern und gar nicht verspielt wirken.
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