31. August 2020, 8:01 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Reicht meine gesetzliche Rente oder muss ich privat vorsorgen? Das jährliche Schreiben der Rentenversicherung verrät, wie hoch die gesetzlichen, betrieblichen und privaten Rentenansprüche sind. Wie Sie die Renteninformationen für Ihre Altersvorsorge nutzen können, verrät ein Experte.
Wer bekommt die Renteninformation – und wann?
Die Renteninformation der gesetzlichen Deutschen Rentenversicherung (DRV) bekommt jeder, der mindestens 27 Jahre alt ist. Selbst kümmern müssen Versicherte sich nicht. „Die Information wird automatisch verschickt“, sagt Dirk von der Heide, Sprecher vom Bund Deutsche Rentenversicherung. Und zwar jedes Jahr. Private Rentenanbieter versenden ebenfalls jährlich eine Standmitteilung. Bei Betriebsrenten gibt es zwei Wege: Wer über Pensionskasse, Pensionsfonds oder Direktversicherung Ansprüche erwirbt, erhält die Unterlagen ebenfalls jährlich. Bei Unterstützungskassen oder Direktzusagen gibt es dagegen keine solche Pflicht.
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Allerdings haben Arbeitnehmer einen Anspruch auf eine Rentenberechnung. „Diesen müssen sie gegenüber ihrem Arbeitgeber geltend machen“, erklärt Klaus Stiefermann von der Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung (aba). Seiner Erfahrung nach informieren große Firmen oft freiwillig, zum Beispiel über ihre Portale. Jetzt soll es nach einem Beschluss des Bundeskabinette bald ein übergreifendes System geben. Geplant ist ein Online-Portal, über das alle Ansprüche aus gesetzlicher, privater und betrieblicher Vorsorge abrufbar sind. Zunächst soll die Zusammenführung in einem Modellprojekt getestet werden. Allgemein verfügbar soll das neue Portal dann ab 2023 sein.
Was steht in der Renteninformation?
Das Schreiben gibt einen Überblick über bislang erworbene Anwartschaften, spiegelt also einen Status wider. Das Dokument zeigt außerdem den Beginn der Regelaltersrente und die Höhe der Zahlung, die dann zu erwarten ist. Die DRV listet zudem auf, wie viel Geld Versicherte bei Erwerbsminderung bekämen. Die Berechnungen basieren auf den Daten, die auf dem individuellen Versicherungskonto gespeichert sind.
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Was ist bei Betriebs- und Privatrenten zu beachten?
Betriebs- und Privatverträge weisen üblicherweise den Auszahlungsbetrag bei Ablauf, bei Kündigung des Vertrags, eine eventuelle Überschussbeteiligung und das garantierte Kapital aus, sagt Anke Puzicha. Sie ist Altersvorsorgespezialistin der Verbraucherzentrale Hamburg. Anhand dieser Zahlen lasse sich die Güte des Vertrags bewerten. Man kann also sehen, ob die Vorsorge sich lohnt und ausreichend ist oder ob doch lieber noch anders für das Alter vorgesorgt werden soll.
Wie zuverlässig sind die Angaben?
Hundert Prozent sicher sind die Zahlen nicht. Denn sowohl DRV als auch Betriebs- und Privatrentenanbieter arbeiten mit Hochrechnungen. Die gesetzliche Rente kalkuliert bei der Hochrechnung der Rentenanwartschaften zum Beispiel auf Grundlage der jeweils letzten fünf Kalenderjahre. Diese Angaben sind weder rechtsverbindlich noch einklagbar, wie der Rentenberater und Buchautor Joachim Fox aus Bonn erläutert. Er nennt einen weiteren Knackpunkt, der die Verlässlichkeit beeinflusst: „Maßgeblich ist das Recht, das zum Rentenbeginn gilt.“ Andere Versicherungsträger legen prognostizierte Leistungen zugrunde, etwa in Bezug auf Überschüsse. Aber: „Es können sich Unwägbarkeiten ergeben», erklärt Stiefermann. Deshalb enthielten die Infos Hinweise wie „Irrtümer vorbehalten“, „fiktive Hochrechnung“ oder „unverbindliche Auskunft“. Verbraucherschützerin Puzicha betont, solche Berechnungen seien vollkommen unverbindlich. „Nur garantierte Leistungen zählen. Darauf besteht ein Rechtsanspruch.“
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Was soll ich mit dem Schreiben machen?
Auf keinen Fall ungelesen in die Schublade legen. Stattdessen sollten sie sehen, ob in Sachen Altersvorsorge Handlungsbedarf besteht. Die Standmitteilung „dient auch dazu, den Empfänger zu sensibilisieren“, meint Fox. Er rät außerdem, anhand des Schreibens zu prüfen, ob die DRV alle Zeiten gespeichert hat, die für die Rente direkt oder indirekt mitzählen. Dazu gehören unter anderem Berufsausbildung, Studium, Praktika oder der Bezug von Arbeitslosengeld. Die Prüfung erfolgt über die sogenannte Kontenklärung. Diese wird bei der DRV beantragt. Das sollte möglichst früh passieren. Je länger Versicherte warten, desto schwieriger werde es erfahrungsgemäß, erforderliche Nachweis-Unterlagen wie Zeugnisse beizubringen, um Lücken im Versicherungsverlauf zu füllen, so Fox. Erst am Ende steht die Rentenauskunft, die – hoffentlich – sämtliche Zeiten beinhaltet und grundsätzlich verbindlich ist.
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Bei Ausscheiden aus der Firma teilen Unternehmen ihren Mitarbeitern üblicherweise mit, dass ihre Anwartschaft auf Betriebsrente nicht verfällt und nennen deren Höhe. Geht der Mitarbeiter irgendwann in Rente, muss er laut Stiefermann seinen Anspruch auf Zahlung geltend machen. Deshalb sollte zumindest die letzte Standmitteilung des Ex-Arbeitgebers immer aufbewahrt werden, rät Stiefermann. „Man braucht ja die Adresse des Arbeitgebers oder der Versorgungseinrichtung, um den Anspruch einzureichen.“
Mit Material von dpa.