22. Juni 2020, 11:55 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Die Erkenntnisse, die eine neue Studie des Medienkonzerns „Bertelsmann“ mit sich bringt, sind erschreckend: Demnach verdienen Mütter mit einem Kind im Vergleich zu kinderlosen Frauen im Schnitt „rund 40 Prozent“ weniger, bei einer höheren Kinderzahl kann sich das so genannte „Lebenserwerbseinkommen“ sogar um 70 Prozent reduzieren.
Dass Kinder als „Karrierekiller“ gelabelt werden, ist nichts Neues, immer noch gibt es viele Mütter, die im Beruf nach der Geburt zurückstecken und die Karriere zugunsten der Familie an den Nagel hängen oder zumindest erst einmal auf Eis legen. Gleichzeitig schlägt sich die Mutterschaft aber auch extrem auf den Gehaltszettel von Frauen mit Kind(ern) nieder – das zeigt die neue Studie, über die die „FAZ“ vorab berichtete, deutlich auf.
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Ein zweites Kind vergrößert die Lücke auf 54 Prozent
Dabei geht die Untersuchung über die bislang oft thematisierte „Gender Pay Gap“ hinaus – jener Lücke, die in Sachen Lohn zwischen den Geschlechtern klafft – und ermittelt laut „FAZ“ erstmalig, welchen Einfluss auf den immer noch deutlich geringeren Verdienst von Frauen im Allgemeinen die Faktoren Nachwuchs und Kinderzahl haben. „Kinderlose Frauen, die 1982 in Westdeutschland zur Welt kamen, werden demnach voraussichtlich 1,3 Millionen Euro verdienen, die Lücke zu den Männern schmilzt. Gleichaltrige Mütter mit einem Kind verlieren im Vergleich zu kinderlosen Frauen aber 43 Prozent, ein zweites Kind vergrößere die Lücke auf 54 Prozent, ein drittes auf 68 Prozent. In Ostdeutschland sind die Größenordnungen vergleichbar“, heißt es in dem Artikel zu den Ergebnissen der Studie, die auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) basiert.
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„Modell des männlichen Ernährers“
Die mit der Studie beauftragten Arbeitsmarktforscherinnen Manuela Barišić und Valentina Sara Consiglio sehen dabei den Hauptgrund darin, dass entgegen dem Wunsch der partnerschaftlichen Arbeitsteilung „faktisch nach wie vor das Modell des männlichen Ernährers beziehungsweise das Zuverdienerinnenmodell dominiert.“ Immer noch würden viele Mütter langfristig in Teilzeit arbeiten und hätten damit perspektivisch deutlich geringere Rentenansprüche – eine Lücke, die sie finanztechnisch von berufstätigen Frauen ohne Kinder immer weiter entfernt.
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Verschärfung durch Corona-Krise
Darüber hinaus könne die Corona-Krise die Ungleichheiten weiter verschärfen, fürchten die Studien-Autorinnen: „Reduzierte Arbeitszeit, vermehrte Fürsorgearbeit und ein geringeres Kurzarbeitergeld sowie drohende Arbeitsplatzverluste werden vor allem Mütter treffen“, zitiert die „FAZ“ Manuela Barišić – nicht nur trügen Mütter die Hauptlast der Schul- und Kitaschließungen, generell seien frauendominierte Berufe besonders von der Pandemie betroffen.