11. April 2023, 6:58 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wenn man aktuell in den sozialen Netzwerken unterwegs ist, speziell auf TikTok, dann stolpert man immer wieder über den Begriff „Body Count“. Doch was bedeutet das eigentlich und wo kommt der Ausdruck her? STYLEBOOK erklärt, was dahinter steckt und auch, warum der „Trend“ eigentlich total unangebracht ist.
„Wie hoch ist dein Body Count?“ Diese Frage kursiert seit einiger Zeit in diversen Videos auf der Plattform TikTok herum und beschäftigt vor allem junge Menschen sehr. Aber was bedeutet das eigentlich?
Was bedeutet Body Count?
Der Begriff kann mit „Körperanzahl“ übersetzt werden. In den sozialen Netzwerken ist damit die Anzahl der Geschlechtspartner gemeint. Wenn also auf TikTok nach der Höhe des Body Counts gefragt wird und mit einer Anzahl von 5 angegeben wird, dann hatte die Person bis zum jetzigen Zeitpunkt fünf verschiedene Sexualpartner.
Woher kommt der Begriff?
Auch, wenn in Zeiten von TikTok der Body Count die verschiedenen Sexualpartner angibt, stammt der Begriff eigentlich aus einem ganz anderen Umfeld: dem Militär. Im englischsprachigen Raum ist mit dem Body Count die „Anzahl der Körper“ gemeint, die von der gegnerischen Partei getötet wurden. Eine besonders hohe Zahl bedeutete also einen sehr erfolgreichen Kampf.
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Fragwürdige Challenges auf TikTok
Als Synonym für die Anzahl der verschiedenen Sexualpartner entwickelte sich der Begriff Body Count vermutlich im Jahr 2020 auf TikTok. In den letzten drei Jahren schoss die Anzahl die Videos mit der Thematik in die Höhe und unter dem Hashtag #bodycount findet man mehr als 800 Millionen Videos. Auch diverse und teilweise sehr fragwürdige Challenges entstanden auf der Video-Plattform. So existiert eine Challenge, in der ein gewisser Body Count bis zu einem bestimmten Alter erreicht werden muss, um diese Aufgabe zu bestehen. Oder Straßenumfragen, bei denen die Anzahl der Sexualpartner von jungen Mädchen erraten werden soll. In vielen TikToks wird außerdem ein „guter“ (oder auch ein „schlechter“) Body Count zur Diskussion gestellt.
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Darum sollte man den Begriff kritisch betrachten
Die Problematik hinter dem Body Count ist keine Neue. Vor allem junge Männer brüsten sich gern in der Öffentlichkeit mit der Anzahl ihrer Sexualpartnerinnen – sofern sie hier die Wahrheit sagen. Und dafür werden sie gefeiert (meist vom gleichen Geschlecht). Wohingegen eine Frau, die sich sexuell auslebt und verschiedenen Geschlechtspartner hatte, mit Verurteilung rechnen muss. Sie gilt für eine potenzielle feste Bindung weniger attraktiv als jene, die einen niedrigeren Body Count vorweisen kann. Das nennt man wiederum Slutshaming.
In den letzten Jahren hat sich viel in puncto Gleichberechtigung getan, auch in Bezug auf das gesellschaftliche Standing einer sexuell aktiven Frau. Der fragliche Trend bewirkt jedoch nun einen Rückschritt in dieser Thematik und ist geleitet von einer sexistischen Denkweise des männlichen Geschlechts.
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Und überhaupt, was interessiert einen die Anzahl der vergangenen Sexualpartner einer fremden Person? Warum gibt es Straßenumfragen, in denen der Content-Creator die Body Counts einer Gruppe Mädels erraten will, um sich hinterher daran zu ergötzen? Und was sagt die Anzahl der Geschlechtspartner über einen aus? Es zeugt weder von Bett-, noch anderweitig zwischenmenschlichen Qualitäten. Und auch die Bewertung und Einstufung, welche Anzahl an Sexualpartnern „ideal“ und welche als „zu hoch“ angesehen wird, degradiert oder idealisiert Betroffene und kann im schlimmsten Fall massiven Druck ausüben.
Der Body Count ist somit hoffentlich auch nur eine kurzweilige Trenderscheinung, die genauso schnell wieder verschwindet, wie sie aufgetaucht ist.