11. September 2023, 5:56 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Morgens verschlafen, dann den Kaffee verschüttet und zu guter Letzt ein langer Verkehrsstau – manchmal geht einfach alles schief. Und wenn der Tag schon so startet, fällt es schwer, optimistisch zu bleiben. Doch nun geht auf TikTok eine Theorie viral, die dabei helfen soll, sich nicht zu sehr über kleine Missgeschicke im Alltag aufzuregen. STYLEBOOK klärt auf, was hinter der „Burnt Toast Theory“ steckt.
Ständig alles positiv zu sehen, ist uns nicht immer möglich – und wie auch? Schließlich ist nicht immer alles schön und gut. Streit mit dem Partner, Stress auf der Arbeit und selbstverständlich auch große Hürden und Herausforderungen gehören zum Leben einfach dazu. Dennoch sind es oftmals Kleinigkeiten im Alltag – eine verpasste Bahn, ein Fleck auf dem Shirt oder eben ein verbrannter Toast – von denen wir uns die Laune und den Tag verderben lassen. Die „Burnt Toast Theory“ setzt nun genau da an und soll für mehr Optimismus im Alltag sorgen.
Übersicht
Das steckt hinter der „Burnt Toast Theory“
Die „Burnt Toast Theory“ geht momentan als Video auf TikTok viral. Dabei erklärt die Userin Ingrid, wie ihr die Theorie dabei geholfen hat, Dinge zu akzeptieren, über die sie keine Kontrolle hat. Das Konzept des verbrannten Toasts erklärt sie wie folgt: Wenn man beim Frühstück seinen Toast verbrennt und deshalb 5 bis 10 Minuten später aus dem Haus kommt (weil man sich ja einen neuen machen muss), kann das einen vor einer „Katastrophe“ bewahren. Wäre man rechtzeitig losgegangen, wäre man nämlich womöglich einem Ex-Partner begegnet oder – noch schlimmer – von einem Auto überfahren worden. Das alles ist natürlich sehr überspitzt dargestellt, jedoch ist die Idee dahinter recht simpel: Das Missgeschick des Toasts bewahrt uns vor größeren Unannehmlichkeiten im Leben.
Die TikTokerin erklärt weiterhin, dass ihr die „Burnt Toast Theory“ schon oft geholfen habe, manche Dinge einfach so hinzunehmen, vor allem wenn es um alltägliche Kleinigkeiten ginge. So habe ihr der Gedanke daran, dass kleine Missgeschicke aus einem Grund passieren, ein wenig mehr Frieden geschenkt. Sie fährt fort: „Natürlich wirst du niemals genau wissen, wovor dich der verbrannte Toast bewahrt hat. Aber darum geht es auch gar nicht” (und um einen verbrannten Toast geht es strenggenommen auch nicht). Vielmehr ginge es darum, sich nicht an kleinen Unannehmlichkeiten aufzuhängen, sondern sich trotzdem – oder gerade deswegen – weiterhin optimistisch in den Tag zu stürzen.
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Weshalb wir uns über Kleinigkeiten im Alltag aufregen
Doch warum lassen wir solche Kleinigkeiten im Alltag manchmal so sehr an uns heran? Grundlegend ist Ärger als erster Impuls in Form von Gefühlen eine normale Reaktion auf eine Unannehmlichkeit. Auf Dauer, kann das jedoch ganz schön anstrengend werden. Das „Problem“ mit dem Ärger ist also, dass wir uns gedanklich zu sehr in Sachen hineinsteigern. Je länger man nämlich über eine Sache nachdenkt, desto länger verharren wir auch in unseren Gefühlen. Handelt es sich dabei um negative Gefühle, zementieren wir diese in unseren Kopf und stehen unserem Optimismus damit selber im Weg.
Hilfreich ist es deshalb, zwischen wahren Problemen (in die man bitte sehr wohl viele Gedanken stecken sollte) und alltäglichen Kleinigkeiten zu differenzieren. Oftmals helfen dabei schon Fragestellungen wie: „Was ist die schlimmste Folge, die eintreten könnte?“ oder „Wird dieses Thema morgen noch relevant für mich sein?“, um herauszufinden, ob man gerade zu viele Gedanken an eine Sache verwendet. Und genau hier setzt die „Burnt Toast Theory“ ein. Vermeintliche Probleme, die ohnehin außerhalb unserer Kontrolle liegen, lassen sich leichter akzeptieren. Der Kopf wird gedanklich vom Ärger befreit und hat wieder Platz für neue, positive Erlebnisse.
Was ist dran an der „Burnt Toast Theory“?
Dass es sich bei der „Burnt Toast Theory“ nicht um ein wissenschaftliches Konzept handelt, ist logisch. Dennoch ist allgemein bekannt, wie unsere Gefühle unsere Gedanken beeinflussen und dass sich ein optimistisches Mindset positiv darauf auswirkt, wie wir das Leben angehen. Natürlich heißt das trotzdem nicht, dass alles Schlechte, was jemals passiert, einen guten Grund hat und auch nicht, dass einem nichts Schlechtes passiert, wenn man nur optimistisch genug ist. Allerdings kann die „Burnt Toast Theory“ gewiss ein wenig des Alltagsstresses nehmen.
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Manche mögen das Konzept vielleicht mit dem Schicksal vergleichen. Bekommt man beispielsweise eine Absage bei einem Bewerbungsgespräch, dann nur, weil ein anderer Job eigentlich viel besser passt. Klappt es nicht mit dem aktuellen Partner, dann nur, weil man die Liebe des Lebens noch nicht getroffen hat – zumindest laut „Burnt Toast Theory“. Wenngleich das Konzept natürlich keine wissenschaftliche Grundlage hat, so kann es dennoch vielen Personen beim Umgang mit kleinen Alltagsprobleme helfen.
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Zuspruch und Kritik auf TikTok
Zumindest empfinden viele Nutzerinnen auf TikTok die „Burnt Toast Theory” als hilfreiches Stressbewältigungs-Konzept. „Ich habe endlich akzeptiert, dass Unannehmlichkeiten sich zu unserem Vorteil auswirken können“ kommentiert eine Userin unter dem viralen Video. „Das habe ich heute gebraucht“, schreibt eine andere. Viele pflichteten der Verfasserin des Videos bei, dass ihnen der Gedanke auch bei Angstzuständen helfe. Das Video selbst wurde Tausende Male geteilt und von anderen Nutzern rekreiert, die von ihren eigenen „Burnt Toast“-Momenten erzählen.
Allerdings erhält das Konzept nicht ausschließlich positives Feedback. Einige empfinden die „Burnt Toast Theory“ auch als einen toxischen Weg, Probleme zu romantisieren. Wichtig ist es deshalb, die Theorie nicht als ganzheitliche Lösung für alle möglichen Probleme anzusehen. Vielmehr sollte man das Konzept als gedankliche Stütze betrachten und vor allem eins verinnerlichen: Nur weil mal etwas schiefläuft, ist das noch lange kein Weltuntergang. Und vielleicht, ganz vielleicht, kann uns eine falsche Abbiegung manchmal sogar in die richtige Richtung lenken.
Quellen