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Vorgestellt

Das ist die 106-jährige Tätowiererin auf dem Vogue-Cover

Apo Whang-Od geht ihrer Arbeit als Tätowiererin der traditionellen Batok nach. Früher Kopfjägern als Auszeichnung oder Frauen als Schönheitsmerkmal verliehen, tätowiert die 106-Jährige heute unzählige Touristen.
Apo Whang-Od geht ihrer Arbeit als Tätowiererin der traditionellen Batok nach. Früher Kopfjägern als Auszeichnung oder Frauen als Schönheitsmerkmal verliehen, tätowiert die 106-Jährige heute unzählige Touristen. Foto: Shutterstock/ianea
Carmen Dörfler
Redakteurin STYLEBOOK

3. April 2023, 15:55 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Die „Vogue“ ist bekannt für richtungsweisende Fashion-Trends und meist sehr dünnen Frauen auf dem Cover. Umso mehr überrascht aktuell die philippinische Ausgabe des Magazins. Denn auf diesem Cover ist Apo Whang-Od zu sehen, traditionelle „Batok“-Tätowiererin und 106 Jahre alt. Wer die Frau hinter dem Cover ist, lesen Sie hier.

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Das Magazin „Vogue“ gilt besonders in der Fashionwelt als tonangebend. Steht ansonsten meist die französische oder amerikanische Ausgabe im Fokus der Öffentlichkeit, erhält aktuell die „Vogue Philippines“ große Aufmerksamkeit. Vernatwortlich dafür ist Cover-Star Apo Whang-Od. In einem schlichten schwarzen Trägertop, das den Blick auf ihren über und über tätowierten Oberkörper freigibt, lächelt sie entspannt in die Kamera. Ihr Haar ist locker zurückgesteckt und wird von einem rostroten Schmuckband gekrönt, den Hals zieren ähnliche Ketten. So weit, so schön, klingt jedoch noch nicht bahnbrechend. Ist es aber, denn Whang-Od ist 106 Jahre alt und damit die älteste Frau, die jemals auf einem Vogue-Cover zu sehen war.

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Apo Whang-Od war die erste Frau, die dieses Handwerk erlernte

Dabei ist ihr Alter jedoch nicht Whang-Ods größte Errungenschaft. Stattessen ist sie vor allem Tätowiererin – seit über 80 Jahren. Whang-Od, die auch als Maria Oggay bekannt ist, ist eine der letzten, ältesten und die erste weibliche sogenannte „mambabatok“. Diese Position der traditionellen Tätowierer in Kalinga war bis zu Whang-Od nur Männern vorbehalten. Das Handwerk wird innerhalb der Blutlinie weitergegeben. Apo Whang-Od hat das Tätowieren von ihrem Vater gelernt, der früh ihr Talent erkannt hatte und sie bereits als Teenager, als erste Frau, in der Kunst des „Batok“ ausbildete.

Batok, die philippinische Stammestätowierung, war ursprünglich Kopfjägern vorbehalten, die sich die Tattoos verdienten, indem sie Dörfer beschützten oder Feinde töteten. Der Prozess des Tätowierens, bei dem mit einem sogenannten gisi – einem Bambusstock mit angebrachtem Stachel – geometrische Elemente wie Linien und Kreise sowie Tiere oder Himmelskörper gestochen wurden, war ritueller Natur. So umfasste das Ritual nicht nur das Tätowieren, sondern auch Chanten, Wahrsagerei oder die Opferung von Hühnern.

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Apo-Whang Od bildet nur Frauen in dieser Kunst aus

Neben Kopfjägern tätowierte Apo Whang-Od auch eingeborene Frauen der Butbut in Buscalan, Whang-Ods Heimat aus ästhetischen Gründen. Nachdem die Kopfjäger immer weniger wurden und auch die traditionellen Tätowierungen im Zuge der Kolonialisierung verpönt waren, schien das Handwerk auszusterben. Whang-Od und die Bewohner von Buscalan und Umgebung wandten sich der Farmarbeit zu. Auch Apo Whang-Od arbeitete in den Reisfeldern. Bis zu einem Touristenanstieg vor einigen Jahren. Besucher kamen extra mit der Aussicht, von Apo Whang-Od tätowiert zu werden, in die Gegend. Ihr Handwerk florierte.

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So sehr, dass Whang-Od, wenn auch selbst unverheiratet und kinderlos, ihre Großnichte Grace als Nachfolgerin anlernte. Weiterhin blieb die Tätowier-Tradition also in der Blutlinie. Grace startete ihre Ausbildung mit nur zehn Jahren, indem sie ihrer Großtante über die Schulter blickte. Einige Jahre später folgte Grace‘ Cousine Elyang der Tradition.

Inzwischen sind es rund 20 überwiegend junge Frauen, die die traditionelle Kunst des Tätowierens erlernen und am Leben erhalten. Das Highlight ist allerdings immer noch die 106-Jährige Apo Whang-Od. Auch wenn sie inzwischen den Tattoos eher den letzten Schliff verpasst. So setzt sie unter die Tattoos ihrer Nachfahrinnen noch drei Punkte: Einen für sie selbst, einen für Grace, einen für Elyang.

Vogue-Autorin Audrey Carpio hat selbst ein Tattoo der Künstlerin und schreibt: „Die Krabbe auf meinem Bein […] mag nicht das Erbe unserer Blutvorfahren sein. Aber wir sind jetzt unauslöschlich eingefärbt und verbunden mit dem letzten philippinischen Stamm, der es geschafft hat, an seinem tätowierenden Erbe inmitten der kolonialen Löschung im Rest des Archipels festzuhalten. Und wir tragen diese Markierung mit uns in die Welt“.

Quellen

Themen Tattoo
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