1. Dezember 2023, 12:15 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
In den 2000er-Jahren war Collien Ulmen-Fernandes eines der TV-Gesichter des Musiksenders Viva und für viele junge Menschen ein großes Idol. Jetzt erinnert sich die Moderatorin an ihre Viva-Zeit zurück und offenbart, dass es hinter den Kulissen meist gar nicht so glamourös zuging, wie angenommen. Die Moderatoren mussten teils sexistische und rassistische Regeln befolgen.
Klaas Heufer-Umlauf, Gülcan Kamps und Collien Ulmen-Fernandes sind nur drei der legendären Viva-Moderatoren der 2000er-Jahre, die damals nicht nur durch diverse Formate führten, sondern selbst einen regelrechten Star-Status genossen. Viele Jugendliche schauten zu ihnen auf, kopierten ihren Kleidungsstil und träumten ebenfalls von einem Leben im Rampenlicht. Dass das, wie so oft, mehr Schein als Sein war, offenbart Collien Ulmen-Fernandes nun in einem Interview mit der Branchenseite „dwdl.de“, anlässlich der neuen ARD-Dokuserie „Die Viva-Story – zu geil für diese Welt!“.
Collien Ulmen-Fernandes über ihre Viva-Zeit
In Zeiten vor YouTube und Spotify waren Musiksender wie Viva und Mtv die Anlaufstelle für junge Menschen, um die neueste Musik zu hören, ihre Stars zu sehen und sich über Trends zu informieren. „Viva Live“ oder „Interaktiv“ waren nur zwei der zahlreichen Erfolgsformate des TV-Senders. 2003 begann Collien Ulmen-Fernandes als Moderatorin bei Viva, sie selbst war damals 22 Jahre alt. Schnell avancierte sie zu einer der beliebtesten Moderatorinnen des Senders und etablierte sich auch fernab von Viva als TV-Gesicht.
Mittlerweile liegt diese Zeit rund 20 Jahre zurück und mit dem Alter und den Erfahrungen, kamen auch andere Blickwinkel hinzu. Heute sagt Collien Ulmen-Fernandes über ihre Viva-Zeit: „Ich sollte oft in etwas gepresst werden, was ich nicht zu hundert Prozent war.“
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„Viva war in vielen Situationen ziemlich sexistisch“
Sie erinnerte sich z. B. an eine Situation zurück, die sie heute mit Skepsis betrachtet. „Es gab mal ein Meeting mit einem männlichen Moderator, mit dem ich eine Show moderieren sollte. Mir wurden zwei Drittel der Texte, die ich selbst geschrieben habe, zusammengestrichen, weil das zu ironisch sei und wenn Frauen ironisch sein wollen, komme das zickig rüber, hieß es. Das sei ja Männerhumor, wurde mir gesagt. Ob also nicht der männliche Moderator meine Texte haben könnte?“
Den Verantwortlichen sei es lieber gewesen, wenn Collien einfach nur daneben gestanden, gut ausgesehen und über die Witze ihres männlichen Kollegen gelacht hätte. „Viva war in vielen Situationen ziemlich sexistisch“, so die 43-Jährige heute.
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Collien Ulmen-Fernandes musste bei Viva Ausschnitte tragen
Während ihrer Viva-Zeit war Collien Ulmen-Fernandes auch bekannt für ihren Kleidungsstil. Legendär sind bis heute ihre Slouchy-Boots, die sie zu nahezu jedem Outfit trug. Doch sie verrät nun, dass die Outfits strikt vorgegeben waren: „Es gab wie bei Girlbands für jede ein festgelegtes Image. Das war mit uns Moderator*innen aber gar nicht abgesprochen!“
Und weiter: „Ich habe anfangs angezogen, was mir hingehangen wurde. Später habe ich erfahren, dass es für uns alle Styling-Briefings gab. Bei Nela Panghy Lee war notiert, dass sie kein gelb tragen darf, weil sie Asiatin ist. Und bei mir stand drin, dass ich immer etwas mit Ausschnitt anziehen soll.“
Als Collien sich damals gegen diese Regeln zur Wehr setzen wollte, gab es eine klare Ansage vom Sender. „Im Styling sagte ich dann, ich möchte keinen Ausschnitt mehr tragen. Da hieß es dann nur: Geht nicht, das steht in deinem Styling-Briefing.“
Bis 2015 stand Collien Ulmen-Fernandes für Viva vor der Kamera. Trotz der teils negativen Erfahren, sagt sie aber auch: „Im Großen und Ganzen, das möchte ich noch ergänzen, war auch meine Zeit bei Viva zu 80 bis 90 Prozent positiv.“