19. September 2023, 16:57 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Wenn Sie regelmäßig Social Media verwenden, ist Ihnen in letzter Zeit bestimmt häufiger der Begriff „Girl Math“ über den Weg gelaufen. Was hinter diesem fragwürdigen Trend steckt und warum unsere Autorin es sogar diskriminierend findet, lesen Sie bei STYLEBOOK!
Der „Girl Math“- Trend (zu Deutsch: Mädchen-Mathematik) sorgt momentan in den sozialen Medien für erhebliche Aufmerksamkeit. Dabei geht es darum, Einkäufe meist auf humorvolle Weise zu rechtfertigen. Ein Beispiel: Wenn man ein teures T-Shirt kauft und es oft trägt, teilt man die Kosten pro Nutzung und argumentiert, es sei preiswert. Obwohl einige die Logik hinter diesem Trend anzweifeln, wird er von vielen jungen Frauen unterstützt.
Übersicht
Daher stammt der „Girl Math“-Trend
Girl Math hat in jüngster Zeit durch die neuseeländische Radiosendung „Fletch, Vaughan & Hayley“ erneut an Popularität gewonnen. Die Sendung hat kürzlich eine Segmentreihe namens „Girl Math“ eingeführt, in der sie die Kosten von Einkäufen rechtfertigt. In einem ihrer Beiträge helfen sie einer Zuhörerin, den Kauf eines Abendkleides im Wert von 330 Dollar (ca. 305 Euro) zu verargumentieren. Am Ende des Clips kam ein Wirtschaftswissenschaftler sogar zu dem Schluss, dass das Kleid eine gute Investition sei. Ein scheinbar gelungenes Beispiel für „Mädchen-Mathe“!
Die Inspiration hinter der „Mädchen-Mathe“
Die Inspiration für diese Radiosendung kam auf, als die Produzentin darüber nachdachte, sich einen sehr teuren Haarschnitt zu gönnen. Hayley erzählte dem Online-Magazin „Refinery29“, dass ihre Social-Media-Produzentin Shannon begann, die Kosten mithilfe von „Girl Math“ zu rechtfertigen. Die Männer im Team waren erstaunt darüber, wie die Frauen die Kosten für den Friseurtermin quasi auf null reduzierten. Diese Erfahrung führte schließlich zur Idee, in der Radiosendung Beiträge über dieses Thema zu produzieren.
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Trend birgt neben Kritik auch Positives
Da man ja nicht immer alles bierernst nehmen muss, präsentiere ich Ihnen gerne vorab auch willkommene Aspekte. Als positiv betrachtet werden kann die Bedeutung von Geldgesprächen und das Empowerment, das durch die Diskussion über finanzielle Entscheidungen entstehen kann.
Zudem kann der Trend dazu beitragen, das Schuldgefühl im Zusammenhang mit Ausgaben zu mindern. Des Weiteren werden Gespräche über Ersparnisse und Investitionen gefördert. Oft fühlen sich Menschen schuldig, wenn sie spontane Ausgaben tätigen und vom geplanten Budget abweichen. Durch die humorvolle Herangehensweise des Trends wird betont, dass gelegentliche Ausgaben nicht zwangsläufig finanzielle Katastrophen sind. Meiner Meinung nach überwiegt jedoch das Negative!
Allein der Name „Girl Math“ lässt mich schaudern
Ja, ich gebe es zu: Ich gehöre zu den weiblichen Individuen, die noch nie mit Kopfrechnen, sondern mit schneller Nutzung des Taschenrechners geglänzt haben. Und das ist auch überhaupt nicht schlimm! „Girl Math“ diskreditiert jedoch alle Frauen, die es in der Mathematik und im Finanzsektor richtig draufhaben. Abgesehen von der unnötigen Verniedlichung – es hätte auch „Frauen-Mathe“ heißen können – wird das Bild von der Frau, die verschwenderisch mit ihrem Geld umgeht, zusätzlich gestärkt.
Und warum muss ich mich überhaupt für meine Ausgaben rechtfertigen? Das verdiente Geld soll so ausgegeben werden dürfen, wie man es eben möchte. Solange eben niemand zuschulden kommt. Womit wir bei meinem nächsten Kritikpunkt wären.
Bye-bye „Girl Math“ – Umgang mit Geld muss erlernt werden!
Die Popularität des Trends kommt daher, dass wir oft dazu neigen, Botschaften zu akzeptieren, die unsere eigenen Wünsche und Bedürfnisse unterstützen. Und somit die unmittelbare Belohnung rechtfertigen. Deswegen suchen Menschen, in dem Fall häufig Frauen, nach kreativen Wegen, um harte Arbeit und Verzicht zu umgehen.
Wir sehnen uns nach einer Realität, in der wir alles haben können, ohne Opfer bringen zu müssen. Ähnlich wie der Wunsch, die ganze Nacht aufbleiben zu können, ohne am nächsten Tag müde zu sein. Das Problem bei „Girl Math“ ist jedoch, dass sie nur eine kurzfristige Denkweise ist. Ihre Grenzen werden offensichtlich, wenn die nächste Kreditkartenabrechnung oder der nächste Kontoauszug kommt. Einhergehend mit der Realität der finanziellen Verpflichtungen.
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Studie zeigt auf, dass Gen Z anfällig für Schulden sei
Die Trendstudie „Jugend in Deutschland“ aus dem Dezember 2022 hat festgestellt, dass jeder fünfte junge Mensch im Alter von 14 bis 29 Jahren Schulden hat. Diese Studie wirft die Frage auf, warum bestimmte Trends, wie sie auf TikTok zu sehen sind, den Eindruck erwecken, dass Schulden „cool“ oder sogar ein Statussymbol sind.
Faktoren, die zu Schulden beitragen können
- Sozialer Druck und Vergleich: In der heutigen vernetzten Welt werden Menschen oft dazu verleitet, sich mit anderen zu vergleichen. Wenn junge Menschen in den sozialen Medien sehen, dass ihre Altersgenossen teure Dinge kaufen oder ein aufregendes Leben führen, könnten sie sich unter Druck gesetzt fühlen, ähnliche Ausgaben zu tätigen, auch wenn sie sich das eigentlich nicht leisten können.
- Fehlende finanzielle Bildung: In vielen Bildungssystemen wird finanzielle Bildung vernachlässigt. Das bedeutet, dass junge Menschen möglicherweise nicht ausreichend darüber informiert sind, wie man mit Geld umgeht, Schulden vermeidet und langfristig finanziell vorausschauend handelt.
- Sofortige Befriedigung: Die heutige Kultur der Sofortbefriedigung, die durch Online-Shopping, Kreditkarten und schnelle Kreditaufnahmen gefördert wird, könnte junge Menschen dazu verleiten, impulsiv Ausgaben zu tätigen, ohne über die langfristigen finanziellen Konsequenzen nachzudenken.
- Marketing und Werbung: Unternehmen nutzen oft geschicktes Marketing, um junge Verbraucher anzusprechen und ihnen das Gefühl zu geben, dass der Kauf bestimmter Produkte oder Dienstleistungen ihren sozialen Status erhöht. Dies kann dazu führen, dass junge Menschen Schulden aufnehmen, um diesen vermeintlichen sozialen Erwartungen gerecht zu werden.
Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass Schulden kein Statussymbol sein sollten und dass finanzielle Verantwortung und Bildung von entscheidender Bedeutung sind. Diese Trends könnten kurzfristige Befriedigung bieten, aber sie können langfristig zu finanziellen Schwierigkeiten führen. Die Förderung von finanzieller Bildung und die Sensibilisierung für die Risiken von Schulden sind wichtige Schritte, um jungen Menschen zu helfen, bessere finanzielle Entscheidungen zu treffen. Auf ein baldiges Ende dieses TikTok-Trends!
Quellen