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Laut Umfrage

Immer mehr Frauen nehmen nach Hochzeit nicht Namen des Mannes an

Frau mit Strauß und Brautkleid. Sie lächelt verschmitzt und wirkt, als würde sie ihren Namen nach der Hochzeit behalten. Bitte nicht persönlich nehmen, natürlich können Frauen, die ihren Namen behalten, aussehen, wie sie wollen. Es ist ja auch nur ein Beispielbild
Laut Umfrage nehmen immer weniger Frauen nach der Hochzeit den Namen des Mannes an Foto: Getty Images
Carmen Dörfler
Redakteurin STYLEBOOK

18. Oktober 2024, 15:21 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Die Frau nimmt nach der Hochzeit den Nachnamen des Mannes an? Was für viele als selbstverständlich gilt, ist es nicht. So fand eine Umfrage heraus, dass dieser Brauch in Zukunft aussterben könnte. Doch woher kommt eigentlich der Gedanke, dass Frauen ihren Namen aufgeben sollten und warum kann es einen Karriereknick bedeuten?

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Vor einer Hochzeit stehen Paare vor einem großen Haufen Fragen: Wo wollen wir heiraten? Wie soll der Ehering aussehen? Kleid, Anzug oder ganz was anderes? Und das sind nur einige der Gedanken, die sich das Paar bezüglich des großen Tages macht. Doch wie geht es danach weiter? Denn eine wichtige Frage, die sich stellt, ist die des Nachnamens. Nehme ich nach der Hochzeit den Namen meines Mannes an? Nimmt er meinen an? Behält jeder seinen Namen? Oder …? Die Möglichkeiten sind vielfach und wie eine Umfrage herausgefunden hat, könnte die Tradition, dass Frauen den Namen des Mannes annehmen, allmählich aussterben.

Woher kommt die Tradition, dass Frauen den Nachnamen wechseln?

Aus dem Patriarchat

Doch woher kommt dieser Brauch in Deutschland eigentlich? Warum ist es für viele – auch heute noch – so selbstverständlich, dass Frauen nach der Hochzeit den Nachnamen des Ehepartners annehmen? Das hat viele Gründe. Zuerst einmal wurde in vielen Kulturen die Gesellschaft über Jahrhunderte hinweg nach den Gegebenheiten des Patriarchats gestaltet. Männer galten demnach als Oberhäupter der Familie, während Frauen – sowohl gesellschaftlich als auch rechtlich gesehen – eine untergeordnete Rolle spielten. Somit stand der Name des Mannes für Autorität und eine Familie, in die die Frau einheiratete und dadurch Zugehörigkeit fand. Sie wurde also Teil seiner Familie.

Und damit ging noch bis vor gar nicht allzu langer Zeit, nämlich 1957, die Vormundschaft des Mannes für die Frau einher. War eine Frau unverheiratet, hatte ihr Vater die Vormundschaft für sie. Mit der Hochzeit ging diese dann automatisch an den Ehemann über. Erst mit der Reform des Ehe- und Familienrechts vor nicht einmal 70 Jahren wurde die rechtliche Gleichstellung in der Ehe eingeführt und damit Vormundschaft und die Alleinentscheiderrolle des Mannes aufgehoben.

Doch auch danach waren Frauen häufig wirtschaftlich und rechtlich von ihrem Ehemann abhängig. Wir erinnern daran, dass Frauen erst ab den frühen 1960er-Jahren ohne die Zustimmung ihres Mannes ein Bankkonto eröffnen durften. Selbst wenn also rechtlich die Vormundschaft ausgehebelt wurde, sah die Lebensrealität vieler Frauen anders aus. Das ist leider auch heute noch häufig der Fall. Insbesondere, wenn ein Paar Kinder hat, ist oft die Frau diejenige, die von ihrem Mann wirtschaftlich abhängig bleibt.

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Handeln nach Normen oder religiösen Regeln

Weiterhin ist es für viele Menschen – und auch in großen Religionen – einfach die Norm, dass die Frau nach der Hochzeit den Namen des Mannes annimmt. Wer es nicht tut, gilt als rebellisch, muss sich oft vor Kollegen, Freunden, Familie oder Fremden im Internet dafür rechtfertigen. Diesen Stress möchten sich viele Frauen schlichtweg nicht antun.

Romantische Vorstellungen

Damit verbunden ist weiterhin die Vorstellung des Familienzusammenhalts. Teilt man den Nachnamen, teilen eventuelle zukünftige Kinder den gemeinsamen Nachnamen, kann das als Zeichen der Einheit und Zusammengehörigkeit gesehen werden. Eine romantische Geste also. Da die Romantik häufig Frauen zugewiesen wird, wird es von ihnen also eher erwartet, ihren Namen nach der Hochzeit aufzugeben. Das suggerieren uns auch Filme, Bücher oder Serien. Oder könnten Sie sich vorstellen, dass Prinz Eric zu Arielle ins Meer zieht? Seine Stimme – oder vielleicht auch seinen Gehörsinn, den er bräuchte, um Arielles liebliche Stimme genießen zu können – aufgibt, um Flossen zu haben, wie die Frau, die er einmal gesehen hat? Ich bezweifle es doch stark.

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Aus Gewohnheit

Obwohl sich die gesellschaftlichen Rollen von Frauen in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert haben, geht die gelebte Gleichberechtigung von Frauen und Männern nur langsam und schleppend voran. So ist es für viele Frauen vielleicht auch selbstverständlich, nach einer Hochzeit den Namen des Mannes anzunehmen, „weil man das schon immer so gemacht hat.“ Kommt Ihnen der Satz bekannt vor? Wenn er etwas Ähnliches in Ihnen auslöst, wie in mir, empfehle ich folgenden Artikel: Psychologin erklärt: »Deshalb ist Wut bei Frauen ein Tabuthema.

Frauen behalten immer öfter Namen nach Hochzeit

Wir haben gesehen: Die Tradition, dass Frauen nach der Hochzeit ihren Namen ändern, stammt also aus Zeiten, in denen gesellschaftliche Strukturen stark patriarchalisch ausgeprägt waren. Langsam ändert sich das jedoch und so ist es nicht verwunderlich, dass auch immer mehr Frauen auf diesen Brauch verzichten, wie eine Umfrage von „The Female Quotient“ zeigt. Die Plattform für Geschlechtergleichheit am Arbeitsplatz befragte dazu Männer und Frauen im Alter von 18 bis 54.

Und deren Antworten zeigen, dass die Debatte über den Geburtsnamen in Zukunft anders ausgehen könnte. Denn während 77 Prozent der verheirateten Frauen nach der Hochzeit ihren Namen ablegten, sagen nur 64 Prozent der aktuell unverheirateten Frauen, dass sie im Falle einer Ehe dasselbe tun würden.

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Ältere Männer überlassen Frauen die Wahl

Im Hinblick auf die Männer sind die Ergebnisse gravierender. So sagen nur 5 Prozent der Männer, sie würden den Nachnamen ihrer Partnerin annehmen. Mehr als die Hälfte ist jedoch der Überzeugung, dass die Frau die Entscheidung treffen sollte, welchen Namen sie nach der Hochzeit haben möchte. Männer der Gen X, also im Alter von 45-54, sind übrigens laut der Umfrage am offensten dafür, Frauen diese Entscheidung selbst treffen zu lassen. 58 Prozent der über 45-Jährigen sehen das nämlich so.

Im Vergleich: Bei den Männern der Gen Z im Alter bis 24, sind lediglich 14 Prozent damit einverstanden, dass Frauen ihren Namen nach der Hochzeit selbst wählen. Doch auch die Millennial-Männer werden nicht außen vor gelassen. Sie würden selbst nämlich am wenigsten häufig ihren Nachnamen aufgeben. Lediglich fünf Prozent könnten sich vorstellen, den Nachnamen der Partnerin anzunehmen.

Frauen mit Karriere wollen Name nach Hochzeit behalten

Was könnten jedoch Gründe sein, dass Frauen ihren Namen nach einer Hochzeit behalten wollen? Neben der Emanzipation, dem bewussten Brechen von Tradition, dem Umgehen umständlicher und teurer Bürokratie bei der Namensänderung oder einfach der Tatsache, dass frau ihren Namen mag, könnte auch der digitale Fußabdruck einen Grund darstellen.

Denn, wie die Umfrage zeigt, sind jüngere Frauen eher dafür offen, ihren Nachnamen aufzugeben. Ältere Frauen und Frauen mit höherem Bildungsabschluss hingegen neigen mehr dazu, ihren Nachnamen zu behalten, um ihren etablierten Ruf zu schützen. In Zeiten, in denen berufliche Erfolge oft auch mit Sichtbarkeit und Positionierung online zu tun haben, ist das ein Gedankengang, der laut The Female Quotient nicht vernachlässigt werden sollte.

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In Zeiten von KI kann die Namensentscheidung Erfolg bedeuten

So sagte Shelley Zalis, Gründerin und CEO von The Female Quotient gegenüber dem Portal Reuters: „In der heutigen technologiegetriebenen Welt wirkt sich eine Namensänderung nicht nur auf Traditionen aus – sie beeinflusst Identität, Datenkontinuität und wie KI-Systeme Individuen erkennen und darstellen. Die Macht eines Namens sollte niemals das Potenzial einer Person einschränken.“ So könne sich KI schwertun, Erfolge der Frau mit ihrem neuen Namen zu verknüpfen, was sich negativ auf ihre Karriere auswirken kann.

Letztlich sollte die Entscheidung darüber, welchen Namen Frauen (aber auch Männer) nach der Hochzeit übernehmen wollen, nicht zu leichtfertig getroffen werden. Schließlich muss man – im Idealfall – den Rest des Lebens damit leben.

Themen Female Empowerment Hochzeit Retro
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