14. Februar 2024, 19:19 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Smalltalk ist für viele ein notwendiges Übel oder gar das absolute Grauen. Um aber tiefgründigere Freundschaften oder Beziehungen einzugehen, ist ein Gespräch nun mal nötig. Und auch im beruflichen Kontext kommen Menschen, die die Kunst des lockeren Gesprächs beherrschen, oft weiter. Damit auch Sie dazu gehören, verraten wir Ihnen Tipps, die Ihnen im Ernstfall weiterhelfen können.
Jede von uns kennt diese Situation: Ob beim Anstehen in der Schlange an der Kasse, in der Mittagspause mit dem Kollegen oder auf Networking-Veranstaltungen – jemand lächelt uns an, wir sollten etwas sagen, aber es fällt uns so gar nichts ein. Typischer Blackout. Dann entsteht diese unangenehme Stille und wir haben die Chance auf eine neue Freundschaft, berufliche Connection oder einfach ein nettes Gespräch verpasst, weil wir einfach nicht gut im Smalltalk sind. Doch das können wir ändern! STYLEBOOK gibt Ihnen ein paar leichte Tipps für jede Situation dazu.
Übersicht
Warum manchen Smalltalk so schwerfällt
Haben Sie auch diese Freundinnen, die klassische „Social Butterflies“ sind? Sie können allein auf eine Party gehen und haben sich schon kurz nach der Ankunft mit zwei, drei Leuten angefreundet. Manchen Menschen fällt es von Natur aus leichter, auf andere zuzugehen, ein Gespräch zu starten und dieses auch am Laufen zu halten. Und selbst wenn das Gespräch verebbt, fliegen sie einfach zur nächsten Person und versuchen dort ihr Glück, ganz der bezaubernde Schmetterling, der sie sind.
Ob angeborenes Talent oder hart erlernt, es scheint ihnen so leicht zu fallen, Kontakte zu knüpfen. Andere hingegen tun sich damit schwer. Insbesondere trifft das auf introvertierte Persönlichkeiten zu. Studien haben inzwischen herausgefunden, woran das liegen könnte. Denn laut ihnen bedienen sich Introvertierte eher an ihrem Langzeitgedächtnis. Für einen Smalltalk, in dem die Antworten schnell kommen sollten und eher oberflächliche Themen behandelt werden, ist aber eher das Kurzzeitgedächtnis gefragt. Das kann der Grund sein, warum manchen Menschen einfach nichts einfallen will, wenn man ihnen sagt: „Erzähl mal von dir!“
Doch ob introvertiert oder extrovertiert – klar ist, zu viel Smalltalk strengt jede von uns an. Das stellte eine Studie der University of Arizona in Tucson heraus. Das Forschungsteam beobachtete dazu fast 500 Menschen bei ihren täglichen Gesprächen. Diejenigen, die über den Tag verteilt gute Gespräche führten, waren insgesamt glücklicher als diejenigen, die nur wenig oder sehr oberflächlich mit anderen Menschen gesprochen haben. Ein weiterer Fakt, den die Studie zeigte, war, dass Menschen, die Gespräche ohne Tiefgang führten, immer noch glücklicher waren, als diejenigen, die keine Gespräche führten. Somit kann man Smalltalk vielleicht weniger als teils notwendiges Übel und eher als möglicher Einstieg in ein Gespräch, das uns glücklich macht, verstehen.
Darum ist Smalltalk so wichtig
Zu viel Smalltalk macht uns also unglücklich. Warum ist er dennoch so wichtig? Ganz einfach, weil wir ihn brauchen, um soziale Kontakte zu knüpfen, die uns wiederum glücklich machen können. Als Kind war Smalltalk kein Thema. Wenn Sie heute die Möglichkeit haben, Gesprächen zum Beispiel auf dem Spielplatz zuzuhören, müssen Sie sicherlich unwillkürlich grinsen. „Ich kann schon bis 20 zählen.“ – „Wir haben zwei Katzen und die mussten zum Tierarzt.“ – „Oh. Wollen wir schaukeln?“ – ein Smalltalk, den wir als Erwachsene zwar so nicht führen würden, der aber bei Kindern dennoch ans Ziel führt: einen Kompagnon zum Spielen finden und Spaß haben. Oder aber sogar der Beginn einer lebenslangen Freundschaft.
Und genau darum geht es. Um Freundschaften, Liebesbeziehungen sowie berufliche Partnerschaften zu knüpfen, müssen wir uns miteinander unterhalten. Das geht häufig über Smalltalk. Deswegen verraten wir Ihnen hier Tipps, wie Sie Smalltalk-Profi werden.
Tipps, um Smalltalk in jeder Situation zu meistern
1. In der Arbeit
Eine gemeinsame Mittagspause oder das kurze Aufeinandertreffen im Fahrstuhl oder der Kaffeeküche löst bei Ihnen Beklemmungen aus? Keine Sorge, Sie sind nicht allein. Doch Sie haben einen entscheidenden Vorteil: Sie arbeiten im selben Unternehmen. Fragen zur Arbeit, zum Tätigkeitsbereich Ihres Gegenübers („Was genau tun Sie eigentlich?“) oder zum schlechten Kaffee sind naheliegende Eisbrecher. Im besten Fall übergehen Sie so nicht nur die unangenehme Stille, sondern finden einen neuen Ansprechpartner für möglicherweise auftretende Probleme – oder einen Tipp, wo es besseren Kaffee gibt.
2. Bei Networking-Veranstaltungen
Auch hier sind Sie aus beruflichen Gründen und oft befassen sich diese Veranstaltungen mit einem bestimmten Thema, wie „Frauen in der Medienbranche“. Wunderbar! Eine ideale Vorlage für Sie, an der Sie Ihre Gesprächseinstiege ausrichten können. Fragen Sie, wie Ihre Gesprächspartnerin, wie sie zu der Veranstaltung kommt, was sie arbeitet oder welches ihr spannendster Kontakt heute war. Sie können auch nach Tipps für Ihren eigenen Job fragen, jedoch nur, wenn sich das Gespräch dementsprechend entwickelt. Fallen Sie nicht mit der Tür ins Haus. Wenn es darauf hinausläuft, dass Sie Kontaktdaten tauschen, können Sie das Gespräch durchaus als Erfolg bezeichnen. Wichtig: Hinterher sympathisches, nicht-aufdringliches Nachfassen, um den begonnenen Smalltalk zu vertiefen.
3. Smalltalk mit Bekannten
Sie laufen nichts ahnend die Straße entlang, da ruft es auf einmal: „Hey, lange nicht gesehen!“ Als Sie sich umdrehen, steht dort ein Bekannter aus vergangenen Zeiten und grinst Sie breit an. Sie grüßen, doch nach einem Hallo wird es still. Hier hilft der Klassiker: „Wie geht es dir?“, bzw. „Wie ist es dir ergangen?“ Sie knüpfen an das an, was Sie von der Person noch wissen. Vorsicht! Lassen Sie dabei jedoch verflossene Beziehungen, Partyfehltritte aus der Jugend oder ein stark verändertes Aussehen außen vor. Nutzen Sie das, was Ihr Bekannter Ihnen gibt. Er erzählt vom Umzug in eine neue Stadt? Fragen Sie nach, wie es ihm dort gefällt. Mit Reaktionen auf das Gesagte sind Sie stets gut gewappnet. Und im Notfall hilft immer noch ein „Du, war schön dich zu sehen, aber ich muss echt los.“
4. Ein Plausch mit Fremden an der Supermarktkasse
Supermarkt, Tankstelle, an der Ampel, in der Bahn – ständig treffen wir auf fremde Menschen. Logisch, dass sich dabei manchmal Situationen ergeben, in denen Smalltalk angebracht wäre. Mit Fremden ist das teilweise natürlich schwieriger, weil Sie nichts über Ihr Gegenüber wissen und ein „Ah, Sie kaufen auch die superstarken Tampons“ ist häufig nicht der charmanteste Gesprächseinstieg. Unverfänglicher ist dagegen beispielsweise eine Frage zu Lebensmitteln im anderen Wagen: „Ach, wo haben Sie denn die Erdbeeren gefunden? Die sehen ja gut aus!“ Sie bekommen den Weg gezeigt, bedanken sich und sind aus dem Schneider.
5. Auf der Party
Auf Partys ist es ja häufig so, dass wir wenigstens eine Person kennen – entweder die Gastgebenden oder jemanden, der uns mitgenommen hat. Sollten Sie sich aber auf einer Party befinden, bei der Sie wirklich niemanden kennen, nutzen Sie wie üblich die gegebenen Umstände. „Hi, wie kommst du hierher?“ ist unverfänglich und kann dazu führen, dass Sie gleich weiteren Feiernden vorgestellt werden. Der beste Ort für Smalltalk – und später auch für Deeptalk – zumindest bei Hauspartys, ist meist die Küche. Hier können Sie sich ums Buffet schleichen und andere in Gespräche über das beste Partyessen verwickeln. Ansonsten ist die Bar sowie Außenbereiche ein guter Platz, um ins Gespräch zu kommen.
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Allgemeine Tipps zum Smalltalk
Ganz unabhängig von der Situation gibt es einige Tipps, die Ihnen helfen können, Smalltalk zu führen – oder schnellstmöglich das Gespräch zu beenden. Allgemein gilt: Hören Sie aktiv zu. Legen Sie Ihr Handy weg und gehen Sie auf das Gesagte von anderen ein. Achten Sie auf Gemeinsamkeiten. Trinken Sie zum Beispiel den gleichen Drink oder tragen Sie die gleiche Farbe, kann das ein Eisbrecher sein.
Sprechen Sie nicht über kontroverse Themen. Dazu gehören die Klassiker, wie Beziehungen (Schwangerschaft und Kinderwunsch sind NIEMALS Smalltalk-Themen!), Religion und Politik. Weniger verfänglich sind Gespräche, die sich um Essen, Drinks, die Location, die Veranstaltung oder das Wetter drehen. Zugegeben, besonders kreativ ist letzteres nicht. Aber es funktioniert immer, überbrückt peinliche Stille und kann durchaus auch dazu dienen, den Smalltalk im Sand verlaufen zu lassen.
Wenn Sie nämlich von jemandem angesprochen werden und keine Lust auf eine Unterhaltung haben, merken das viele Menschen an einem lustlosen „Schönes Wetter heute…“ oder aber Sie antworten nur mit Ja oder Nein. Nichts davon ist allerdings eine finale Lösung, um Smalltalk zu beenden. Wenn Sie nicht mit jemandem sprechen wollten, sagen Sie das. Reagiert Ihr Gegenüber darauf beleidigt oder gar aggressiv, holen Sie sich Hilfe dazu und sprechen Sie konkret Menschen in Ihrer Umgebung an und weisen Sie auf die Situation hin.