2. Februar 2024, 17:04 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Frauen haben durch die Jahrhunderte hindurch einen entscheidenden Einfluss auf die Geschichte der Menschheit ausgeübt. Leider sind viele ihrer Geschichten im Schatten der Männer – die häufiger im Rampenlicht stehen – verblasst. STYLEBOOK wirft einen Blick auf einige bemerkenswerte Frauen, deren Beiträge zur Geschichte oft übersehen wurden.
Die geringe Bekanntheit vieler bedeutender Frauen in der Geschichte lässt sich auf eine Vielzahl von historischen, sozialen und kulturellen Faktoren zurückführen. Einer der Hauptgründe liegt in der Geschlechterungleichheit und Diskriminierung, die Frauen in vielen Kulturen jahrhundertelang den Zugang zu wichtigen Positionen und Bildungsmöglichkeiten verwehrte. Diese strukturelle Benachteiligung führte dazu, dass die Beiträge von Frauen oft weniger sichtbar waren und entsprechend weniger dokumentiert wurden. Einer von vielen Punkten …
Übersicht
- Deutschland fast Schlusslicht bei Patentanmeldungen von Frauen
- Woran liegt es, dass Frauen in der Geschichte überwiegend unterrepräsentiert sind?
- Männliche Perspektive dominierte lange in den Wissenschaften
- Jess Wade will das ändern und verfasst täglich Wikipedia-Artikel
- 11 unbekannte, wichtige Frauen der Geschichte
- Auch im 20. Jahrhundert sind Frauen in der Geschichte nicht Hauptcharakter
Deutschland fast Schlusslicht bei Patentanmeldungen von Frauen
Doch auch heute gibt es noch einiges zu tun! Deutschland befindet sich nämlich im europäischen Vergleich bei der Beteiligung von Frauen an Erfindungen am unteren Ende. Laut dem Europäischen Patentamt (EPA) ist nur jeder zehnte in deutschen Anmeldungen beim EPA genannte Erfinder weiblich. Dies stellt den drittniedrigsten Wert unter den am EPA beteiligten Staaten für den Zeitraum von 2010 bis 2019 dar. Lediglich Liechtenstein und Österreich weisen einen noch niedrigeren Frauenanteil auf.
Im Gegensatz dazu zeigen Länder wie Lettland mit einem Frauenanteil von 30,6 Prozent, Portugal (26,8 Prozent), Kroatien (25,8 Prozent) und Spanien (23,2 Prozent), dass eine höhere Beteiligung von Frauen an Erfindungen durchaus möglich ist.
Woran liegt es, dass Frauen in der Geschichte überwiegend unterrepräsentiert sind?
Ein weiterer Faktor ist die mangelnde Anerkennung ihrer Leistungen. Selbst wenn Frauen bedeutende Beiträge leisteten, wurden sie historisch gesehen möglicherweise nicht angemessen gewürdigt oder belohnt. Dies trug dazu bei, dass ihre Namen und ihre Arbeit im Schatten blieben, während ihre männlichen Kollegen im Rampenlicht standen.
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Männliche Perspektive dominierte lange in den Wissenschaften
Die Art und Weise, wie Geschichte geschrieben und überliefert wurde, war ebenfalls von männlichen Perspektiven geprägt. Frauen und ihre Leistungen wurden oft übersehen oder marginalisiert, da die Geschichtsschreibung selbst von männlichen Erzählungen dominiert wurde. Dies führte dazu, dass die Geschichten vieler Frauen nicht in den historischen Aufzeichnungen auftauchten.
Die mangelnde Repräsentation von Frauen in Medien, Büchern, Filmen und Lehrplänen verstärkte diesen Effekt. Frauen waren oft unterrepräsentiert, und der Mangel an Sichtbarkeit trug dazu bei, dass ihre Geschichten weniger bekannt wurden. Diese Unterrepräsentation spiegelt sich in einem eingeschränkten Verständnis dessen wider, was als „wichtig“ oder „bedeutend“ erachtet wird.
Nicht zuletzt trug der Verlust von Werken und Aufzeichnungen dazu bei, dass die Beiträge vieler Frauen in Vergessenheit gerieten. Kriege, Zerstörung von Archiven oder schlichte Vernachlässigung führten dazu, dass Aufzeichnungen über ihre Arbeit verloren gingen.
Jess Wade will das ändern und verfasst täglich Wikipedia-Artikel
Die Anfänge von Jess Wades Wikipedia-Aktivismus liegen sechs Jahre zurück, als sie erstaunt feststellte, dass die Klimatologin Kim Cobb keinen Eintrag in der Online-Enzyklopädie hatte. Was als spontane Aktion begann, entwickelte sich schnell zu einer Mission. Seit dem 1. Januar 2018 hat sich die Materialforscherin das Ziel gesetzt, täglich eine Biografie zu erstellen. Dabei weist sie auf eine eklatante Schieflage hin: Nur 18 Prozent aller Wikimedia-Biografien beschäftigen sich mit Frauen, und auch Menschen aus historisch marginalisierten Gruppen bleiben oft unsichtbar. Wade erkennt, dass Wikipedia von fast allen Gesellschaftsschichten genutzt wird, jedoch große Lücken in ihrer Vielfalt aufweist.
Jess Wades Einsatz konzentriert sich darauf, zumindest in der Wissenschaft diese Lücken zu schließen. Mit über 2000 verfassten Artikeln hat sie bereits zahlreiche Forscherinnen und Forscher hervorgehoben. Wades Mission hebt die Bedeutung von diversen Vorbildern in der Wissenschaft hervor. Ihre Biografien machen die Arbeit von Forschenden nicht nur einer ausgewählten Gruppe, sondern einem breiten internationalen Publikum zugänglich. Mit Auszeichnungen wie der „Wikimedianerin des Jahres“ und der British-Empire-Medaille sowie einem eigenen Wikipedia-Eintrag in 26 Sprachen hat Jess Wade durch ihr Engagement globale Anerkennung erfahren.
Ganz im Zeichen dessen, stellt Ihnen STYLEBOOK 11 unbekannte Frauen vor, die man definitiv auf dem Schirm haben sollte:
11 unbekannte, wichtige Frauen der Geschichte
Hypatia von Hypatia (ca. 360–415 n. Chr.)
Hypatia, eine Mathematikerin und Philosophin im antiken Alexandria, war eine der ersten bekannten Frauen, die in diesen Disziplinen einen bedeutenden Beitrag leisteten. Leider wurde sie während religiöser Unruhen brutal ermordet, und ihre Arbeit wurde für viele Jahrhunderte vergessen.
Sophie Germain (1776–1831)
Sophie Germain, eine französische Mathematikerin, überwand die gesellschaftlichen Barrieren ihrer Zeit, um sich in einer von Männern dominierten Disziplin zu profilieren. Ihre Beiträge zur Zahlentheorie beeinflussten später bedeutende Mathematiker wie Carl Friedrich Gauss.
Mary Anning (1799–1847)
Die britische Paläontologin Mary Anning trug entscheidend zur Entdeckung prähistorischer Meeresreptilien bei, darunter das weltberühmte Ichthyosaurus. Obwohl sie im 19. Jahrhundert arbeitete, erhielt sie nicht die Anerkennung, die ihre wegweisenden Entdeckungen verdienten.
Emmeline Pankhurst (1858–1928)
Emmeline Pankhurst (1858–1928) war eine herausragende britische Frauenrechtlerin und Gründerin der Women’s Social and Political Union (WSPU) im Jahr 1903. Mit radikalen Methoden, darunter Proteste, Hungerstreiks und Fensterzertrümmerungen, kämpfte sie entschlossen für das Frauenwahlrecht. Trotz wiederholter Verhaftungen und Konflikte mit den Behörden blieb Pankhurst unbeirrt. Der Erste Weltkrieg unterbrach ihre Aktivitäten, doch die Rolle der Frauen während des Krieges trug dazu bei, das Frauenwahlrecht in Großbritannien zu verwirklichen.
Emmeline Pankhurst verstarb 1928, kurz bevor der Equal Franchise Act das Frauenwahlrecht auf die gleichen Bedingungen wie für Männer ausweitete. Ihr Einsatz und ihre Entschlossenheit prägten die Frauenbewegung und hinterlassen ein bleibendes Erbe für die Gleichberechtigung weltweit.
Qiu Jin (1875–1907)
Qiu Jin war eine chinesische Dichterin, Frauenrechtlerin und Revolutionärin, die sich für die Gleichberechtigung der Geschlechter und die Befreiung Chinas von der Qing-Dynastie einsetzte. Ihr mutiges Engagement kostete sie letztendlich das Leben, aber ihre visionären Ideen beeinflussten die spätere Frauenbewegung.
Lise Meitner (1878–1968)
Die österreichische Physikerin Lise Meitner spielte eine entscheidende Rolle bei der Entdeckung der Kernspaltung, die letztendlich zur Entwicklung der Atombombe führte. Obwohl sie für ihre Arbeit nominiert wurde, wurde Meitner oft übersehen, als der Nobelpreis verliehen wurde.
Emmy Noether (1882–1935)
Emmy Noether, eine deutsche Mathematikerin, machte wegweisende Beiträge zur Algebra und theoretischen Physik. Trotz ihrer bedeutenden Arbeit erhielt sie nie die formale Anerkennung, die viele ihrer männlichen Kollegen genossen.
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Auch im 20. Jahrhundert sind Frauen in der Geschichte nicht Hauptcharakter
Chien-Shiung Wu (1912–1997)
Die chinesisch-amerikanische Physikerin Chien-Shiung Wu spielte eine Schlüsselrolle bei Experimenten, die zur Bestätigung der Theorie der schwachen Kernkraft führten. Obwohl ihre männlichen Kollegen den Nobelpreis erhielten, blieb Wus Beitrag oft im Hintergrund.
Hedy Lamarr (1914–2000)
Hedy Lamarr, eine österreichisch-amerikanische Schauspielerin, war auch eine Erfinderin. Ihr Beitrag zur Entwicklung von Frequenzsprungtechnologien legte den Grundstein für moderne drahtlose Kommunikationssysteme, wurde aber erst später in ihrem Leben anerkannt.
Rosalind Franklin (1920–1958)
Die britische Chemikerin Rosalind Franklin trug wesentlich zur Entschlüsselung der DNA-Struktur bei. Leider wurde sie während ihres Lebens nicht angemessen anerkannt, und erst nach ihrem Tod erhielten ihre Kollegen den Nobelpreis für ihre Entdeckung.
Junko Tabei (1939–2016)
Die japanische Bergsteigerin Junko Tabei war die erste Frau, die den Mount Everest bestieg, und die erste Person, die alle Seven Summits, die höchsten Berge auf jedem Kontinent, erklomm. Ihr Durchbruch in einer von Männern dominierten Bergsteigerwelt bleibt ein inspirierendes Beispiel.