15. Juli 2024, 15:57 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
Es gibt unzählige Dating-Apps von Tinder, über OKCupid bis Bumble, um Menschen kennenzulernen, zu daten, zu lieben oder Sex zu haben. Doch was passiert nach den Casual Dates? Wo bleiben die nachhaltigen, langen und guten Beziehungen? Da soll die App „Couply“ weiterhelfen. Unsere Autorin machte den Test – ein Erfahrungsbericht.
Das hat sich auch Couply-Mitbegründer Tim Johnson gedacht, nachdem seine eigene Ehe in die Brüche ging und er sich die Statistik angesehen hat. In den USA liegt die Scheidungsrate bei knapp über 40 Prozent, in Deutschland etwas darunter bei 35 Prozent. Und das sind nur Eheschließungen. Was ist mit all den Beziehungen auch ohne Schwur am Traualtar, die scheitern oder nach einem Tinder-Marathon an Commitment-Phobie zugrunde gehen? Couply soll die Lösung sein und den Weg zu glücklichen Beziehungen und besserem Sex weisen. STYLEBOOK macht den Alltags-Check.
Übersicht
So funktioniert Couply
Couply verspricht die Basis von gesunden Beziehungen: Kommunikation, Verständnis und Empathie innerhalb von Partnerschaften zu fördern und zu stärken – und das mit Hilfe von AI-Paartherapie und gerade mal fünf Minuten App-Zeit pro Tag. Die App funktioniert dabei maßgeschneidert für unterschiedliche Zielgruppen: Fernbeziehungen, Ehen und Beziehungen mit Kindern. Mit Spielen, Fragen und Quizze wird dabei das Bild der Beziehungen immer dichter gestrickt, die App bekommt immer mehr Einblick in und Verständnis für die Beziehung – Futter, das wiederum dem AI-Coach hilft, treffsichere Empfehlungen, Tipps und Beratung zu liefern. Und das schon mal vorab: Der AI-Therapeut ist wirklich hilfreich, liefert schnelle und unkomplizierte Antworten für jede noch so individuelle Situation oder Problem.
Nach der Registrierung (die nur mit Partner oder Partnerin funktioniert) werden Schwerpunkte für die „App-Therapie“ festgelegt, also: Wo liegt der Fokus oder auch das Hauptproblem der Beziehung? Zur Auswahl stehen: Sex, Kommunikation, tiefergehendes Verständnis und Empathie, Vertrauensaufbau oder Strategien der Beziehungsführung. Doch Erfolge werden nur versprochen, wenn Sie willens sind, in die Zukunft Ihrer Beziehung zu investieren und dafür im ersten Schritt einige Minuten pro Woche daran zu arbeiten – den roten Faden dafür liefert Couply. Wir haben uns beim Test für Couply entschieden, es gibt jedoch auch weitere Apps für Paare wie Paired, Recoupling, myndpaar und viele weitere.
Quizze, Spiele, Fragen und AI-Paartherapie
Fähigkeiten, die eine gute Beziehung ausmachen, wie Kommunikation, Vertrauen oder Intimität, werden in Form von Spielen, Fragen und Quizzen ausgelotet und in Ihrer Beziehung zum Thema gemacht. Dabei kann der Fokus je nach persönlichen Problemen oder Herausforderungen, die aktuell in der Beziehung vorherrschen, selbst ausgewählt werden. Und die Auswahl ist groß. So gibt es Frage-Antwort-Spiele zu unterschiedlichsten Themen wie: Haushalt, Vorlieben im Bett, in der Küche oder auf Reisen, Humor, Grenzen, Konfliktlösung, Erwartungen, Familie, Eheverträge oder die Vorstellung von der gemeinsamen Zeit im Ruhestand sowie Nischenthemen wie Leben mit ADHS.
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Ehrliche Antworten sind gefragt
Neben den vielen Quizzen werden täglich sogenannte Check-ins abgefragt. Sie bieten die Möglichkeit, Stimmungen zu spiegeln – ohne direkte Konfrontation oder gleich hitzige Diskussionen im Bett oder am Küchentisch auszulösen. Denn die App bietet genügend Abstand für beide Partner, um Reaktionen zu analysieren, zu überdenken und im schlimmsten Fall emotional nicht überzureagieren. Jeder beantwortet oder füllt die Quizze alleine aus und erhält die Reaktion des Partners erst, wenn dieser sie bearbeitet und somit freigibt. Danach werden Bewertungen von der App generiert, die Übereinstimmungen oder auch Unterschiede in der Partnerschaft aufzeigen. Eine Grundlage für ehrliche Gespräche. Denn: Laut Statistik zählen neben Fremdgehen als größtes No-Go, mangelnde Ehrlichkeit, Geheimnisse und fehlende Kommunikation zu den häufigsten Trennungsgründen.
Die Quizze, Spiele und Fragen aus der App werden mit ausgewählten Expertenstimmen in Form von Artikeln, Statistiken, Studien und wissenschaftlichen Informationen sowie Umfragen und Auswertungen begleitet. Interessante Randnotiz: Laut Studienergebnissen haben und wollen Frauen anscheinend häufiger Sex, wenn der Partner vorher seine Aufgaben im Haushalt gewissenhaft erfüllt. Also: Was in der Küche und im Waschraum passiert, spiegelt sich auch im Schlafzimmer wider. Auch wenn das erstmal unsexy klingt. Aber eine gleichberechtigte Aufteilung im Haushalt ebnet den Weg für ein besseres Sexleben …
Zudem hat Couply eine weltweite Community (bislang 400.000 Paare), die in der App verlinkt ist, um Erfahrungen zu tauschen, andere Meinungen und Sichtweisen zu lesen und damit wertvolle Inspiration und Ideen für die eigene Beziehung zu erhalten.
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Mit AI zur gesunden Beziehung
Ein besonderes Augenmerk will ich auf den AI-Coach legen. Denn Paartherapie kann so viel leisten und Lösungsansätze für Probleme liefern. Doch nicht jeder hat Zugang zu professioneller Therapie. Denn: Wirklich gute Therapeuten sind schwer zu finden. Zudem ist sicherlich auch nicht jeder offen für therapeutische Hilfe, die oft noch mit Scham oder anderen Stigmen bestückt ist – oder man denkt: Das habe ich noch lange nicht nötig. Für all diese Situation ist der AI-Coach von Couply ein Segen. Ohne Druck, ohne Scham können Sie hier Ihre Probleme oder Sorgen loswerden und erhalten wirklich gute Tipps, Möglichkeiten und alternative Denkanstöße, um Ihre Beziehung zu verbessern und zu vertiefen. Zudem hat der AI-Coach tatsächliche Date-Ideen, um ein zehnjähriges Jubiläum zu feiern, ein gemeinsames Hobby zu finden oder mehr Paarzeit freizuschaufeln.
Meine Erfahrung mit der Couply-App
Die App verspricht nicht mehr als fünf Minuten täglich in Anspruch zu nehmen, um bessere Beziehungen zu schaffen. Für den initialen Start von Couply auf dem Smartphone stimmt das wohl nicht ganz. Denn bis ich alle Fragen beantwortet habe, ist schon über eine Stunde vergangen. Mit ein Grund dafür: Ich kann die Fragen nicht auf Anhieb, ohne etwas zu grübeln, beantworten. Und das passiert sicher vielen Menschen, vor allem in langjährigen Beziehungen, die nicht ständig mit ihrem Partner beschäftigt sind. Aber genau das ist der positive Aspekt von Couply. Die App hat mich „gezwungen“ meine Beziehung zu beobachten, einzuschätzen und auch wertzuschätzen.
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Die vielen Fragen, wie zum Beispiel „Was möchtest du mit deinem Partner erleben, was ihr noch nie zuvor gemacht habt?“, regen zum Nachdenken an und rufen eigene Wünsche und Bedürfnisse auf. Dabei werden auch Erinnerungen an die Anfangsphase meiner Beziehung geweckt, als ich neugierig auf meinen neuen Partner war und ganz viele Fragen gestellt habe. Und manchmal vergisst man, dass sich Menschen und Beziehungen über die Jahre weiterentwickeln und Antworten auf gleiche Fragen sich im Laufe der Zeit ändern – und ja, auch die Vorlieben im Bett. Daran hat mich Couply erinnert: Fragen und ehrliche Antworten sind elementar.
Kommunikation ist enorm wichtig
Selbst bei gut funktionierenden Beziehungen gibt es Themen, die sich nicht leicht ansprechen lassen, wie etwa unerfüllte Wünsche im Bett oder andere Bereiche in der Beziehung, die das Selbstbewusstsein ankratzen. Couply hilft im ersten Schritt, diese Themen spielerisch auszuloten. Denn im Alltag fehlt meist der passende Moment oder die richtige Situation, um schwierige Themen einzuführen. Mit einem Quiz oder einer Frage in der App fällt der Einstieg auf jeden Fall leichter. Auch das Aufschreiben an sich und das Aussprechen von Problemen oder schwierigen Themen hat eine klärende Wirkung und stärkt die Kommunikation und auf Dauer auch die Beziehung.
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Was mir an Couply am besten gefällt – und was nicht
Couply ist eine verspielte App, die Beziehungen mit Qualitäten wie Vertrauen, Kommunikation, Leidenschaft, Wertschätzung und Sex ganzheitlich und nachhaltig stärken will. Ob das langfristig klappt, kann ich nicht sagen. Aber nach vier Wochen im täglichen Gebrauch macht die App auf jeden Fall noch Spaß und zettelt immer wieder neue Gespräche an, entfacht alte und neue Wünsche und bringt jede Menge Erkenntnisse. Nachdem beide Partner Fragen beantwortet und Quizze gespielt haben, wertet Couply die Ergebnisse hinsichtlich Kompatibilität aus. Dabei werden zuerst immer die positiven Überschneidungen betont, bevor Optimierungsvorschläge genannt oder mögliche Konflikte für die Zukunft beschrieben werden. Der Fokus wird dadurch auf die bereits bestehende Verbindung, auf Vertrauen und Selbstbewusstsein in der Beziehung gelenkt – ohne die Probleme und Baustellen in den Vordergrund zu stellen. Das finde ich super positiv und motivierend.
Ein weiteres Plus ist der Kalender für gemeinsame Dates. Das Besondere daran ist, dass hier keine anderen Termine aus dem Job, Schulleben der Kinder oder anderen Verabredungen Platz haben, sondern romantische Verabredungen im Vordergrund stehen. Dazu kommt die Hilfe von AI für Date-Ideen und dem nächsten sexy Rendezvous steht hoffentlich nichts mehr im Weg.
Auch die Benutzerfreundlichkeit und das Design der App finde ich sehr ansprechend. Hier gibt es meiner Meinung nach nichts Negatives zu bemerken. Besonders positiv hervorzuheben ist die Synchronisation mit dem Partner, die reibungslos funktioniert. So können beide Partner gemeinsam und synchron an den verschiedenen Übungen und Aufgaben arbeiten, was sicherlich zur Effektivität des Programms beiträgt.
Ein kleines Manko
In erster Linie hilft Couply gesunde Beziehung aufrechtzuerhalten und zu stärken. Für eine tatsächliche Ehekrise bietet die App vielleicht gute Unterstützung in Begleitung einer professionellen Paartherapie. Das klappt aber alles nur, wenn beide Partner die Krise wirklich überleben und an ihrer Beziehung arbeiten wollen.
Zudem könnte der Preis für das Premium-Abonnement, der bei 80 Euro im Jahr liegt, tatsächlich als etwas hoch empfunden werden. Zwar gibt es auch eine kostenlose Version, aber in dieser sind viele Quizze, Spiele und andere Funktionen nicht freigeschaltet, was den Nutzen erheblich einschränken kann. Wenn man jedoch den Preis von 80 Euro mit den Kosten einer echten Paartherapie vergleicht, erscheint er wiederum relativ günstig. Eine professionelle Therapie kann schnell mehrere Hundert Euro kosten, sodass das Abonnement eine kosteneffiziente Alternative darstellen könnte.