5. Juli 2018, 13:10 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Im Norden immer wieder was Neues! Nachdem sich alle Welt mit dem dänischen Wohlfühlbegriff „Hygge“ angefreundet hatte, sind die Finnen schon lange vollkommen „Kalsarikänni“ drauf. Was hinter dem Trend steckt?
Damit auch Nicht-Finnen verstehen, was gemeint ist, wird „Kalsarikänni“ angelsächsisch mit „Päntsdrunk“ übersetzt. Und tatsächlich sagt das schon das Wesentliche über diesen Lifestyle-Trend aus: Es geht um „pants“ (bequeme Kleidung) und „drunk“ (angetrunken sein). In Wohlfühl-Klamotten (bzw. Unterwäsche) zu Hause abhängen, ein Bierchen oder Weinchen in der Hand als Inbegriff des Wohlgefühls – „Kalsarikänni“ ist schlicht das Gegenteil von Sich-schick-machen und ausgehen, obwohl einem womöglich gar nicht danach ist.
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Aus „Hygge“ wird jetzt „Päntsdrunk“
Das Glücksrezept der Dänen bestand im Jahr 2017 aus Gemütlichkeit, Harmonie, Wohlbefinden und sorgte als „Hygge“ weit über die Landesgrenzen hinaus für Schlagzeilen. Man kuschelte sich in gemütliche Decken, zündete Kerzen an und suchte sich einen Rückzugsort, um die turbulente Weltlage mit warmen Erdtönen an der Zimmerwand und Bio-Keksen auf dem Holztisch zu vergessen. Skeptiker nannten das auch Verdrängung und Sich-Abschotten, nicht alle konnten dem dänischen Lebensgefühl ausschließlich Positives abgewinnen. Das finnische Pendant dürfte ähnliche Kritik provozieren, denn auch hier geht es darum, sich in den eigenen vier Wänden gehen zu lassen, am besten gleich in Unterwäsche. Ausgedehnten Alkoholkonsum allein auf der Couch als Idealzustand zu manifestieren, erscheint uns tatsächlich mehr als fragwürdig – die Schwelle zur völligen Antriebslosigkeit bis hin zur Depression scheint fließend. Tatsächlich sollte man den Trend „Päntsdrunk“ mit einer gehörigen Portion Ironie auslegen und die Bierflasche einfach gegen einen gesunden Smoothie austauschen.
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Leben Sie auch schon „Hygge“?

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Laut Statistics Finland gehört Finnland zu den weltweit stabilsten, freiesten und sichersten Ländern der Welt, in jeder PISA -Studie sind die Schüler aus dem hohen Norden die einzigen Europäer, die einen Spitzenplatz unter den ersten vier belegen. Weil sie so entspannt zu Hause in Joggingbuxe chillen? Um das Phänomen „Kalsarikänni“ den Massen schmackhaft zu machen, hat der Journalist Miska Rantanen (51) ein Buch geschrieben, das auf dem Cover bereits alles erklärt: „Der finnische Weg zur Entspannung. (Zuhause trinken, allein, in Unterwäsche)“. Der Winter kann kommen – und wir dann guten Gewissens zu Haus bleiben. Das geht auch ohne Alkohol, soviel ist sicher.