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Erfahrung

Dating-Apps für Freunde – auf der virtuellen Suche nach der besten Freundin

Freundinnen beim Quatsch machen und Porträt der Autorin Carmen Dörfler
Freundinnen sind ein schöner und wichtiger Teil unseres Lebens. Doch kann man auch über Dating-Apps die beste Freundin finden? Unsere Redakteurin verrät es Foto: Collage STYLEBOOK / Foto Getty Images
Carmen Dörfler
Redakteurin STYLEBOOK

11. November 2022, 18:32 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Dating-Apps sind seit einigen Jahren eine zuverlässige Möglichkeit, Partner fürs Leben (oder die Nacht) zu finden. Doch auch beste Freunde und Freundinnen sollen so zusammenfinden. Funktioniert das? Unsere Redakteurin hat den Test gemacht. Bei STYLEBOOK erzählt sie von ihren Erfahrungen mit Dating-Apps für Freunde und verrät ihre Tipps, wie es mit der neuen potentiellen besten Freundin klappen kann.

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Ich lerne schon immer gerne neue Menschen kennen und tue mir auch eigentlich nicht schwer damit: im Kindergarten beim Schaukeln, im Urlaub beim Buddeln am Strand, über die Schule oder beim Feiern. Man war immer in derselben Bar, hat sich gut unterhalten und sich am nächsten Wochenende sowieso wieder dort gesehen. Doch etwas „Ernstes“, im Sinne von mal außerhalb der Kneipe treffen, ist es mit neuen Bekanntschaften eigentlich nie geworden. Und das ist auch ok, doch nach meinem Umzug nach Berlin wollte ich mir einen Freundeskreis aufbauen. Schließlich kann mein Freund nicht meine gesamte soziale Energie auffangen. Das soll er auch gar nicht, denn ein stabiler Freundeskreis ist wichtig. Funktionierende soziale Beziehungen machen zufriedener und ausgeglichener. Sie können laut Studien sogar das Risiko für Depressionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken! Und das alles während man gemütlich beisammen sitzt und Kaffee trinkt? Perfekt!

Dating-Apps für Freunde? Das erste Gefühl ist Skepsis

Es musste also eine neue Möglichkeit her, Freundinnen zu finden. Im Gespräch mit meiner besten Freundin, die ich übrigens seit rund 20 Jahren aus Schulzeiten kenne, meinte sie: „Versuch doch eine Dating-App!“ Ziemlich irritiert blickte ich sie an. Was sollte ich bei einer Dating-App? Ich wollte Freundinnen, keinen Freund. Als sie mir dann erklärte, dass es auch Dating-Apps für Freunde gibt, habe ich noch etwas zögerlich eine davon heruntergeladen. Nach wie vor skeptisch habe ich mein Profil erstellt. Die App hilft einem dabei mit vorgefertigten Fragen, deren Antworten sich potentielle Interessentinnen dann durchlesen können. So musste ich mir keinen Über mich-Text ausdenken, sondern konnte meinen perfekten Sonntag erklären, womit die Welt besser wäre (mit mehr Kommunikation, Lachen und 80ies/90ies-Songs übrigens) und warum ich hier bin. Ein paar Fotos hochgeladen, auf denen ich mich einigermaßen sympathisch finde und da waren sie …

Ganze Massen an potentiellen Freundinnen! Nach rechts geswipt und damit ausgewählt, habe ich nur die, die Fotos und Text im Profil haben und mir sympathisch waren. Gefällt mir, gefällt mir, könnte mir gefallen. Zack, schon ein Match! „Das war ja leicht“, denke ich. Doch es gibt einen Haken: Denn die App lässt einem nur 24 Stunden Zeit, eine Nachricht zu schreiben. Passiert das nicht, wird das Match wieder aufgelöst. „Also gut, dann gleich Nägeln mit Köpfen“, denke ich mir und schreibe. Da das mein Beruf ist und ich ein offener Mensch bin, fällt es mir nicht schwer, auf andere zuzugehen, auch virtuell. Dennoch ist ein bisschen Aufregung mit dabei. Kommt das gut an? Ist mein Text zu lang, zu kurz? Mein Tipp: Ich gehe immer auf etwas ein, das mir am Profil der anderen Person positiv aufgefallen ist. So ist klar, dass ich mir das Profil angeschaut habe und es ist gleich ein Gesprächsthema gefunden.

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Freunde über Dating-Apps zu finden, setzt Offenheit voraus

Trotzdem bekomme ich natürlich nicht von allen eine Antwort. Aber mal ehrlich, 24 Stunden Zeit zum Antworten sind auch sehr kurz. Doch mit etwa acht Mädels schreibe ich hin und her, mit vier tausche ich Nummern aus und plane ein Treffen. Gerade antworte ich auf dem Sofa liegend einer potentiellen neuen Freundin, da klingelt mein Handy. Eine andere der Chat-Partnerinnen ruft mich an. Einfach so. Abends um 21.30 Uhr. Ohne Vorwarnung. Für alle, die meine Empörung nicht nachvollziehen können: Ich gehöre zur Generation der Millenials, viele von uns hassen Telefonieren. Mutig wie ich bin, drücke ich dennoch den Annehmen-Button und habe auf einmal eine Stimme zum Profil, die mir so einiges über sich erzählt, auch wenn ich nicht danach gefragt habe. Rund 90 Minuten später lege ich auf. „Ok, Carmen, du wolltest offen sein und neue Leute kennen lernen, also sei offen“, sagte ich mir. Bis zum geplanten Treffen mit ihr waren es noch vier Tage. Und auch die waren gefüllt von Sprachnachrichten und Guten-Morgen-Texten. Nett, denke ich. Hätte es sich um eine normale Dating-App gehandelt, hätte man allerdings beinahe von Lovebombing sprechen können.

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Positives Denken hilft. Ehrlichkeit auch.

Zum Date bin ich trotzdem gegangen. Lunch beim Italiener. Das erste Aufeinandertreffen. Nach einer etwas zögerlichen Begrüßung gehen wir in das Restaurant. Die Location ist schön, die Inhaber aufmerksam und freundlich, das Essen fantastisch. Alles perfekt. Außer meine Begleitung. Denn leider wird mir schnell klar, dass wir so gar nicht zusammenpassen. Sie schimpft über die Stadt, die Menschen, Kinder, Hunde, meine Jacke. Als sie sich dann auch noch über eine ältere Dame lustig macht, habe ich das Gefühl bei der versteckten Kamera zu sein. Als ich nach einer eher förmlichen Verabschiedung wieder in der U-Bahn sitze, muss ich lachen. Hätte ich auf mein Bauchgefühl gehört, hätte ich mir das Treffen sparen können. Aber worüber würde ich dann jetzt schreiben? Ich war mir ziemlich sicher, dass wir beide dasselbe Gefühl hatten und diese potentielle Freundschaft keine wird. Jedoch habe wohl nur ich das so gesehen. Denn keine zehn Minuten später kam eine Nachricht von ihr, in der sie sich für das schöne Essen bedankt. Ich bin irritiert und überlege, wie ich nun höflich sagen kann, dass es ich es leider weniger schön fand.

Nun kommt der Punkt, für den ich mich ehrlich schäme: Ich habe drei Tage gebraucht, um mich zu melden. Tatsächlich war ich zuerst nicht sicher, was ich sagen sollte, habe es dann vergessen (oder verdrängt) bis wieder eine sehr lange Sprachnachricht von ihr kam. Daraufhin entschuldigte ich mich erst einmal für die Wartezeit und antwortete ihr, dass ich leider nicht denke, dass wir als Freundinnen zusammenpassen und ich ihr alles Gute für die weitere Suche wünsche. Freundlich, aber bestimmt und ohne Groll. Ihre Antwort: „Sehe ich auch so.“ Das Gefühl, dass sie das auch so sieht, hatte ich jedoch nicht. Ein komisches Gefühl. Als hätte ich per SMS Schluss gemacht. Die Schattenseiten der Dating-Apps, auch bei Freunden. Und wenig motivierend für die weiteren BFF-Dates.

Doch hier können auch wahre Highlights dabei sein

Doch das nächste stand schon fest. Kaffee und Spaziergang im Park. Keine Anrufe vorher. Gutes Zeichen. Und tatsächlich: Wir haben uns am Busbahnhof getroffen, uns zur Begrüßung umarmt und als wir 20 Fußminuten später auf der Parkbank saßen, hatten wir beide das Gefühl, uns schon länger zu kennen. Von dem geplanten Spaziergang um 14 Uhr war ich gegen 20 Uhr wieder zurück. Glücklich, lachend und mit einem guten Gefühl. Das habe ich bis heute behalten, denn hier hat es geklappt und wir sehen uns nach wie vor regelmäßig oder telefonieren – sofern das vorher abgesprochen oder nötig ist natürlich.

Selbst wenn etwas dazwischen kommt, zweite Chancen können sich lohnen

Und auch die nächsten beiden Kennenlerntreffen machten Spaß. Einmal zum Brunch, einmal zum Spaziergang um den See. Bei letzterem ist das Wetter am verabredeten Tag grau und nass. Ich fahre trotzdem zum verabredeten Treffpunkt. Und komme erst da auf die Idee, noch einmal die Nachrichten zu checken, ob es beim geplanten Treffen bleibt. Das tat es nicht, ihr kam etwas dazwischen. Hmpf. Ist das eine Ausrede? Wer weiß. Ich war schon mal da, also lief ich durch den Wald und gönnte mir anschließend ein Mittagessen in der nahegelegenen Gaststätte, in der ich mich am offenen Feuer aufwärmen konnte. Gar nicht so schlecht, dachte ich und blieb guter Dinge, dass wir ein Treffen noch hinbekommen. Und das taten wir! Wir waren zwei Stunden mit meinem Hund unterwegs und haben uns so gut unterhalten, als würden wir uns schon ewig kennen. Bei den folgenden Treffen mit beiden ist die Stimmung gut, es macht Spaß.

Nun habe ich seit einer Weile nichts mehr von ihnen gehört. Doch das ist ok, denn auch mir ist das Leben dazwischengekommen. Dennoch werde ich die nächsten Tage einfach wieder eine Nachricht schreiben und sehen, was sich ergibt, denn mit beiden hatte ich ein gutes Gefühl. Doch selbst wenn sie das nicht hatten und mich im Ernstfall lieber ghosten, werde ich eben die App mal wieder öffnen und nach neuen Freundinnen suchen. Vielleicht ist irgendwann ja die Eine dabei.

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Meine Tipps, um mit Dating-Apps Freunde zu finden

  • Nutzen Sie Ihr Profil. Schreiben Sie etwas über sich, geben Sie Hobbies preis. Wenn Sie Dinge angeben, die Ihnen wichtig sind, ist die Chance höher, jemanden zu finden, der dieselben Interessen hat.
  • Offen sein. Gehen Sie offen auf diejenigen zu, die Ihnen sympathisch sind. Was haben Sie zu verlieren?
  • Checken Sie vorab, ob ein geplantes Treffen noch steht. Idealerweise bevor Sie sich auf den Weg machen.
  • Nicht übertreiben. Wie beim Start einer regulären Beziehung möchte man viel Zeit mit dem Gegenüber verbringen. Doch ständige Nachrichten oder Anrufe können schnell falsch verstanden werden. Sie haben Ihr Leben, um das Sie sich kümmern müssen, das haben die anderen auch.
  • Ehrlich sein. Nehmen Sie sich kein Beispiel an mir. Warten Sie nicht zu lange und seien Sie ehrlich, wenn es nicht passt. Das Gefühl, die andere Person verletzt zu haben, wird nur schlimmer, wenn Sie es hinauszögern.
  • Spaß haben. Denn darum geht es letztlich. Selbst wenn es nicht die erhoffte Freundschaft wird, haben Sie hoffentlich ein paar schöne Erlebnisse!
Themen Dating
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