27. März 2024, 18:01 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Der Kleiderschrank platzt aus allen Nähten und trotzdem stehen Sie morgens wieder vor dem Spiegel und suchen verzweifelt nach einem passenden Outfit. Eine Hose nach der anderen landet auf dem Stapel neben dem Wäschekorb, während der Haufen auf dem Boden mit ungeeigneten Oberteilen ebenfalls immer größer wird. Zu bunt, zu kurz, zu langweilig – von der eigenen Kleidung möchte auf einmal nichts mehr so richtig gut aussehen. Und nachdem Sie sich 15 Minuten später doch wieder für das allererste Outfit entscheiden, was Sie anprobiert haben, stellen Sie frustriert fest: „Ich habe nichts zum Anziehen!“
Situationen wie diese kennt wohl jeder. Und obwohl uns rational betrachtet natürlich bewusst ist, dass wir sehr wohl (mehr als) genug Kleidung im Schrank haben, kommen wir nicht darum herum zu denken, dass der Inhalt einfach nicht ausreicht. Doch wie entsteht dieses Gefühl überhaupt? Modedesigner Michael Kors scheint nun die Antwort dafür zu haben. Worum es geht und was Ihr Kleiderschrank mit Ihrem Abendessen zu tun haben könnte, lesen Sie im STYLEBOOK-Artikel.
Michael Kors verrät, warum man nicht direkt zum Dessert greifen sollte
Laut Modedesigner Michael Kors ist die Sache eigentlich ziemlich simpel, wie der 64-Jährige auf der Plattform X teilte. Demnach sei der Kleiderschrank wie eine Mahlzeit bestehend aus mehreren Gängen zu betrachten: „70 Prozent des Kleiderschranks sollten den Hauptgang darstellen, 30 Prozent den Nachtisch.“ Mit dem Hauptgang sind dabei altbewährte Basics gemeint. Gut sitzende Jeans und Stoffhosen, schön geschnittene Blusen, zeitlose Jacken, Blazer und Schuhe. Zu achten ist dabei auf neutrale Farben und hochwertige Stoffe, so hat man nämlich möglichst lange etwas von seiner Kleidung und kann sie vielseitig kombinieren.
Das erklärt jedoch noch nicht das altbekannte Gefühl, nichts zum Anziehen zu haben. Das wiederum hängt laut Michael Kors nämlich damit zusammen, dass viele Leute beim Shoppen den Hauptgang links liegen lassen und direkt zum Nachtisch übergehen. Beim Nachtisch handelt es sich nämlich um unsere heißgeliebten Highlight-Pieces im Kleiderschrank. Schicke Ausgehtops, bunte Muster, auffällige Details und vielleicht sogar das ein oder andere Abendkleid. Kleidung, die uns nur beim Angucken schon glücklich stimmt – für den Alltag aber eher ungeeignet ist oder sich schlicht und einfach nicht mit vielem kombinieren lässt. Der Nachtisch sollte deshalb nur einen kleinen Teil des Kleidungs-Menüs ausmachen – praktisch die Kirsche auf der Sahnehaube sein, während der Hauptgang essenziell für das Outfit ist.
Laut Michael Kors werden oftmals zu schnell zu viele Teile gekauft, die trendy sind, also im Moment den Zahn der Zeit treffen. Allerdings hat man sich an ebendiesen Pieces schnell sattgesehen. Deshalb sei es nicht verwunderlich, dass sich das trügerische Gefühl einschleicht, man habe nichts zum Anziehen. Die Wahrheit ist: Sie haben vielleicht einfach nicht die richtige Kleidung.
Reizüberflutung Social Media
Mit der Essens-Metapher trifft Designer Michael Kors zwar voll ins Schwarze, allerdings ist das nicht der einzige Grund, weshalb wir uns manchmal so fühlen, als hätten wir absolut nichts anzuziehen. Gerade im digitalen Zeitalter werden wir täglich mit den neuesten Trends und den neuesten Kollektionen unserer Lieblingsdesigner konfrontiert. Social Media trägt dazu einen großen Teil bei. Besonders visuelle Plattformen wie Instagram oder TikTok versorgen uns oftmals mit mehr Eindrücken, als wir eigentlich aufnehmen können. Es entsteht ein Bedürfnis, ständig mit den neusten Trends mithalten zu müssen.
Jedoch gibt es mittlerweile so viele davon, dass es schwierig sein kann, up to date zu bleiben. Und hat man sich endlich mit den aktuellsten It-Pieces eingedeckt, kommt auch schon der nächste Trend um die Ecke, der bedient werden möchte. Das Ergebnis sind Kleidungsstücke, die einst trendy waren und nun im Kleiderschrank in Vergessenheit geraten. Um nicht den Überblick zu verlieren, sollten Sie deshalb lieber auf zeitlose Teile setzen. Das bedeutet nicht, dass man sich nicht auch das ein oder andere Trend-Piece zulegen darf, doch wählen Sie diese mit Bedacht aus. Kaufen Sie ein Kleidungsstück also nur, wenn es Ihnen auch als solches gefällt und nicht nur, weil es gerade im Trend ist – so können Sie sicherstellen, dass Sie das Piece auch tragen, wenn seine Hochphase am Modehimmel bereits vorbei ist.
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Fast-Fashion im Überfluss
Ein enger Zusammenhang mit der Schnelllebigkeit von Trends besteht zur Fast-Fashion-Industrie. Denn nicht nur wir, auch die großen Fast-Fashion-Brands wollen mit den aktuellsten Trends mithalten und passen ihr Angebot entsprechend an. Nicht selten leidet die Qualität darunter. Farben waschen sich aus, Nähte reißen und so ist es kein Wunder, dass das Kleidungsstück in Vergessenheit gerät. Wenn wir ständig nur darauf bedacht sind, auch jedem noch so kleinen Mikro-Trend zu folgen, leidet außerdem die Individualität darunter. Schließlich wollen Designer wie Michael Kors und Co. sich mit ihrer Mode selbst ausdrücken. Dieser Aspekt geht logischerweise verloren, wenn wir alle denn immer gleichen Trends einkaufen.
Besser ist es also, auf kleine Trend-Highlights, oder wie Michael Kors sagen würde, Nachtisch, zu setzen, den Kleiderschrank aber hauptsächlich mit qualitativ hochwertigen Basics zu füllen. Eine sogenannte „Capsule Wardrobe“, also eine Garderobe bestehend aus wenigen, neutralen Pieces kann helfen. Auf diese Weise stellen Sie sich einen Kleiderschrank zusammen, mit dessen Inhalt Sie unzählige Kombinationsmöglichkeiten vereinen. So finden Sie garantiert jeden Tag etwas zum Anziehen!