21. Mai 2020, 4:31 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Depots, Sparpläne, Fonds – unsere Autorin erzählt, wie sie das Thema Finanzen für sich entdeckte und die Angst davor schwand – trotz aller Vorurteile und Barrieren.
Noch vor einem Jahr waren Begriffe wie Depot, ETFs und Futures absolute Fremdwörter für mich, die Börse ein seltsamer Ort voller testosterongesteuerter und geldgieriger Männer und gespart habe ich höchstens mal das Geld von Oma zum Geburtstag. Dabei lag mir mein Mann in den Ohren, dass ich endlich mal einen Sparplan anlegen und für meine Zukunft vorsorgen solle. Zwar schätze ich mich selbst als unabhängig ein und möchte das auch bleiben, dennoch beschäftigte ich mich nie intensiver mit dem Thema und ließ die (finanziellen) Dinge einfach laufen.
Ich habe kein Geld zum Sparen
Mein Argument war stets, nicht genug Geld zu haben, um mit dem Sparen anzufangen. Als Studentin in einer teuren Stadt und kleinen Tätigkeiten nebenher bleibt am Ende nicht viel übrig und das dann auch noch irgendwo anzulegen, schien mir wenig sinnvoll. Dass die Inflation mein Gespartes kontinuierlich verringert, war mir nicht bewusst, vorrangig war da die Angst vor dem Unbekannten. Vor einer Thematik, die sich irgendwie kompliziert und unangenehm anfühlte. Und zu groß der Respekt vor einer von Männern dominierten Branche, in der eine Frau wie ich irgendwie keinen Platz zu haben schien.
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Die Angst vor der Altersarmut
Irgendwann las ich einen eindringlichen Bericht über die Themen Altersarmut bei Frauen und Gender-Pay-Gap und war geschockt: Frauen bekommen im Durchschnitt nur halb so viel aus der gesetzlichen Rentenversicherung wie Männer, dank meiner Berufswahl werde ich sowieso nie am oberen Ende der Gehaltsklasse stehen und als Frau wird mein Gehalt dann vermutlich on Top noch geschmälert. Wie soll ich da im Alter über die Runden kommen? Auch wenn ich verheiratet bin und mein Mann einen sicheren und gut bezahlten Job hat, möchte ich selbstverständlich finanziell unabhängig sein und auf eigenen Beinen stehen. Das hat letztendlich weniger etwas mit Feminismus zu tun als mit purer Selbstachtung.
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Von Frauen für Frauen
Also fing ich an, zu recherchieren, wie ich schon als Studentin Geld sparen und anlegen kann. Mein Mann empfahl mir verschiedene Podcasts und Börsen-Gurus, aber damit konnte ich nichts anfangen. Zu viel Fachchinesisch, konkrete Handlungsempfehlungen, die ich nicht nachvollziehen konnte, und das Versprechen großer Gewinne, wenn ich „noch heute“ einsteige. Ich brauchte eine Basis, einen Startpunkt, von dem aus ich mich mehr mit der Thematik beschäftigen konnte und das am Besten noch aus der Sicht einer Frau, der es eben nicht nur um den schnellen Gewinn, sondern in erster Linie um ein stabiles Sicherheitspolster geht, damit die finanzielle Freiheit gesichert ist. Hatte ich zu Beginn erwartet, dass auch hier der Markt schon längst überfüllt sein müsste, war es am Ende gar nicht so einfach, Frauen zu finden, die sich intensiv mit dem Thema beschäftigen und dann auch noch ihr Wissen teilen. Aber ich wurde fündig und fand verschiedene, gute Podcasts und Blogs zum Thema, unter anderem Madame Moneypenny und einen Blog und Podcast von Natascha Wegelin – von Frauen für Frauen.
Ich habe doch Geld zum Sparen
Dann machte es Klick: Ich brauche keine Hunderte von Euro im Monat, um mit dem Sparen zu beginnen, tatsächlich liegt die Untergrenze bei 25 Euro und diese Summe konnte sogar ich im Monat aufbringen. Das Zauberwort heißt Zinseszins – auch das vorher ein Fremdwort für mich. Wenn man Geld irgendwo anlegt – in einem Fond oder auf einem Tagesgeldkonto –, dann bekommt man dafür regelmäßig Zinsen, die auf das Angesparte oben drauf kommen und darauf bekommt man dann wieder Zinsen. Mit einem Zinseszins-Rechner checkte ich meine Sparrate für die nächsten 30 Jahre und fiel wirklich aus allen Wolken, wie viel ich trotz der geringen Ausgangssumme pro Monat über die Jahre ansparen kann.
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Mut zur eigenen finanziellen Freiheit
Durch meine Recherche und dank diverser Finanz-Blogs extra für Frauen stellte ich fest, dass ich vor dem Thema keine Angst haben muss. Dass es Anlagestrategien mit minimalen Risiko gibt und dass risikoreiche Aktien nur ein kleiner Teil davon sind. Hat man einmal den Mut gefasst, sich mit der Materie zu beschäftigen, wird einem schnell klar, dass die Finanzwelt gar nicht so kompliziert ist wie gedacht und dass auch hier ganz unterschiedliche Bereiche und Interessen abgedeckt werden, sei es Nachhaltigkeit, die eigene Freiheit oder der Fakt, für Familie und Kinder vorsorgen zu wollen. Mein nächstes Ziel ist jetzt, in die Beauty-Branche zu investieren. Denn warum nicht vom Gewinn profitieren, den ich durch meine regelmäßigen Make-up-Einkäufe mit vorantreibe?