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Gaslighting – was steckt hinter der emotionalen Manipulation?

Beim Gaslighting wird ein Partner emotional manipuliert
Beim Gaslighting wird ein Partner emotional manipuliert Foto: Getty Images

3. August 2022, 7:04 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Gaslighting bringt Betroffene im wahrsten Sinne des Wortes um den Verstand. Täter können im Privaten oder im Berufsleben auftreten, oftmals stellen sie alles infrage, was man sagt. Eine Psychologin erklärt, was das mit Betroffenen macht, wie man diese Form der Manipulation erkennt und wie man sich dagegen wehrt

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Ob im Internet oder in Fernsehserien wie „Gaslit“ mit Julia Roberts und Sean Penn – der Begriff „Gaslighting“ taucht häufig auf, wenn es um die Themen „Manipulation“ und „toxische Beziehung“ geht. „Beim Gaslighting unterstellt einem jemand, dass etwas mit der eigenen Wahrnehmung nicht stimmt“, erklärt die Diplom-Psychologin Sandra Jankowski. „Das kann zunächst etwas ganz Harmloses sein. Der Andere behauptet zum Beispiel, dass ich den Wetterbericht im Radio oder Fernsehen falsch verstanden habe – obwohl dem gar nicht so ist.“ Doch bei diesen Kleinigkeiten bleibt es oft nicht. „Gaslighting bestimmt irgendwann den ganzen Alltag. Jede Kleinigkeit, die man sagt oder denkt, wird infrage gestellt“, so Jankowski weiter.

Dabei kann Gaslighting Betroffene nicht nur in Beziehungen, sondern auch in einem Job treffen, wenn ein Kollege oder Vorgesetzter es auf einen abgesehen hat und versucht, durch gezielte Falschbehauptungen zu verunsichern.

Wann tritt Gaslighting auf?

Ziel von Gaslighting ist es, das Selbstvertrauen der Betroffenen Schritt für Schritt zu zerstören. Am Ende zweifeln viele zunehmend an ihren eigenen Fähigkeiten und sind nicht mehr arbeitsfähig. „Häufiger als im Job spielt sich Gaslighting aber innerhalb einer Beziehung ab“, betont die Psychologin. „Gaslighting ist nämlich meistens nur dann erfolgreich, wenn das Opfer ausreichend von anderen isoliert ist und so die Manipulation nicht hinterfragen kann.“

Manche setzen Gaslighting ganz gezielt ein. „Sie haben einfach Spaß an Machtspielchen und fühlen sich dadurch überlegener“, so Jankowski. „Es gibt aber auch Personen, die gar nicht merken, dass sie den Anderen manipulieren und was sie damit anrichten. Ihre Eltern sind vielleicht auch so mit ihnen umgegangen. Sie kennen es also gar nicht anders und verhalten sich genauso.“

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Auswirkungen der emotionalen Manipulation

Gaslighting kann schwere Folgen für die Betroffenen haben. Nicht umsonst spricht man bei dieser Form der Manipulation auch von psychischem Missbrauch. „Das Opfer weiß irgendwann nicht mehr, was richtig oder falsch ist und vertraut sich selbst nicht mehr“, erklärt Sandra Jankowski. „Das Selbstbewusstsein sinkt. Man ist zunehmend verwirrt und beginnt, an sich und seinem Verstand zu zweifeln. Das kann zu Depressionen und Ängsten bis hin zu Wahnvorstellungen führen.“

Viele erkennen erst, dass sie Opfer von Gaslighting sind, wenn sie Symptome entwickeln. Die Psychologin rät: „Treten die vermeintlichen Wahrnehmungsfehler beispielsweise nur im Beisein des Partners auf, nicht aber im Job, sollte man argwöhnisch werden.“

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Tipps für Betroffene

Wer an seinen Wahrnehmungen zunehmend zweifelt, sollte das sehr ernst nehmen. Kann man sich die Gründe dafür nicht erklären oder traut dem Partner nicht (mehr), sucht man am besten einen Arzt auf. „Das kann als erste Anlaufstelle der Hausarzt sein“, sagt die Psychologin Sandra Jankowski. „Vielen hilft es auch, mit Freunden darüber zu sprechen. Täter schrecken oft irgendwann nicht mal mehr im Beisein von Dritten vorm Gaslighting zurück. Das gibt einem die Möglichkeit, später die Personen zu fragen: Wie hast du das empfunden? Habe ich es wirklich falsch verstanden?“

Betroffene benötigen je nach Dauer und Schwere des Gaslightings oft psychotherapeutische Hilfe. „In der Therapie lernen sie, ihr Selbstvertrauen Schritt für Schritt wieder aufzubauen und sich gegen die Manipulationen zu wehren“, erklärt die Psychologin. „Sie lernen, rechtzeitig ‚Stopp!‘ zu sagen und klare Grenzen zu setzen.“ Dabei gehe es nicht darum, sie zu einer Trennung zu bewegen, sondern ihr Selbstbewusstsein zu stärken. „Ist das erst einmal zurück, entscheiden viele von selbst, dass sie mit so einem Partner nicht mehr zusammen sein möchten und trennen sich“, weiß Jankowski. „Nur bei großem Leidensdruck oder wenn auch körperliche Gewalt im Spiel ist, würde ich zu einer sofortigen Trennung raten.“

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