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Female Finance

So entkommt Frau einer ungleichen Bezahlung

Frauen mit Geldscheinen
In Sachen Gender Pay Gap hilft es nicht einfach abzuwarten – Sie müssen selbst aktiv werden! Die Finanzexpertinnen Daniela Meyer und Astrid Zehbe vom Magazin „Courage“ geben hilfreiche Tipps. Foto: STYLEBOOK
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STYLEBOOK Redaktion

3. März 2021, 5:51 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Mind the Gap! Am 10. März ist Equal Pay Day. Der Tag erinnert daran, dass Frauen auch hierzulande noch immer weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. In unserer Female-Finance-Kolumne verraten die beiden „Courage“-Gründerinnen, wie Sie dem Gender Pay Gap entkommen können.

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In Deutschland verdienen Frauen noch immer 20 Prozent weniger als Männer. Nur in Estland ist die Lohnlücke – bzw Gender Pay Gap – größer. Daran erinnert der Equal Pay Day – dieses Jahr am 10. März 2021. Bis zu dem alljährlichen Gedenktag arbeiten Frauen aufs Jahr gerechnet und im direkten Vergleich zu ihren männlichen Kollegen ohne auch nur einen einzigen Cent zu verdienen.

Gender Pay Gap – „Kluft, die ein Leben lang anhält“

Wie extrem die Differenz sein kann, zeigt ein Beispiel, dass Furore machte: Im Sommer 2017 wurde die BBC von der britischen Regierung gezwungen, ihre Spitzengehälter offenzulegen. Sieben Männer standen ganz oben auf der Liste, die insgesamt etwa 100 Namen führte. Nummer eins: Starmoderator Chris Evans, der 1,7 Millionen Pfund mehr bekam als die bestverdienende Kollegin. Sarah Montague, die Moderatorin der landesweit bekanntesten Morningsendung im Radio, tauchte auf der Liste nicht mal auf. Dafür aber ihr Co-Moderator, mit etwa 600.000 Pfund Jahresgehalt. Und China-Korrespondentin Carrie Gracie fand auf diese Weise heraus, dass sie rund 65.000 Pfund weniger Einkommen hatte als ihr Kollege aus Washington. In einem Protestbrief schrieb sie: „Es geht hier nicht nur um ein oder zwei Jahresgehälter, sondern um eine Kluft, die ein Leben lang anhält“.

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Denn aus der Lohnlücke, dem Gender Pay Gap, entwickelt sich über die Jahre eine Lebenseinkommenslücke (Gender Lifetime Earnings Gap) und schließlich eine Rentenlücke, die sogenannte Gender Pension Gap. Heißt: Dadurch, dass Frauen ihr Leben lang oder auch nur in bestimmten Phasen deutlich weniger verdienen als Männer, können sie auch weniger sparen, weniger Vermögen aufbauen, haben letztlich weniger Rente zur Verfügung und sind darum viel öfter von Altersarmut betroffen. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung hat ergeben, dass die Zahl der alleinstehenden 67-Jährigen, deren Einkommen nicht fürs Leben reicht, in den kommenden Jahren stark steigen wird: Von gut 16 Prozent in 2016 auf knapp 30 Prozent in 2036.

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5 Schritte, um dem Gender Pay Gap zu entkommen

Der Gender Pay Gap ist ein Problem, das gesamtgesellschaftlich angegangen werden muss – auf dessen politische Lösung aber niemand warten sollte. Denn um dem Teufelskreis aus Lohn- und Rentenlücke zu entrinnen, kann jeder selber aktiv werden – mit folgenden fünf Schritten:

1. Care-Arbeit teilen

Arbeitsteilung heißt das Zauberwort. Wenn Haushalts-, Erziehungs- und Pflegearbeit gleichberechtigt zwischen Partner*innen aufgeteilt werden, können beide im gleichen Maße ihrer Erwerbsarbeit nachgehen. Auf diese Weise zahlen Frauen nicht nur mehr in die Rentenkasse ein, sondern können auch ihre Karriere vorantreiben. Davon profitiert letztlich nicht nur die einzelne Frau, sondern die Gesellschaft im Großen und die Paarbeziehung im Kleinen. Eine Aufteilung der Care-Arbeit ist nicht nur fair, sondern auch pragmatisch: Eine Familie, die finanziell auf zwei Beinen steht, ist im Ernstfall viel besser abgesichert. Schon bevor man eine Familie gründet sollte man also mit Partner oder Partnerin darüber sprechen, wie Haushalt und Kindererziehung aufgeteilt werden. Wer mehr Care-Arbeit leistet, sollte mit dem Partner oder der Partnerin eine Ausgleichszahlung vereinbaren, zum Beispiel der Abschluss einer Rentenversicherung oder das monatliche Besparen eines ETF-Sparplans (siehe unten).

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2. Gehalt verhandeln

Frauen tun sich oft schwer damit, ihr Gehalt zu verhandeln. Egal, ob es um das Einstiegsgehalt im ersten Job, um eine Gehaltserhöhung im bestehenden Arbeitsverhältnis oder das Verhandeln des Honorars oder Tagessatzes als Selbstständige geht. Oft fehlt das Selbstvertrauen bei der Verhandlung oder schlichtweg die Kenntnis darüber, wieviel man eigentlich verdienen sollte. Frauen geben sich darum immer wieder mit deutlich niedrigeren Einstiegsgehältern als Männer zufrieden und fordern im Job seltener Gehaltsgespräche ein. Gleichzeitig nehmen sie oft bereitwillig immer neue Aufgaben an, gelten als „Fleißbienchen“ und werden dann noch nicht einmal befördert. Das wirkt sich massiv auf die Erwerbsbiografie aus: je höher die Position im Job, desto mehr Gehalt und desto geringer der Frauenanteil. Deswegen: Verhandelt mutig, sucht euch Unterstützung und Beratung. Frage andere Frauen – Kolleginnen und Freundinnen – was sie verdienen. Und noch wichtiger: fragt Männer, am besten diejenigen, die in einer ähnlichen Position arbeiten wie ihr. Nur so werdet ihr ein gutes Gefühl dafür bekommen, was ein faires Gehalt ist und was nicht.

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3. Humankapial steigern

Einer der größten Hebel, um finanziell unabhängig zu werden, ist das eigene Humankapital. Sich beruflich und persönlich weiterzuentwickeln, gehört darum zu den wichtigsten Investments überhaupt. Schließlich lässt sich so unabhängig von externen Gegebenheiten mehr Einkommen erzielen. Je umfangreicher deine Kompetenzen sind, um so interessanter bist du für Arbeitgeber und Auftraggeber und um so mehr Geld kannst du auch für deine Leistung verlangen. Außerdem ist unser Humankapital untrennbar mit uns verbunden. Selbst wenn wir alles verlieren, können wir auf unser Wissen und unsere Fertigkeiten zurückgreifen und im schlimmsten Fall auch wieder etwas Neues aufbauen. Also keine Scheu vor Neuem: Abendstudium, eine Weiterbildung, gute Webinare oder ein Coaching bringen euch beruflich voran. Und mit etwas Verhandlungsgeschick übernimmt der Arbeitgeber sogar die Kosten.

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4. Herausforderungen annehmen

Frauen gelten als zögerlicher und trauen sich im Vergleich zu Männern oft weniger zu. Während Männer sich auch auf Positionen bewerben, deren Kriterien sie nicht mal zur Hälfte erfüllen, trauen sich Frauen den Job nur zu, wenn sie alle ausgeschriebenen Kriterien zu 100 Prozent mitbringen. Frauen bewerben sich sogar oft auf Positionen, für die sie von außen betrachtet völlig überqualifiziert sind. Darum: Mehr Mut! Bewirb dich auf Stellen, deren Anforderungsprofil du vielleicht auch nur zu 70 Prozent erfüllst. Du willst doch auch noch Neues lernen. Und: Die Komfortzone zu verlassen, zahlt sich aus – im wahrsten Sinne des Wortes.

5. Private Altersvorsorge

Last but not least: Kümmere dich um deine Altersvorsorge! Die Rente fällt bei den meisten Menschen niedriger aus als das letzte Gehalt, so dass alternative bzw. zusätzliche Einkommensquellen diese sogenannte Rentenlücke ausgleichen sollten. Das geht durch private Vorsorge. Die lukrativste Möglichkeit ist, regelmäßig Geld zu sparen und es an der Börse zu investieren. Mit passiven Indexfonds (ETFs) lässt sich breit gestreut und transparent Vermögen aufbauen. Und zwar bereits mit kleinen Summen: ETF-Sparpläne kannst du bei vielen Banken bereits ab 25 Euro pro Monat abschließen. Je mehr Zeit du hast – in der Regel sollten es mindestens zehn, noch besser 20 oder 30 Jahre sein – desto stärker wird bei dieser Anlageform der Zinseszinseffekt, also die Reinvestition bereits erhaltener Zinszahlungen, genutzt.

Über die Finanzexpert*innen:
Daniela Meyer und Astrid Zehbe sind Chefredakteurinnen von Courage, Deutschlands erstem regelmäßig erscheinendem Finanz- und Karrieremagazin für Frauen. Sie haben die Idee und das Konzept während ihrer gemeinsamen Elternzeit erarbeitet: Beiden war aufgefallen, dass der Informationsbedarf vieler Frauen vor allem zu Finanzfragen sehr hoch ist — ein auf ein weibliches Publikum abgestimmtes Angebot am Markt jedoch fehlt. Mit Courage wollen die Initiatorinnen Frauen dazu inspirieren, selbstbewusst und sicher mit Zeit und Geld umzugehen, eigene Geschäftsideen und Karriereschritte zu wagen und in ihre persönliche Entwicklung zu investieren. Vor ihrer Tätigkeit für Courage arbeiteten beide als Finanzjournalistinnen für verschiedene Medien. Mehr unter www.courage-online.de.

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