28. August 2024, 6:27 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Haben Sie schon einmal von der „Black Cat and Golden Retriever“-Theorie gehört? Auf Social Media boomte das Thema vor einigen Wochen. Die Theorie besagt: Die glücklichsten Hetero-Beziehungen bestehen aus einem männlichen Golden Retriever und einer weiblichen Black Cat. Ob wirklich was dahintersteckt, hat uns eine Datingexpertin verraten.
Golden Retriever steht in dem Fall nicht für den Hund, sondern für die Eigenschaften, die diese Hunderasse mit sich bringt: Aufgeschlossen, loyal, leicht hyperaktiv, glücklich, freundlich und humorvoll. Natürlich alles Attribute, die sich auch auf Menschen zuschreiben lassen. Black Cat beschreibt in diesem Fall eine andere Seite, die eher verschlossene: Selbstbewusst, geheimnisvoll, bedacht. Eine Theorie, die anhand von prominenten Beispielen dargestellt wird, besagt jetzt: Beziehungen harmonieren am meisten, wenn die Frau eine „Black Cat Energy“ aufweist und der Mann den treudoofen Part der Beziehung übernimmt. Der, der immer witzig und charmant ist, nie zu ernst. Und wenn die Frau dafür der eher geheimnisvolle Part spielt.
Übersicht
Diese prominenten Beispiele stehen für Black Cat und Golden Retriever
Die viralen Videos schmücken sich nun mit prominenten Beispielen. Schließlich müssen solche Theorien auch glaubhaft herübergebracht werden. Zum Beispiel: Scheinbar niemand mochte die Beziehung von Miley Cyrus und ihrem Ex-Mann Liams Hemsworth. Man wurde das Gefühl nicht los, als würde sie nicht sie selbst sein dürfen. Sie war eben der aufgeweckte Golden Retriever, erklärt eine TikTokerin, während Hemsworth eher seriöse Energie mitbrachte, die immer streng wirkte. Etwas, was nicht funktionieren kann, so sagen die selbst ernannten Beziehungsexperten im Netz. Ebenso findet sich dieses Schema in der Beziehung von Justin Bieber und Hailey Bieber wider: Sie, jene, die immer strahlt und versucht, glücklich zu erscheinen. Er hingegen oft ernst.
Andererseits gibt laut dieser Experten sehr viele prominente Beispiele, die beweisen, wie gut das Retriever-Cat-Prinzip funktioniert. Darunter werden Beispiele wie Zendaya und Tom Holland, Blake Lively und Ryan Reynolds, Victoria und David Beckham und Eva Mendes und Ryan Gosling genannt. Alle haben eines gemeinsam: Der Mann ist in der Beziehung für den Spaß zuständig. Die Männer haben immer Lachfältchen um die Augen, die Frauen posieren immer gekonnt professionell, lassen sich immer mal wieder zum Spaß hinreißen und lachen über die Witze der Männer.
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Das sagt die Expertin
Aber: Kann das wirklich der simple Trick einer glücklichen Beziehung sein? Pia Kabitzsch, Psychologin und Datingexpertin, hält von der Theorie nicht viel. „Ja, diese Metapher von der schwarzen Katze (eher introvertiert, ruhig und unabhängig) und dem Golden Retriever (eher extravertiert, energiegeladen und sozial) ist ganz witzig und ich kann auch nachvollziehen, warum sich von diesem Bild viele angesprochen fühlen – sowohl Katzen als auch Hundepersonen. Aber: Es gibt keine wissenschaftlichen Studien, die diese Theorie belegen oder widerlegen“, sagt sie. Die Theorie basiere ausschließlich auf Beobachtungen im Alltag und spiegele die Komplexität menschlicher Beziehungen und Persönlichkeiten nicht im Geringsten wider, so die Expertin. „Trotzdem kann die Theorie hilfreich sein, um über unterschiedliche Persönlichkeiten und ihre Dynamiken in Beziehungen zu sprechen und einander besser zu verstehen“, ergänzt sie gegenüber STYLEBOOK.
Psychologische Grundlagen, die die Theorie in Beziehungen untermauern, gibt es nicht. Kabitzsch sagt: „Diese Theorie ist nicht wissenschaftlich basiert und basiert auch auf keinen
nennenswerten psychologischen Grundlagen. Eher im Gegenteil: Die Theorie fokussiert sich beispielsweise nur auf zwei extreme Pole (introvertiert vs. extrovertiert) und vernachlässigt demnach andere wichtige Persönlichkeitsmerkmale wie Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit und Neurotizismus, die Teil der Big Five sind, dem Modell der Persönlichkeitspsychologie, welches durch eine Vielzahl von Studien belegt wurde“.
In Schubladen zu denken kann gefährlich sein – zumindest für die Beziehung
Da die „Black Cat oder Golden Retriever“-Theorie komplexe Persönlichkeiten auf wenige, stark vereinfachte Merkmale reduziere, sieht die Psychologin darin die Gefahr, dass Menschen in Schubladen gesteckt und nicht mehr als Individuum betrachtet werden. „Bei der Partnersuche nur darauf zu achten, seine Black Cat oder seinen Golden Retriever zu finden, wäre fatal, da die Theorie wichtige Faktoren, die für eine erfolgreiche Beziehung entscheidend sind, wie effektive Kommunikation und gegenseitiger Respekt, vernachlässigt“. Zudem seien oftmals ähnliche Persönlichkeiten, die Grundlage für erfolgreiche Beziehungen. „Trotzdem kann die Theorie beispielsweise auf Tinder ein gutes erstes Gesprächsthema sein für einen Chat mit einem Match. Wenn auch nur um dann gemeinsam festzustellen, dass man alle Personen nicht in zwei Schubladen stecken kann“, so die Expertin.
Versuchen Paare, diesen auferlegten Rollen, die einem Trend auf Social Medie entspringen, gerecht zu werden, kann das gefährlich werden – zumindest für die Beziehung: „Es kann Druck entstehen, sich an die Erwartungen des eigenen Typs anzupassen und im
Einklang damit zu handeln, anstatt authentisch zu sein“, so Kabitzsch. „Außerdem könnte der Partner/die Partnerin sich hintergangen fühlen, wenn er/sie herausfindet, dass die andere Person sich verstellt hat“. Laut des Future of Dating Reports 2023 steht schließlich heute Authentizität im Mittelpunkt beim Dating. „Und: die Person, die sich verstellt, um in eine Schublade zu passen, wird auch unzufrieden und frustriert sein, weil sie nicht sie selbst sein kann“. Auch die Angst aufzufliegen, könnte ebenfalls Spannungen erzeugen.
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Lieber authentisch miteinander agieren, statt Rollen auferlegen lassen
Aber wie können Paare sicherstellen, dass sie nicht in schädliche stereotype Rollen fallen,
sondern authentisch miteinander umgehen? Dafür nennt die Psychologin einige Tipps:
- Regelmäßige Gespräche über Gefühle, Bedürfnisse, Gedanken und Erwartungen und nicht annehmen, dass der Partner/die Partnerin das und das braucht und fühlt, weil er/sie ja eine schwarze Katze oder ein Golden Retriever ist!
- Ich-Botschaften nutzen, um Missverständnisse zu vermeiden
- Den Partner/die Partnerin wirklich versuchen zu verstehen, ohne ihn/sie zu unterbrechen oder zu bewerten
- Regelmäßiges Hinterfragen von stereotypischen Annahmen, die man hat
- Den Partner/die Partnerin so akzeptieren, wie er/sie wirklich ist und ihn/sie nicht in ihrer
Komplexität reduzieren