29. Februar 2024, 9:42 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
Die meisten Frauen haben gelernt, dass Geld, Vermögensaufbau oder Altersvorsorge kein Thema für sie sind. Das sollten wir jedoch ändern! Wenn Sie beim Gedanken an Finanzen vor lauter Angeboten nicht wissen, wo Sie anfangen sollen, können wir Sie beruhigen: Sie sind damit nicht allein! Deshalb hat STYLEBOOK zwei Finanzexpertinnen gebeten, ihre Tipps zu teilen, wie wir mit dem Sparen anfangen können. Die Ergebnisse haben wir hier aufgeschrieben und in einer übersichtlichen Liste für Sie zusammengefasst.
Geld ist ein sehr emotionales Thema. Gerade als Frauen haben viele von uns gelernt, dass das Thema Vermögensaufbau und Altersvorsorge nichts für uns sind. „Da kümmert sich mein Papa/Freund/Mann… drum“, hört man oft. So fällt uns häufig selbst das Nachhaken nach verliehenem Geld, das Verhandeln von Gehalt oder eben auch das Sparen anfangen schwer. „Doch Geld ist Chefsache und Sie sind die Chefin Ihres Lebens“, erinnert Finanzexpertin Franziska.
Laut Studie wird 2036 jede 3. Single-Frau in Armut leben
Sie ist eine der beiden Gründerinnen von „Klasse 36“. Dahinter steckt ein Finanzbildungskurs für Frauen, den Franziska gemeinsam mit Lisa ins Leben gerufen hat. Während Franziska dabei mit über 15 Jahren Erfahrung in der Finanzbranche und eigenem Maklerbüro den finanzfachlichen Part abdeckt, arbeitet Lisa in ihrem Job als Gründungsberaterin mit Frauen zusammen, die sich selbstständig machen wollen. Dabei sei das Finanzwissen – oder der Mangel an selbem – oft ein Breaking-Point, wie sie im STYLEBOOK-Interview erklärt. „Deswegen arbeiten Franzi und ich im Team, denn die richtige Finanzberatung ist ein entscheidender Faktor im Unternehmensaufbau“.
Nachdem die Zahl der Kundinnen, die Lisa zu Franziska verwiesen hatte, immer höher wurde, entschieden sich die beiden kurzerhand dafür, das gemeinsame Projekt anzugehen, Finanzwissen in Form von Online-Kursen an Frauen zu vermitteln. „Klasse 36 ist die Schulstunde, die man nie hatte“, erklärt Franziska. „Wir wollen das nachholen, was eigentlich in der Kindheit oder Jugend hätte stattfinden sollen und Frauen so einen Zugang zum Thema Finanzen ermöglichen.“ Denn das sei oft so beliebt, wie der Besuch beim Zahnarzt. „Dabei macht es Spaß“, verspricht sie. 36 deswegen, weil „laut einer Studie ab 2036 jede dritte Single-Frau in Altersarmut leben wird – dagegen kämpfen wir an! Jede Frau sollte in Deutschland eine sichere und seriöse Altersvorsorge haben, ohne Chichi und Kryptogequatsche“, ergänzt Lisa.
Für die Altersvorsorge als Frau: Sicherheitsbedürfnis kennen
Was es zum Vermögensaufbau und eine sinnvolle Altersvorsorge für Frauen braucht, seien keine umfassenden Mathematikkenntnisse. Wo aber soll frau anfangen? „Mit dieser Frage! Wenn ich erkannt haben, ich will mich damit auseinandersetzen, ist der wichtigste Schritt schon gemacht“, motiviert Franziska. „Dann geht es darum, herauszufinden, was mir wichtig ist. Wie hoch ist mein Sicherheitsbedürfnis? Dafür benötige ich gar keine Kenntnis über Produkte. Wenn ich dann aber weiß, wie wichtig mir die Themen Sicherheit und Planbarkeit in meinem Leben sind, bin ich in der Lage, am Ende selbst zu entscheiden, ob ein bestimmtes Finanzprodukt die beste Lösung für mich ist.“ Anschließend sei es an der Zeit, sich ein Grundwissen aufzubauen. „Informieren Sie sich, welche einzelnen Lösungen möglich sind und finden Sie dann heraus, welche Produkte zu Ihnen passen“.
Dabei sollten Sie unbedingt langfristig denken, erinnert Lisa. „Fragen Sie sich, wie Sie im Alter leben wollen. In einer Stadtwohnung mit Familie oder als Single und auf Reisen? Definieren Sie Ihr Langzeitziel und fragen Sie sich, wo Sie jetzt stehen und wie Sie Ihr Ziel erreichen können.“ Wer jetzt bereits Fragezeichen in den Augen und leichte Panik hat, keine Sorge, damit sind Sie nicht allein! „Das alles allein herauszufinden, klingt krass. Deswegen: Lassen Sie sich helfen!“, rät Lisa. Auch, um die Chance auf eine Überversicherung zu vermeiden. „Gerade Frauen tendieren dazu, sich überzuversichern oder Produkte zu wählen, die sie gar nicht brauchen. Das ist ärgerlich und kann mit unabhängigen Maklern vermieden werden!“
Suchen Sie sich professionelle Unterstützung
Doch wie findet man diese? Dabei sollten Sie vor allem auf Ihr Bauchgefühl hören. Denn auch wenn das im ersten Moment für viele im Bezug auf Geld irrational klingen mag, sei es gerade für Frauen ein wichtiger Faktor: „Für viele Frauen ist es wichtig, dass die Chemie passt. Deswegen sollte man sich wohlfühlen mit der Person, die einen berät,“ so Franziska. Das sei auch bei ihr und Lisa so gewesen, wie Lisa aus eigener Erfahrung erzählt: „Als ich mich selbstständig gemacht habe, wollte ich jemand für meine Finanzen. Ich war bei jemandem, der mir empfohlen wurde – und habe mich so unwohl gefühlt! Es hat einfach nicht zu mir gepasst. Auf einem Business-Event habe ich Franzi kennengelernt. Sie mag Hunde, geht gerne surfen, wir hatten persönlich also schon ein gutes Level und wie sich herausstellte, waren wir auch beruflich auf einer Wellenlänge.“
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Um das herauszufinden, informieren Sie sich über die Erfahrung von Finanzmaklern und darüber, ob die Person unabhängig ist. „Fachlich muss die Person unabhängig sein, um den gesamten Markt miteinander vergleichen zu können. Wer für eine bestimmte Versicherung arbeitet, ist immer weisungsgebunden und muss Zahlen erfüllen. Als unabhängige Maklerin ist es mir egal, ob sich meine Kundin für Angebot A oder B entscheidet, aber für meine Kundin ist es eine Lebensentscheidung!“, erklärt Finanzexpertin Franziska.
Auf realistische Versprechungen achten
Weiterhin sollte die Person Ihres Vertrauens seriös sein. Von Angeboten, die mit Versprechen locken, wie „Mit uns wirst du Millionärin!“, distanzieren sich die beiden deshalb. „Darum geht es nicht. Es kommt immer darauf an, wie die Voraussetzungen sind. Eine Kundin von mir hat auf ein solches Versprechen vertraut und einen mittleren vierstelligen Betrag investiert, aus dem eine Million werden sollte. In ihrer Situation war das aber einfach nicht möglich“, verrät Lisa. Zurück bleibt Frustration und wenig Lust, sich weiter mit dem Thema Geld und Sparen zu beschäftigen.
Sich als Frau mit Altersvorsorge zu beschäftigten, macht unabhängig
Ein weiterer Punkt, der für einen informierten Umgang mit Geld spricht, ist die Emanzipation, die dahinter steckt. „Je unabhängiger Frauen finanziell sind, umso mehr können wir auch bewegen, denn Geld ist Macht. So haben wir auch einen größeren Einfluss auf die Gesellschaft.“ Der wichtigste Tipp für Frauen, die sparen wollen, ist deshalb: Machen Sie es selbst!
„Geben Sie Ihre Finanzen nicht ab. Jede Frau sollte sich damit beschäftigen, weil es ihr so viel Macht über das eigene Leben gibt. Man fühlt sich sicherer, wohler in Beziehungen, geht entspannter mit dem Job um. Wenn Sie unglücklich in Ihrer Beziehung oder Ihrem Job sind, aber wissen, dass Sie einen Sicherheitspuffer haben, bringt das viel mehr Leichtigkeit. Unser Motto: Eine muss es ja machen – und das sind Sie selbst!“
Das sollten Sie über die Altersvorsorge für Frauen wissen
Um mit dem Vermögensaufbau und der Altersvorsorge zu beginnen, müssen Frauen auch die grundlegenden Richtlinien, Gesetze und Themen unseres Rentensystems verstanden haben. „Verstanden werden muss der demografische Wandel. Wir fangen häufig nicht mehr mit 15 an zu arbeiten und sterben zum Glück auch nicht mit 60. Doch das bringt unser Rentensystem, indem die Jungen für die Alten zahlen, heftig ins Wanken,“ so Franziska. „Auch der Unterschied zwischen Kaufkraft und Eurobetrag muss klar sein. Wenn Sie jetzt mit 3000 Euro netto im Monat gut klarkommen, sind das im Alter vielleicht eher 5000 Euro.“ Dabei können Online-Zinsrechner helfen. Lisa ergänzt: „Ein Mann ist keine Altersvorsorge. Die Witwenrente reicht nicht zum Leben und auch so wird inzwischen jede dritte Ehe geschieden. Es wären sicherlich mehr, aber viele können es sich, im wahrsten Sinne des Wortes, nicht leisten.“
Auch für diejenigen unter uns, die sagen, sie haben einfach kein Geld, um zu sparen, hat Lisa einen Rat: „Bei einigen mag das stimmen. Doch wir gehen hierfür von einer Frau aus, die arbeitet und ein monatliches Gehalt bekommt. Dann fehlt es meistens an Überblick. Es ist wie vor dem Kleiderschrank zu stehen und zu sagen, ich habe nichts anzuziehen. Heißt im Umkehrschluss nur, ich weiß nicht, was in meinem Schrank ist und muss erstmal sortieren.“ Lernen Sie dafür, Ihren Gehaltszettel richtig zu lesen. Was sind Ihre Ausgaben, wo können Sie einsparen? Und setzen Sie sich ein konkretes Sparziel. „Soziale Medien, Trends, Stadtbummel – wir sind oft im Zugzwang, Geld auszugeben. Haben wir aber ein definiertes Ziel, wofür wir sparen, erreichen wir das oft deutlich schneller als gedacht, weil wir es vor Augen haben.“
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Sie müssen sich nicht alles Schöne verkneifen
Das gelte nicht nur für Singles, auch in einer Partnerschaft oder im Familienbund sollten Ziele klar definiert sein und immer wieder hinterfragt werden. „Setzen Sie sich Budgets fest, beispielsweise für Urlaube, und bedenken Sie dabei auch, wie Sie später leben wollen, sodass Sie die Parameter für die Sparrate entsprechend festlegen können.“ Dabei wollen die beiden nicht dazu animieren, dass das Leben keinen Spaß mehr machen darf. „Im Gegenteil! Gönnen Sie sich die gute Sushi-Platte! Doch statt zehnmal im Monat Essen zu bestellen, kann ich mir siebenmal vielleicht sparen, indem ich organisierter beim Einkauf bin.“
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Zum Schluss noch ein Fakt, den keine gerne hört: Romantisieren Sie nicht! Auch wenn romantische Komödien oder die Gesellschaft uns das anders verkaufen möchte, Frauen sind nicht unverschämt oder geldgierig, wenn sie die Zügel in puncto eigene Altersvorsorge und Vermögen im Griff haben wollen. „Ob bei Hochzeit, Schwangerschaft oder Hausbau: Behalten Sie Ihre finanzielle Unabhängigkeit im Hinterkopf! Und sprechen Sie diese Themen auch in Ihrer Beziehung an. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, es ist ein gutes Gefühl, alles geregelt, besprochen und somit auf Augenhöhe zu sein“, so Lisa. Franziska ergänzt: „Und fangen Sie einfach an. Lieber heute als morgen, dennoch ist es nie zu spät, sich um Ihre Finanzen zu kümmern.“
Quelle
- mit fachlicher Unterstützung von Franziska und Lisa, Klasse 36