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Olympia-Schwimmerin im STYLEBOOK-Interview

Leonie Beck: »Bei Frauen ist der Konkurrenzkampf noch härter als bei Männern!

Leonie Beck im arena-Bikini im Meer
Olympionikin Leonie Beck lebt und trainiert inzwischen in Italien Foto: GUIDO DE BORTOLIRIGHTS: FULL BUYOUT
Carmen Dörfler
Redakteurin STYLEBOOK

30. Oktober 2024, 14:22 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris war Leistungssport und diejenigen, die ihn ausüben, allgegenwärtig. Gespannt haben Millionen Menschen sich die Olympioniken in Disziplinen wie Boxen, Leichtathletik oder Schwimmen angesehen. Auch Leonie Beck ist im Freischwimmen in der Seine geschwommen. Wie es der 27-Jährigen heute geht und wie wichtig ihr ihre mentale Gesundheit ist, hat sie im STYLEBOOK-Interview verraten.

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Leonie Beck, mehrfache Welt- und Europameisterin im Schwimmen, hat mit 27 Jahren bereits eine beeindruckende Karriere hinter sich. Doch neben den Erfolgen im Sport gibt es auch eine andere Seite in Leonies Leben, die mit Druck und der Wichtigkeit der mentalen Gesundheit zu tun hat, den sie erst vor einigen Jahren erkannt hat. Im Interview mit STYLEBOOK spricht sie offen über ihre Herausforderungen im Sport wie auch im Leben und darüber, wie sie gelernt hat, mit ihnen umzugehen.

Der Schwimmsport liegt Leonie Beck im Blut

Beck begann ihre Schwimmkarriere früh, beeinflusst durch ihre Familie: „Meine Eltern haben mich zum Schwimmen gebracht. Mein älterer Bruder war im Schwimmverein, und als kleine Schwester wollte ich natürlich auch mitmachen.“ Trotz der frühen Begeisterung stellte sie nach den Olympischen Spielen 2016 fest, dass sie im Beckenschwimmen nicht ihr volles Potenzial ausschöpfen konnte. „Es hat mich innerlich aufgefressen, dass ich nie mein bestes Ergebnis im Erwachsenenbereich abrufen konnte“, erzählt sie. Die Entscheidung, ins Freiwasserschwimmen zu wechseln, war für sie ein Wendepunkt, der ihr neue Motivation gab. „Das Ziel waren erneut die Olympischen Spiele – in einer anderen Sportart.“

Als Leistungssportlerin ist Leonie Beck ständigem Druck ausgesetzt – von außen, aber auch von sich selbst. Lange Zeit machte sie sich dennoch keine Sorgen um ihre mentale Gesundheit. Bis vor ein paar Jahren. „Journalisten meinen, ‚Jetzt bist du 2023 Weltmeisterin geworden, dann bist du im nächsten Jahr Olympiasiegerin.‘ Doch so funktioniert Sport nicht. Man kann nicht von einem aufs das nächste Rennen schließen; es fängt immer von vorn an.“ Und obwohl sie auf einem ausgezeichneten Level war, wie sie sagt, hätte auch sie diese Erwartungen an sich selbst gehabt. „Aber es kann alles passieren in unserem Sport und genau dann macht man sich natürlich selbst Druck.“

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Schwimmer arbeiten mit einem Sportpsychologen zusammen

Nach den Olympischen Spielen in Paris hat sie jetzt jedoch einen Sportpsychologen zurate gezogen. Denn das und auch der Umzug nach Rom vor einigen Jahren, der sie in ein neues Umfeld mit einer fremden Sprache brachte, setzten ihr zu. „Die Einsamkeit, vor allem im Winter, war nicht leicht. Es wurde so schwer, dass ich mich entschieden habe, mir Hilfe zu holen, auch um mit Rennen abzuschließen, die nicht so gelaufen sind, wie erhofft.“ Seit Kurzem arbeitet sie mit einem Sportpsychologen zusammen, der ihr dabei hilft, mit Wettkampfnervosität und anderen mentalen Belastungen umzugehen.

„Früher war ich so aufgeregt, dass ich mich vor jedem Rennen übergeben habe“, berichtet sie. Doch durch die Arbeit mit dem Psychologen hat sie Techniken gelernt, um ruhiger zu bleiben. Außerdem habe der Umzug nach Italien auch eine positive Wirkung auf ihre Gelassenheit gehabt: „Ich bin lockerer geworden.“

Über die Olympischen Spiele 2024 ärgert sie sich nicht mehr

Auch das problematische Rennen während der Olympischen Spiele 2024 in Paris steckt ihr zwar noch merklich in den Knochen, jedoch blickt sie mit einer positiven Sichtweise darauf zurück: „Was soll ich mich jetzt noch darüber aufregen. Das habe ich schon zur Genüge getan.“

Beck ist überzeugt, dass mentale Stärke genauso wichtig ist wie die körperliche: „Wenn der Kopf nicht mitmacht, hilft der trainierteste Körper nichts.“ Es ist für sie genauso bedeutend, die mentale wie die körperliche Stärke zu trainieren. „Wenn ich merke, dass ich eine Pause benötige, dann kommuniziere ich das inzwischen auch klar.“

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Mental Health sollte im Sport normalisiert werden

Auf die Frage, ob mentale Gesundheit im Sport noch immer ein Tabuthema sei, antwortet sie: „Ich denke, es wird besser, aber es sollte normalisiert werden, dass man sich Hilfe holt.“ Sie betont, dass jeder Mensch sein eigenes Päckchen zu tragen hat, und stellt die Frage: „Warum sollte man es allein tragen, wenn man Unterstützung bekommen kann?“

Zwischenziele und schöne Aussichten motivieren Leonie Beck

Auch Leonie Beck kennt schwierige Zeiten, in denen die Motivation fehlt. Doch sie setzt sich immer wieder kleinere Ziele, die sie vorantreiben. „Große Ziele wie die Olympischen Spiele sind alle vier Jahre, und das ist eine lange Zeit“, erklärt sie. Zwischenziele wie Weltmeisterschaften oder auch persönliche Highlights, wie den Besuch ihrer Familie in Rom, helfen ihr, den Fokus nicht zu verlieren.

Leonie Beck im Meer in Palermo
Leonie Beck im Badeanzug von Arena ganz in ihrem Element Foto: GUIDO DE BORTOLIRIGHTS: FULL BUYOUT

Leonie Beck folgt einem durchgetakteten Tagesablauf

Auch vor Wettkämpfen hat Leonie Beck feste Rituale, die ihr Sicherheit geben. „Vor einem Rennen komme ich zwei Stunden vorher an, hole meine Nummern ab, die Tattoos werden aufgeklebt und wir bekommen den Transponder fürs Handgelenk. Dann trinke ich meine zwei Liter, das ist alles getaktet.“

Einen durchgeplanten Alltag ist die gebürtige Augsburgerin schon von Kindesbeinen an gewöhnt. „In der Sportschiene wird man in eine Richtung gelenkt. Wir denken nicht über Alkohol, Drogen, Partys oder sonst was nach, sondern wir wollen unseren Sport machen und wir wollen gut sein in dem, was wir machen. Wir gehen zum Training, dann zur Schule, machen die Hausaufgaben, essen zu Mittag und gehen wieder zum Training. Dazu kommt vielleicht einmal pro Woche Physiotherapie.“

Das würde Leonie Beck gerne machen, wenn sie Zeit hätte

Diese Struktur hilft ihr, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und den Stress zu minimieren. Außerdem nimmt sie sich inzwischen bewusst Pausen, wenn sie sie braucht: „Ich bin lange genug dabei und kenne meinen Körper. Ich trainiere wirklich fleißig, doch wenn es nicht mehr geht, bringt es auch nichts. Dann gönne ich mir mittlerweile auch kurze Auszeiten.“

Und wie belohnt sie sich nach erfolgreichen Wettkämpfen? „Ich liebe es zu reisen und neue Orte zu entdecken“, erzählt sie. „Aber auch einfach mal ins Kino, lecker essen gehen oder mit Freunden etwas unternehmen, dafür nehme ich mir dann Zeit.“ Außerdem hat sie verraten, dass sie gerne ein Puzzle machen würde, jedoch nie die Zeit findet und bisher nicht mal eines gekauft hat. Doch auch direkt nach Wettkämpfen belohnt sie sich, indem sie noch ein paar Tage länger in der Stadt bleibt, wie jetzt in Hongkong.

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Leonie Beck: »Konkurrenzkampf unter Frauen ist härter

Auch auf Social Media hat sich Leonie Beck eine treue Followerschaft geschaffen. Die sei zum Glück sehr positiv, Hasskommentare kennt sie nicht. Jedoch ist ihr wohl bewusst, dass es anderen hier anders geht. „Gerade heutzutage mit Social Media werden oft Bilder vermittelt, die einfach nicht der Realität entsprechen“, sagt sie. Ihr Rat: „Es ist hilfreich, sich bewusst zu machen, dass nicht alles auf Social Media echt ist. Und manchmal hilft es auch, die Plattformen mal für eine Weile zu löschen.“

Vom Konkurrenzkampf unter Frauen jedoch kann auch die Freischwimmerin ein Lied singen: „Gerade bei Frauen scheint der Konkurrenzkampf noch härter als bei den Männern. Aber man muss sich daran erinnern, dass es egal ist, was andere machen. Meine Einstellung ist, es interessiert mich nicht, was die Bahn neben mir macht. Ich muss für mich schwimmen und wenn jemand anders besser ist, dann ist das so. Konkurrenz belebt das Geschäft und ohne Tiefpunkte gibt es auch keine Höhepunkte.“

Den Druck, den Frauen gesellschaftlich spüren, wie heiraten zu müssen oder Kinder zu wollen, tut Leonie Beck bestimmt ab: „Wer sind andere denn, um zu bestimmen, wann wir Kinder bekommen oder heiraten müssen? Es ist dein Leben, und du kannst entscheiden. Man lebt für sich selbst und nicht für jemand anderen.“

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Beck fordert offenen Umgang mit Mental Health

Leonie Beck geht mittlerweile offen mit dem Thema mentale Gesundheit um. Sie hat gelernt, dass es wichtig ist, über Schwierigkeiten zu sprechen und sich Hilfe zu holen. „Früher nicht, aber in den vergangenen Jahren habe ich gemerkt, wie wichtig mentale Gesundheit ist.“

Zum Abschluss gibt sie einen wertvollen Rat: „Achte nicht auf die anderen, sondern konzentriere dich auf dich selbst. Im Sport ist es wichtig, sein eigenes Ding zu machen und sich nicht von der Konkurrenz verunsichern zu lassen.“

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