31. Juli 2023, 5:53 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Als Teenagerin und junge Frau reduzierte Sara Kulka sich nur auf ihren Körper und suchte Bestätigung bei teils deutlich älteren Männern. Im STYLEBOOK-Interview spricht sie über diese Zeit und verrät, was sie ihrem jüngeren Ich heute raten würde.
Instagram nutzt die ehemalige GNTM-Kandidatin Sara Kulka oft, um wichtige Themen anzusprechen. So postete sie kürzlich Bikini-Fotos und zeigte sehr ehrlich ihre Dehnungsstreifen und ihre Kaiserschnittnarbe. Im STYLEBOOK-Interview erklärt sie: „Das alles gehört zu mir. Ich bin eine Frau, ich bin Mutter von zwei Töchtern und möchte ihnen dahingehend ein Vorbild sein und keine falschen Körperbilder vermitteln. Sie sollen es besser haben, als ich es damals hatte.“
Sara Kulka erhielt den Spitznamen „The Body“
2012 nahm Sara Kulka an GNTM teil und erhielt von Heidi Klum den Spitzname „The Body“ – aufgrund ihres vermeintlich perfekten Körpers. „Ich habe es damals als Kompliment aufgefasst. Das war wie ein Ritterschlag. Ich hatte fast auf den Punkt genau 90-60-90 und habe mich damit identifiziert und dachte mir immer ‚Wow, mein Körper ist perfekt‘. Es war ein riesiges Kompliment, weil ich auch nie das klassische Beauty-Gesicht hatte, aber wenigstens hatte ich den vermeintlich perfekten Körper. Ich weiß auch, dass Heidi das nie negativ gemeint hatte“, erinnert sich Sara zurück.
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Sara spricht über ihre Schulzeit
Für Sara war dieses Kompliment damals ein stückweit Bestätigung, denn schon früh begann sie sich auf ihren Körper und ihre Optik zu reduzieren. Bereits mit 12 Jahren versuchte sie, mit körperbetonter Kleidung und High Heels die Aufmerksamkeit der Jungs in der Schule zu gewinnen. „Ich weiß, ich habe mit 12,13 High Heels und Miniröcke getragen und die im Keller versteckt, um mich heimlich umzuziehen. Ich habe mich damals schon so gekleidet, weil ich den Jungs gefallen wollte, da bin ich ehrlich. (…) Denn die beliebten Mädchen waren immer die, die von den Jungs gemocht wurden. Ich habe immer alles getan, nur um den Jungs zu gefallen.“
Nach Mobbingerfahrungen in der Grundschule wollte sie etwas ändern und zu den coolen Kids gehören. „Mein Aussehen hat mir damals schon Türen geöffnet, ich gehörte plötzlich zu den beliebtesten Mädchen. Habe dann auch in der Schule mit 13 erzählt, dass ich schon Sex gehabt hätte – hatte ich aber gar nicht. Ich hatte dann auch einen schlechten Ruf, aber das hat mich nicht gestört, ich fand gut, wenn die das gedacht haben. Mir hat das was gegeben, denn ich war beliebt.“
Sara ließ sich auf deutlich ältere Männer ein
Der Grundstein für ihr damaliges Verhalten liegt in ihrer Kindheit, das weiß sie heute. „Ich bin ohne Vater aufgewachsen, habe die toxischen Beziehungen meiner Mutter miterlebt, was sie teilweise für die Männer getan hat, um ihnen zu gefallen. Immer wollte ich irgendwelchen Männern gefallen, weil ich dachte, es wäre meine Eintrittskarte für ein besseres Leben. Ich brauchte diese Bestätigung.“
Ihr Verhalten hat sich bis ins Erwachsenenalter gezogen, das geprägt war von einem falschen Körperbild und einem geringen Selbstwertgefühl: „Je älter ich wurde, desto ältere Männer habe ich mir gesucht, die auch Geld hatten und mir mein Leben finanziert haben. Mit 15 war mein erster richtiger Freund 27. Dann hatte ich mit 17 jemanden, der war 40 Jahre alt. Ich hatte einfach einen Vaterkomplex und ich kam aus sehr ärmlichen Verhältnissen. Ich wollte damit auch meine Mutter unterstützen. Aber um diese Männer auf dich aufmerksam zu machen, musstest du ein bestimmtes Aussehen haben. Deswegen habe ich mich komplett auf meinen Körper reduziert.“
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Wichtige Botschaft an ihre Töchter
Heute weiß Sara Kulka, dass sie sich mit ihrem Verhalten selbst schadete: „Es ist ein furchtbares Gefühl, wie konnte ich so mit mir umgehen? Wenn ich jetzt darüber nachdenke, möchte ich niemals, dass meine Töchter dahinkommen“, so die Mutter. „Der zehnjährigen Sara würde ich heute sagen: Alles wird gut. Konzentriere dich auf deine Schule, du wirst ein schönes Leben haben.“
Trotz dieser Erfahrungen geht sie nicht zu streng mit sich ins Gericht, denn sie konnte einiges für ihr weiteres Leben mitnehmen. All das habe „am Ende dazu geführt“, sie zu „dem Menschen zu machen“, der sie heute sei. „Ich habe zwei wundervolle Töchter und ich finde das sehr gut, dass ich Töchter habe. Ich habe noch einmal eine ganz andere Sicht auf Frauen bekommen.“ Ihren Töchtern gibt sie deshalb mit auf den Weg: „Ich will, dass sie sehen, dass sie weder ihr Aussehen noch einen Mann brauchen, um erfolgreich und glücklich zu sein.“