2. Oktober 2023, 17:21 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Sie spielen mit dem Gedanken, sich ein Intimpiercing setzen zu lassen? Dann gibt es einiges, was Sie vorab wissen sollten. Wir haben eine Fachärztin gefragt, welche Piercingvarianten für Frauen es gibt, welche Risiken es mit sich bringt und wie man sie optimal pflegt.
Übersicht
Was fällt unter Intimpiercing für Frauen?
„Als Intimpiercing bezeichnet man Piercingschmuck, der im Genitalbereich, dem sogenannten Intimbereich, platziert wird“, weiß Frau Dr. med. Anne-Cathrin Stahr, Fachärztin für Gynäkologie in München. „Die Hauptmotive für ein Piercing sind ästhetischer Natur. Aber auch die Individualisierung des eigenen Körpers sowie der Wunsch nach zusätzlichem Lustgewinn können eine Rolle spielen.“ Genitalpiercings habe eine lange Tradition und wurden bereits im Kamasutra im 2. Jahrhundert erwähnt. Aber welche Intimpiercings bei der Frau gibt es?
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Wo werden Intimpiercings bei Frauen platziert?
Es sind zahlreiche Piercingvarianten im Intimbereich möglich, über die Sie sich vorab Gedanken machen sollten. Besprechen Sie mit Ihrem erfahrenen Piercer auch, ob er einen Ring oder Stift, auch Stecker genannt, für Ihre bevorzugte Stelle empfiehlt.
1. Klitoris
Das Piercing wird horizontal oder vertikal direkt durch die Klitoris gestochen und ist daher die Piercingvariante, die am meisten Lustgewinn bieten kann. Allerdings ist dies die schmerzhafteste Variante und es besteht ein erhöhtes Risiko, dass Nerven beschädigt werden. Deshalb sollte man beim Stechen nur einer sehr erfahrenen Fachkraft vertrauen. Die Heilung dauert vier bis sechs Wochen.
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2. Klitorisvorhaut
Das Piercing wird entweder vertikal oder horizontal durch die Klitorisvorhaut (die kleine Hautfalte, die den Kitzler bedeckt) gestochen und ist das beliebteste Piercing. Bei der vertikalen Variante wird die Klitoris leicht angehoben, was ihre Stimulation beim Sex erhöhen kann. Dies ist beim horizontalen Piercing weniger stark der Fall. Die Heilungszeit beträgt etwa zwei bis sieben Wochen.
3. Triangle-Piercing hinter der Klitoris
Hier wird das Piercing horizontal hinter der Klitoris entlang durch die Klitorisvorhaut geschoben, wobei es unter dem Klitorisschaft entlangläuft. Es wird aufgrund der Gefühlsempfindung hinter der Klitoris ebenfalls als besonders stimulierend empfunden.
4. Schamlippen-Piercing
Hier wird das Piercing an einer vorab vereinbarten Stelle durch die inneren oder äußeren Schamlippen gestochen. Achten Sie bei der Positionierung darauf, dass das Piercing Sie nicht beim Gehen oder Sitzen beeinträchtigt. Die inneren Schamlippen heilen meist bereits nach 2-3 Wochen, bei den äußeren Schamlippen dauert es bis zu 6 Wochen.
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5. Christina-Piercing am Venushügel
Das Intimpiercing wird bei der Frau dort gesetzt, wo die beiden äußeren Schamlippen oben zusammenlaufen und tritt am Venushügel wieder aus.
6. Fourchette-Piercing
Das Piercing wird vertikal unterhalb der Stelle gesetzt, wo die beiden kleinen Schamlippen zusammenlaufen. Während der Wundheilung in den ersten vier bis sechs Wochen kann sich das Piercing beim Sitzen unangenehm bemerkbar machen und schmerzen.
7. Prinzessin-Albertina-Piercing am Damm
Bei dieser Variante des vormals reinen Männerpiercings sitzt das Piercing am Damm und reicht von der Harnröhrenöffnung bis hin zur Vaginalöffnung. Es wird vertikal in die Harnröhre hinein gestochen und verläuft zum großen Teil durch diese hindurch. Daher gilt: Wenn Sie häufig an Harnwegsinfektionen leiden, sollten Sie von diesem Piercing unbedingt absehen. Es gilt auch als eine der schmerzhafteren Varianten, mit einer Heilungszeit von vier bis sechs Wochen.
Wie schmerzhaft ist ein Intimpiercing?
„Der Intimbereich gilt als besonders sensibel, da sich dort viele Nervenenden befinden. Dennoch ist nicht belegbar, dass ein Intimpiercing pauschal schmerzhafter ist als andere Körperpiercings. Das hängt stark vom individuellen Schmerzempfinden ab“, so Dr. Stahr.
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Was muss Frau beim Intimpiercing beachten?
Intimpiericings bei der Frau sind nicht unumstritten. Sie werden an einem sehr sensiblen Bereich des Körpers platziert. „Der Intimbereich der Frau ist für deren sexuellen Lustgewinn elementar. Ein Piercing in dieser erogenen Zone kann entsprechend das Sexleben beeinflussen – im positiven wie im negativen Sinne. Von Lustgewinn bis hin zu beschädigten Nerven ist alles möglich. Daher sollte man sich ein Intimpiericing vorab sehr gut überlegen und nur von einer erfahrenen Fachkraft in einem hygienisch einwandfreien Piercingstudio setzen lassen“, rät Stahr.
Außerdem birgt jedes Körperpiercing das Risiko, sich zu entzünden. Ein neu gestochenes Piercing benötigt, wie jede andere Wunde die richtige Pflege und Säuberung, damit sich keine Infektion bildet. Beachten Sie auch, dass Sie das Piercing vor einer Geburt entfernen sollten, um Verletzungen zu vermeiden.
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Pflege des Intimpiercings in der ersten Zeit
„Direkt nach dem Stechen sollte man den Intimbereich erst mal nicht berühren und auf Geschlechtsverkehr für mindestens vier Wochen verzichten. So wird die Wunde nicht gereizt und ihrer Wundheilung gestört“ empfiehlt Ärztin Stahr. „Bei der Reinigung sollte man nur auf klares Wasser setzen und sowohl auf Waschlotionen als auch auf Desinfektionssprays oder Wundheilsprays verzichten.“ Wenn Sie gerne etwas mehr tun möchten, können Sie sanfte Spülungen mit Kamillenkonzentrat durchführen.
Generell gilt für die erste Zeit, das Piercing nicht mit ungewaschenen Händen zu berühren und es zu drehen, zu bewegen oder kurzzeitig herauszunehmen, solange noch eine Kruste sichtbar ist. Die Kleidung sollte nicht am Piercing reiben oder unnötigen – und unangenehmen – Druck darauf ausüben. Verzichten Sie außerdem mindestens vier Wochen lang auf Sauna, Schwimmbad, Dampfbad, Solarium und fremde Körperflüssigkeiten wie Speichel oder Sperma.
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Steigern Intimpiercings die Lust?
Es gibt keine Studien, die nachweisen, dass ein Piercings im Intimbereich die sexuelle Lust steigern. Allerdings berichten vorwiegend Frauen mit Klitoris- und vertikalen Klitorisvorhaut-Piercings, dass Sie den Sex intensiver erleben. Dies kann an der zusätzlichen Stimulierung der Klitoris liegen, die das Piercing begünstigt. Lustempfinden ist allerdings bekanntermaßen von Frau zu Frau unterschiedlich.
Quelle
- mit fachlicher Beratung von Dr. med. Anne-Cathrin Stahr, Praxisgemeinschaft Frauenärzte Rosenstrasse in München