15. Januar 2019, 11:23 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Es sollte selbstverständlich sein, und dennoch ist es etwas ganz Besonderes: Zum ersten Mal hat ein internationaler Kosmetikhersteller ein Model mit Down-Syndrom verpflichtet. Kate Grant heißt die neue „Wing-Woman“ von „Benefit“, die ab sofort für einen Eyeliner des US-Beauty-Brands wirbt.
„Wir haben uns auf den ersten Blick in sie verliebt. Ihre unglaubliche Energie war so ansteckend und wir waren sofort eingenommen von ihrer Liebe zum Leben und ihrer Zielstrebigkeit“, schwärmt „Benefit“ in einer Pressemitteilung von seinem neuen Testimonial. Kate verkörpere alles, wofür die Marke stehe – deswegen habe man unbedingt mit ihr arbeiten wollen.
Zeichen setzen gegen Ausgrenzung
Was sich hier so schön liest, ist (leider) nicht die Regel in einer Branche, die trotz aller „Body Positivity“ immer noch von Perfektion getrieben ist. Umso bemerkenswerter die neue „Benefit“-Verpflichtung: Kate Grant hat das Down-Syndrom, auch Trisomie 21 genannt. Von der Gen-Veränderung betroffene Menschen haben diverse geistige und körperliche Einschränkungen, die je nach Grad der Behinderung variieren, sie aber nicht zwingend im Alltag einschränken. Dennoch haben Menschen mit Down-Syndrom oft mit Ausgrenzung zu kämpfen – dem will sich Kate Grant entschlossen entgegenstellen. Und ihr neuer Arbeitgeber ebenfalls: „Die Beauty-Industrie ist dabei, sich zu verändern und wir freuen uns, dass Menschen wie Kate ganz vorne mit dabei sind“, heißt es seitens „Benefit“.
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Kate will andere ermutigen, ihren Traum zu leben
Kate Grant ist 19 Jahre alt und kommt aus Nordirland. 2018 gewann sie bei einer regionalen Miss-Wahl den ersten Platz und sorgte damit für Schlagzeilen. Die Marke „Benefit“ wurde durch ein Facebook-Video auf den Teenager aufmerksam und fragte sie schließlich für die aktuelle Kampagne zum „Roller Liner“ Eyeliner an. Dass der Fokus auf den Augen liegt, die bei Menschen mit Down-Syndrom meist leicht schräg gestellt sind und etwas weiter auseinander stehen, dürfte dabei ganz bewusst so gewählt worden sein. Kates Mutter hatte gegenüber der englischen Zeitung Metro verraten, ihre Tochter hoffe darauf, ein Vorbild für alle Models mit Down-Syndrom zu werden, um Tabus zu brechen und anderen den Weg für eine Karriere als Model zu ebnen.
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Models mit Handicap
Ein Weg, den Madeline Stuart längst erfolgreich gegangen ist: Die Australierin bezeichnet sich selbst als „World’s 1st professional Super model with D.S.“, wird international gebucht – teilt mit ihren fast 200 000 Instagram-Fans aber auch schwierige Momente wie längere Aufenthalte im Krankenhaus. Immer häufiger schaffen es Menschen mit besonderen äußerlichen Merkmalen oder sichtbaren Handicaps auf internationale Laufstege, werden als Gesichter für große Kampagnen verpflichtet. Model Winnie Harlow leidet an der Krankheit Vitiligo, bei der Teile der Haut pigmentfrei werden und weiß bleiben. Sie wurde unter anderem für das Magazin-Cover der amerikanischen ELLE fotografiert und lief 2018 bei der legendären „Victoria’s Secret“-Show mit.
Auch das deutsche Männer-Model Mario Galler lief bereits auf der Berlin Fashion Week über den Laufsteg und war Kampagnen-Gesicht für die italienische Marke Benetton. Seine Besonderheit: Galler trägt eine Beinprothese, da er mit einem verkürzten rechten Oberschenkel zur Welt kam.