23. November 2018, 17:36 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Die richtige Textilpflege ist ein Thema voller Mythen und Missverständnisse. Muss ich Jeanshosen auf links drehen? Darf der Kaschmirpullover in die Waschmaschine? Und wäscht Pulver besser als Flüssigwaschmittel? Waschexperte Rainer Stamminger, Professor für Haushalts- und Verfahrenstechnik an der Universität Bonn, hat STYLEBOOK die Antworten geliefert.
Flüssigwaschmittel oder Pulver?
Das lässt sich so einfach nicht sagen, beide haben ihre Stärken. Pulver als Vollwaschmittel enthalten immer Bleichmittel, die helfen, farbige Verschmutzungen zu entfernen. Gleichzeitig töten sie Bakterien ab. Pulver eignet sich bei Unterwäsche, Geschirrtüchern, Babysachen und weißer Bettwäsche – also bei allem, was hell ist und hygienisch sauber werden muss. Flüssigwaschmittel eignet sich besser für Buntwäsche und bei Fettflecken dank der darin enthaltenen Tenside.
Brauche ich Spezialwaschmittel, z. B. für Schwarzes?
Im Prinzip leisten diese Spezial-Produkte nicht viel mehr als herkömmliches Flüssigwaschmittel. Schwarzwaschmittel zu verwenden kann sinnvoll sein, wenn man wirklich viel schwarze Kleidung hat. Im Vergleich zu pulverförmigen Waschmitteln verhindern sie, dass sich graue Schlieren auf den Fasern bilden.
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Welche Temperatur ist die richtige?
Normalerweise reicht das 30- oder 40-Grad-Programm. Das gilt für alle Textilien, sofern man nicht gerade die dreckigen Trikots einer Fußballmannschaft waschen muss. Einmal im Monat braucht jede Maschine eine 60-Grad-Wäsche, um angesammelte Bakterien abzutöten, dieser Waschgang sollte dann am besten für Unterwäsche und Bettlaken zusammen mit pulverförmigen Vollwaschmittel genutzt werden.
Wie sinnvoll sind Kurzwasch-Programme?
Gar nicht! Viele glauben, kurze Wäschen verbrauchen weniger Energie, aber das Gegenteil ist der Fall. Außerdem wird die Kleidung oft nicht richtig sauber. Die Enzyme in den modernen Waschmitteln brauchen lange Waschzeiten, um ihr volle Wirkung zu entfalten. Grundsätzlich ist zu empfehlen für Koch-/Buntwäsche die Waschmaschine immer im Energiesparmodus laufen lassen.
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Wie nützlich sind Weichspüler?
Weichspüler sind nach wie vor ein heiß diskutiertes Thema. Klar, die Wäsche fühlt sich flauschiger an und der Weichspüler verhindert die elektrostatische Aufladung bei Synthetik. Damit werben auch die Hersteller. Das kommt von den Tensiden, die sich auf die Fasern legen. Allerdings ist das auch eine extra Schicht Chemie, die wiederum mit der Haut in Kontakt kommt. Jeder sollte selbst entscheiden, ob er das möchte. Und jeder sollte sich fragen, ob die allein in Deutschland jährlich verbrauchten 230.000 Tonnen Weichspüler auch ökologisch betrachtet wirklich nötig sind.
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Was gehört niemals zusammen in die Waschmaschine?
Weißes und kräftig Buntes immer trennen. Auch sollten sehr feine und empfindliche Stoffe wie Spitzenwäsche, Blusen mit Stickereien, Wolle, Samt und Seide immer separat und im Schonwaschgang in die Trommel gesteckt werden. Feinwaschmittel verhindert zusätzlich, dass die Textilien zu sehr aneinander reiben, was die Struktur schont.
Was ist besser: Handwaschprogramme oder selbst mit Hand waschen?
Mittlerweile sind die Handwaschprogramme so sanft und gewebeschonend geworden, dass sie besser sind als jede Handwäsche. Von Kaschmirpulli über Seidenschal kann eigentlich fast alles in die Maschine, solange es überhaupt als waschbar deklariert ist. Im Zweifel lieber nochmal auf dem Textilzettel schauen, was dort empfohlen wird.
Was sollte unbedingt in die Reinigung?
Auf jeden Fall Lederjacken und Lederhosen – also alles, was nicht mit Wasser in Verbindung kommen darf, oft verträgt der Faden, aus dem die Nähte sind, kein Wasser. Die ziehen sich beim Waschen zusammen, in der Folge wird das Kleidungsstück untragbar. Und gerade dabei handelt es sich oft um ausgefallene und ganz extravagante Kleidungsstücke. Auch hier wieder genau auf die Pflegehinweise achten und auf Nummer Sicher gehen.
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Wie wasche ich meine Jeans richtig?
Soll die Jeans ihre Farbe behalten, besser linksrum waschen. Soll der heute so beliebte Used-Look entstehen, dann einfach direkt in die Maschine damit. Es gibt Experten, die raten sogar, die Jeans gar nicht zu waschen, aber das ist Einstellungssache. Jeansstoff ist extrem widerstandsfähig, verträgt Bleichmittel und sogar kochendes Wasser. Dadurch lässt sich selbst besonders hartnäckiger Schmutz lösen. Viel falsch machen kann man also nicht.
Stichwort Schleudern: Wieviel Turbo ist sinnvoll?
Viel, nämlich zwischen 1400 und 1600 Umdrehungen! Je trockener die Wäsche aus der Maschine kommt, desto besser. Auch hier denken wieder die meisten, dass Schleudern viel Energie und damit auch Geld kostet. Dies ist jedoch ein Trugschluss. Tatsächlich ist Lufttrocknen in der Wohnung nicht billiger als das Trocknen in einem modernen Wärmepumpentrockner, denn die drei bis vier Liter Verdunstungswasser, die andernfalls in den modernen, gut isolierten Häusern zu Stockflecken an den Wänden führen können, müssen durch entsprechendes Lüften aus dem Zimmer geleitet werden. Die dafür zuströmende frische Luft muss von der Heizung wieder erwärmt werden. Und das macht auf der Gesamtrechnung kaum einen Unterschied. Entgegen der allgemeinen Annahme schädigt eine hohe Drehzahl auch nicht das Gewebe, es knittert höchstens etwas mehr.
Was muss ich beim Trocknen sonst noch beachten?
Das Billigste und Beste ist es, Wäsche draußen trocknen zu lassen. Das geht natürlich nur im Sommer. Ansonsten lohnt sich für Baumwoll- und Leinenwäsche tatsächlich die Anschaffung eines Wäschetrockners, am besten eines modernen Wärmepumpenwäschetrockners. Für Wollsachen gilt: feucht auf ein Handtuch legen, ein Zweites drüberlegen und einrollen. Empfindliche Chemiefasern auf dem Bügel oder liegend trocknen und ebenfalls keiner Reibung aussetzen.
Wie oft muss ich die Waschmaschine reinigen und wie funktioniert das?
Alle Vierteljahr sollte das Waschmittelfach herausgezogen und komplett gesäubert werden, da sich dort im Laufe der Zeit Biofilme ablagern. Die Gummidichtungen zusätzlich mit einem feuchten Tuch abwischen.
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Bei Versuchen, die ich mit meinen Studenten durchgeführt habe, kam heraus, dass die meisten „Hausfrauentipps“ aus dem Internet bei Rotwein-, Blut- und Ölflecken oft alles nur noch schlimmer machen oder kaum nützen. Salz auf Rotwein zum Beispiel bringt nichts, da es nur die Flüssigkeit herauszieht. Dadurch erscheint der Fleck zwar heller, aber die Substanz selbst hängt weiterhin im Gewebe. Besser den Fleck vorsichtig mit lauwarmen Wasser behandeln, nicht zu sehr einreiben, feucht halten und so schnell es geht in die Waschmaschine. Auf Experimente besser verzichten!
Mehr Infos und wissenschaftlich fundiertes wie geprüftes Wissen zum Thema Waschen gibt es hier.
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